Dienstag, 3. Dezember 2013

Nochmals GroKo

Jetzt haben wir einfachen SPD-Mitglieder den Wortlaut des Koalitionsvertrages auf dem Tisch. Er ist nicht wirklich lesbar verständlich, und er bleibt im Vagen. Ich habe aber auch nicht mehr erwartet. Man soll ihn nun aber doch lesen, denn es steht ja das Mitgliedervotum vor der Tür. Das ist ja nun doch mal was Neues und firmiert unter dem Begriff "Basisdemokratie". Ob es das ist, darüber stritten ja kürzlich vehement Gabriel und Slomka. Mit Punktsieg für Gabriel. Je nun...
Für mich steht fest: die SPD hat in den Verhandlungen nicht stark genug argumentiert. Energiewende, Gesundheitspolitik, Rente, Finanzmärkte - alles Punkte, die nicht zu Ende diskutiert, bei denen sozial-demokratische Vorstellungen nicht durchgesetzt wurden. Schade. Und dann das Verwirrspiel mit den Steuererhöhungen.Hier schlägt mein Sozi-Herz doch sehr laut und links.
Wie wurde diese Maßnahme zunächst erkärt?
Mit einer Regelung für die "Besserverdienenden", die ab einer Einkommensgrenze von 100.000 € steuerlich belastet werden sollten. Richtig.
Doch dann verwässerte der Ansatz gründlich. Erst wurde seitens der Union versichert, dass "Steuererhöhungen" welcher Art auch immer, nicht mit denen zu machen wären. Und die SPD knickte ein: wenn andere Finanzierungsquellen möglich wären, seien die Steuererhöhungen vom Tisch. Diese "seien kein Selbstzweck", erklärte Nahles immer wieder. Dabei waren sie aber nicht nur ökonomisch begründet, sondern auch als Meilensteine jener sozialen Gerechtigkeit der SPD gedacht, die zu ihren Grundsätzen gehört. Das wird nun nicht mal mehr artikuliert.
Das nenne ich Verrat an der sozialdemokratischen Idee. Und da gibt's noch mehr Beispiele.
Das mit dem Mindestlohn wird nun als besondere Leistung herausgestellt. Könnte es auch sein, obwohl er erst ab 2015 kommt und Angela selbst wortlaut-identisch diese Formulierung gebraucht (Verdacht: einlullen des Gegners, anderes Spiel spielen??)
So, nun lese ich noch ein paar Tage den vage dahinschleichenden Vertrag (eigentlich nur eine Vereinbarung) und entscheide mich. Dabei muss es zwei Aspekte geben:
1. Der Vertrag und damit die Große Koalition sind wegen unzureichender Repräsentation der sozialdemokratischen Idee abzulehnen. Ich habe die Genossen nicht gewählt, damit diese GroKo zustande kommt.
2. Bei einer flächendeckenden Ablehnung der GroKo kommt es entweder zu einer Koalition mit den Grünen (sehr unglaubwürdig, deren Verhalten) oder zu Neuwahlen - dann wäre die SPD ziemlich am Ende, mit prognostiziert 15%. Wollen die Gegner des Vertrages das in Kauf nehmen?
Im Übrigen: 80% der Mitglieder scheinen für den Vertrag stimmen zu wollen. Angst als Ratgeber?
Meine Haltung ist eigentlich noch unentschieden.

Samstag, 23. November 2013

Die große große Koalition...


"Die SPD sollte sich von der Vorstellung verabschieden, sie sei nur die Partei der sozialen Gerechtigkeit, sondern sie ist auch die Partei einer positiven Einstellung zur Wirtschaft." So ähnlich Gabriel kürzlich auf dem SPD-Parteitag. Wenn das keine schallende Ohrfeige für die ehrlichen Parteimitglieder an der Basis ist?
Und sie schielen mit unverhohlener - medial aber verhohlener - Lust auf ihre Posten. Da bleibt auch mal ein Winken rüber zu den Linken eher Spiegelfechterei, um sich besser zu positionieren, etwa. Und dann diese Mitgliederbefragung. Sie haben Angst, bei uns, in der Spitze, da auf dem Gipfel, dem Olymp der Partei, wo die Wolken ziehen und die Blicke für das unten dennoch vorhandene Leben verstellen...
Und was ist denn dieses noch ungelegte Ei der großen Koalition? Manchen schreiben von einer Zeitenwende (bezogen allerdings auf Hessens Schwarz-Grün), denken aber ähnlich von den nebulösen Geschehen auf der Berliner Bühne. Leitartikler verlieren sogar das Gespür für die Deutsche Sprache, was kein Einzelsymptom ist, wenn sie z.B. schreiben "Gabriel besteht auf DAS Ministerium" oder so ähnlich. Verbalhornung; sie wissen aber es nicht besser. Unser Deutschlehrer hätte sie ins Klassenbuch eingetragen.
Die großen Forderungen der SPD - man kann auch sagen Wahlversprechen - Reichensteuer, Gleichstellung der Frau, Bürgerversicherung, etc. wurden geopfert. Soziale Gerechtigkeit sieht anders aus. Daher besteht die Gefahr, dass kritische Köpfe an der Basis die ganze Sache mit der GK kippen werden. Ich denke übrigens genau so.
Ja, Bühne: Wir leben in einer politische Inszenierung zweier Parteien, deren Unterschiede auf eine Nanodistanz geschrumpft sind. Nach außen Theater: Da hat es in den Gesprächen gerumst. Da werden Angriffe "gefahren", Tacheles geredet oder man wird nervös. Es werden Trophäen für die Mitglieder gesammelt. Ja, und wo sind sie??
Alle prominenten, televisionstauglichen Mitspieler in meiner Partei haben nur ein Ziel: es soll was werden mit den Posten, Vehikel ist die GK, diesmal, und bemänteln das mit "Gestaltungswillen", mit der sozialdemokratischen Handschrift in dem Papier nachher, und mit der Augenhöhe. Die ist aber nicht sichtbar. Oder anders herum: die beiden Parteien werden sich kaum voneinander unterscheiden. Daher:
Sie, Gabriel, die Nahles und sogar die Stones, sie haben Angst vor ihren Mitgliedern. Na sowas.
Und ja, diese Befragung ist ein Risiko. Man könne sich vorstellen, selbst um den Preis von Neuwahlen, dass die 20% zusammenkommen. Schrecklich. 

Freitag, 1. November 2013

Der Vettel-Altar

Man ist ja leider gezwungen, auch Sportsendungen mit anzusehen, selbst wenn man ein Antipode des andauernden medialen Sportorgasmus ist. 
Da aber sah ich nun vorgestern den Formel-I-Weltmeister Vettel (der mit seinem dümmlichen Lächeln), wie er sich vor seinem Auto auf die Knie warf, sich in den Dreck neigte und offenbar Staub frass, und das mit Lust. Leider dürfte diese intellektuelle Interpretation für jenen ziemlich unergiebig sein, sodaß ich sie mir hier auch erspare…
Es war aber eine hochaktuelle Geste, die hier bildhaft (wie heute praktisch alles) in Szene gesetzt wurde - mit zeitgenössischem Symbolcharakter: die neuen Altäre unserer Anbetung sind eben die Autos, sind die wirtschaftlichen Sünden-Ablasser und Sündenverursacher, die neuen goldenen Kälber eben. 
Das alles ist ja nicht neu. Aber dieses Bild ist es wert, dass man kurz innehält und über dessen so naiven Wahrheitsgehalt zu sprechen versucht. Bilder sind immer auch Wertevermittler, schon immer, und immer auch umstritten und verflucht. Im Islam z.B. ist es nicht gestattet, bildhaft auf Gott hinzuweisen, statt dessen haben sie diesen ungeheuren, auch verstörenden Ornamentsturm in ihren Moscheen. Dass sich Vettel vor sein (leider stehendes) Auto wirft, ist bildhafte Gegenwahrheit also. So ist eben unsere Welt voller Symbole. Mitterand und Kohl in Verdun ebenso wie Willy Brandt in Warschau. Also auch Vettel und was er da transportiert. Mit und ohne Luther oder diesen Bischof da aus Limburg.

Da nimmt es nicht wunder, dass gleichzeitig die Hysterie über diesen Bischofsskandal von Limburg die architektonische Schönheit des neuen "Bischofssitzes" einschließlich einer freistehenden Badewanne (na sowas!) als unwürdigen Fehltritt multimedial vermarktet, von Bild über Welt und SZ Klar. Der Bischof, der muss weg. Hat er doch 31 Mio. Euro dafür ausgegeben ("verschwendet"). Am besten die ganze katholische Kirche weg, die ja auf sowas von Reichtümern hockt, mein Lieber, da kann man, ja muss man Bild einfach lesen und lieben.
Der mediale Urstrom dieser 4. Gewalt (über die auch nachzudenken sich lohnen würde) fegte ihn, den Bichof, als Wert einer ganz anderen Kategorie hinweg, über die man kein Verständnis mehr aufzubringen habe. Denn wir haben ja andere Altäre (s.o.). Dabei, dies nur als Nebenbemerkung: ein anderer Bischofssitz, in München glaube ich, verschlang 130 Mio.!!
Gut, der Vatikan und sein Papst haben sich klug und antimedial verhalten und den Bischof aus der Schusslinie, wie man heute auch sagt, genommen. Das sage ich als Protestant - wohlgemerkt. Prunk ist katholisch. Aber wie man mit ihm umgeht, kann auch einen Protestanten auf die Palme bringen. Wird man nun die Kosten für die Barockkirche von Birnau, den Kölner Dom oder die Kathedrale von Reims auch aufrechnen und die Bauherren von damals "hinwegfegen" (etwa aus der Erinnerung)? Das beträfe dann die ganze katholische Kirche, und nicht nur die…

Da bin ich doch froh, dass wir Protestanten solche Baudenkmäler kaum vorzuweisen haben. Hexenverbrennung von heute das ganze, der Vergleich drängt sich mir auf. Oder schlimmer - Progromdenken…

Dienstag, 8. Oktober 2013

Steuerhöhungen und der Selbstzweck

Diese Schlagzeile in der Welt (wo sonst?): "Deutschlands Superreichen geht es so gut wie nie..." steht zu den Meldungen über die Zunahme der Schere zwischen Arm und Reich wie Öl, das man ins Feuer gießt.
Unsere Partei, die SPD, ist im Rahmen der Sondierungen zu etwaigen Koalitionsgesprächen von der Wahlaussage zu Steuererhöhungen bei Spitzenverdienern abgerückt. Nun heißt es, dass diese Forderung nach Erhöhungen "kein Selbstzweck" seien, was landauf-landab von den Funktionären nachgebetet wird. Ganz spärliche Stimmen, die den Wert dieser Steuermaßnahmen bei Spitzenverdienern (und nur da macht es Sinn) als Wert an sich, nämlich als Gerechtigkeitswert messen, verstummen mehr und mehr.
Gerechtigkeit, soziale zumal, ist aber eine Grundidee der SPD und man hat den Eindruck, sie wird hier mal so einfach über Bord geworfen. Ist das nicht symptomatisch? Unser Funktionäre wollen in die Regierung, um zu gestalten, wie es immer so schön heißt, und selbst um den Preis der Opferung von Grundideen. Aber opfert unsere Partei nicht schon lange Grundideen der höheren "Vernunft" der Verbürgerlichung? Und wenn man "in die Regierung" will, ist einem alles recht. Klar, die Steuereinnahmen "sprudeln", man kann also die Ausgaben für Bildung und Infrastruktur etwa auch ohne Steuererhöhungen finanzieren. Aber darum geht es nicht, zumindest nicht nur!
Hier wird mit der Ehre der SPD gespielt. Wenn man die Gerechtigkeitslücke in unserer Republik so schamlos dem Pöstchenschacher opfert, kann man sich dann noch als Sozi im Spiegel betrachten?
Opposition ist übrigens nicht immer nur "Mist"!

Wie sagte der Sozialdemokrat Otto Wels in der Weimarer Republik 1933? "Das Leben könnt ihr uns nehmen -  aber die Ehre nicht..."

Donnerstag, 3. Oktober 2013

Tag der Deutschen Einheit

Man muss auch mal was loben: dieser Tag, oder diese Minuten, gefeiert in der Stuttgarter Liederhalle, waren würdig und anregend, ja sogar feierlich. Ein Jugendorchester, ein reizendes Kinderballett, recht anspruchsvolle Animationen. Die Rede des MP BW, Kretschmann, und die des Bundespräsidenten, sie waren fundiert und voller kritischer Anspielungen auf Europa und den Föderalismus, diese besondere Spielart nachkriegsdeutscher Demokratie. Auch kritisch-pastoral: "Man muss glauben, was man kann, dann kann man auch können, was man glaubt" (Gauck)
Man muss bedenken, wir haben die Deutsche Einheit seit 23 Jahren und sie funktioniert, selbst wenn man manchmal denken könnte, dass ein "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" eine Alternative hätte gewesen sein können. Aber war nun nicht, DM besser als DDR, und über allem damals Kohl. Ironischerweise haben Angela und Gauck praktisch einerseits den rheinischen Klüngel und die Bonner Demokratie abgelöst, andererseits Ostdeutschland soweit integriert, dass man es als den Schritt in die richtige Richtung sehen kann. Doch wenn man in den "Osten" fährt, was wir ja alljährlich getan haben, sind auch 23 Jahre nach der Wende die Unterschiede noch spürbar, wirtschaftlich und im Verhalten, in der manchmal andressierten Fröhlichkeit und dem Gefühl, immer noch irgendwie fremd zu sein.
Mag sich in der nächsten Generation noch ändern.

Freitag, 27. September 2013

Weltklima-Bericht, Glauben und Vertrauen


Man wundert sich wieder einmal: Laut IPCC (Intergovernmental Panel of Climate Change) ist die Eismenge am Nordpol "erheblich" gewachsen, stagniert die Welterwärmung und sinkt der prognostizierte Meeresspiegel. What's up with our climate? Alles, nur nicht eine Klimakatastrophe!
Die neuen Befunde stehen nicht im Klimabericht, der heute, Freitag 27.9.2013, veröffentlicht werden soll. Warum? Wieder mal drängt sich die Vermutung auf, dass diese Fakten bewußt unterdrückt werden:
Die Politik, abhängig von ihrer zwanghaften Hinwendung zu einer höchst unprofessionell gemachten Energiewende (die ich - würde sie denn professionell gemacht - dennoch begrüße), scheint dafür verantwortlich zu sein. Ich glaube seit langem, dass dieser sog. Klimawandel, der immer wieder von anderslautenden Fakten in Frage gestellt wird, nur zum (geringen?) Teil "menschengemacht" ist.
Nun gibt es ja eine große und mächtige Industrie, die sich auf eben diesen Klimawandel stützt und den daraus entstehenden Zwang nutzt, um die Einführung erneuerbarer Energien voranzutreiben. Unsere "Energieriesen" haben sich längst vor diesen Karren gespannt, Profite witternd. Das darf man sich nicht so einfach merken lassen, da könnten ja Kunden abspringen: wieder ein Beispiel für Verdummung der Bevölkerung.
Andererseits möchte man ja nun auch nicht die Konsequenz haben, dass AKWs und/oder Kohle-KWs wieder reaktiviert werden. Doch wenn's um die Strompreise geht...
Auch die Medien spielen da ganz vorne mit: Während die Abnahme der Eisdecke am Nordpol in allen Medien gebührend und schlagzeilenträchtig "gefeiert" wurde, muss man sehr suchen, um die oben angeführten Tatsachen der Vergrößerung eben dieser Eisdecke zu finden. Was soll das? Nun, sie spielen alle mit in diesem fiesen Konzert der Meinungs- und damit Bewußtseinssteuerung in unserer Gesellschaft. Wir sind eben doch in hohem Maße fremdbestimmt, unser hohes Gute der Selbstbestimmung wird immer wieder von neuem unterhöhlt und unterlaufen. Wir sollen glauben, was wir gesagt bekommen, Vertrauensselige, die wir sind. Wir sind die modernen Mitläufer, als die unsere Väter eingeordnet wurden, entnazifiziert nach der Nazizeit. Ein stereotypes Verhalten, damals wie heute, das mich sehr beunruhigt.
Und die Strompreise steigen und steigen. Verrückte und verlogene Welt.

Mittwoch, 25. September 2013

Deutschland hat gewählt

Es ist jetzt ein paar Tage her, dass man erleben durfte, wie die politische Klasse Deutschlands sich am Sonntag sichtlich passend zur gesellschaftlichen Attitüde des Staates veränderte: Erwartbares bis Unerwartetes füllte die TV-Einschaltquotensäcke und am Ende standen alle, besonders die weisen TV-Kommentatoren, einschließlich der Kuchenkönige Kroll, Schönenborn und Schausten ziemlich verdattert da. Deuten war (und ist) angesagt. Was war geschehen?

Die CDU wurde mit 41,5 % stärkste Kraft, dank Mutti, der Mehltau produzierenden Zentralfigur, und sie schlitterte an der absoluten Mehrheit vorbei. Die SPD ging mit 25,7 % trotz geringer Zugewinne "baden", dank einer ziemlich unprofessionellen Wahlkampfshow des Spitzenkandidaten, der sich dem Sperrfeuer der Medien ("Telekratie") ungeschützt aussetzte, auch, weil aus der Partei, meiner Partei, kaum Schutz gewährt wurde. Die Linken wurden "drittstärkste Kraft", vor den Grünen. Die FDP, eigentlich nicht erwartet, flog aus dem Bundestag, erstmals in ihrer Geschichte.

Also zunächst mal: die CDU zusammen mit der CSU (Bayern! Absoluter Heilsbringer!) hoch oben mit dem Sicherheitsfaktor Angela M., ohne die das sicher anders ausgegangen wäre. Jede politische Mehrheit bildet die aktuellen gesellschaftlichen Bedingungen ab, unter denen sie funktioniert; also ist der Wahlsieg der CDU ein Abbild unserer Gesellschaft. Und das will was heißen. Denn wir sind europäisches Schwergewicht, ökonomisch gesteuertes Staatsgebilde, und wir Bürger weisen einen mehrheitlichen, wenn auch ungleich verteilten Wohlstand auf. Das will dieser Bürger natürlich nicht aufs Spiel setzen und so läßt er sich durch die Wahlprogramme der andern Parteien, so unscharf sie auch formuliert sind, verunsichern und wählt eben die Partei, die seit Adenauer eben keine Experimente will. Und daher dem sozialen Fortschritt nicht verpflichtet ist. Nur merkt das keiner, Minderheiten werden ja nicht gehört, dringen nicht in die Machtzentralen vor. Die Mehrheit ist saturiert; auch die Jungwähler wissen das zu schätzen und fahren lieber in den Urlaub und halten unser Staatsgebilde lieber für ein Spassgebilde. Diesen Zeitgeist einer möglichst unverbindlichen ("Hallo") und zu nichts verpflichtenden Gesellschaftsform reflektiert die Einlull-Kanzlerin. Lieb und nett, das ist ihr Wahlerfolg, selbst wenn das nur Etikettenschwindel ist, wie alles in der CDU. Nur merkt das keiner.
Die CDU gebärdet sich sozial - was ist das? - und ist es in Wahrheit nicht. Und Angela M. macht uns glauben, dass alles stimmt. In Wahrheit ist alles gelogen.

Und meine Partei, die SPD? Sie hat die Fehler ihres Kandidaten bezahlt, aber ihr Wahlprogramm war auch nicht offen genug, um die Schwächen der CDU aufzudecken. Sie ist zu angepaßt. Und Angelas Charme der oberflächlichen Gefährlichkeit hat sie nichts entgegenzusetzen.

Die Linken haben ihren Achtungserfolg als drittstärkste Kraft. Aber sind sind (noch) nicht über den Status der Zerstrittenen hinaus und daher erst beim nächsten Mal (!) koalitionsfähig.

Die Grünen, die gerade ihre gesamte Mannschaft ausgewechselt haben (keine da im Hause Trittin?), sind derzeit auch wenig echt, wenig identifizierbar. Das Echte an den Grünen, ihre Umweltengagement, hat sich wenig dargestellt. Karin GE ist noch die Beste unter den echten Personen.

Es gibt ihn aber doch, den weisen Wähler: Das eigentliche Desaster war ja das Ausscheiden der FDP (4,8 %) aus dem Bundestag. Das ist richtig schlimm, aber es war auch erklärbar, wenn auch nicht erwartbar. Denn dass es so ernst war mit der Ablehnung durch den oben ja so gescholtenen Wähler, das war nicht vorauszusehen. Aber ist es nicht so: eine "liberale" Partei, die als Gurkentruppe ankam, die sich eine nur noch peinliche Zweitstimmenkampagne leistete, war öffentlich out.
Eine Partei, die sich nur der Wirtschaftsliberalität, nicht aber der sozialen Liberalität oder der Bürgerrechtspolitik verschrieb, hat - o weiser Wähler - nichts im Bundestag zu suchen. Immerhin war diese Partei, unter Scheel, Hirsch, Kinkel und auch Leutheußer-Schnarri (Minden!) mal in einer Regierung mit der SPD!!

Und dann noch der mediale Aufschrei über die Partei AfD (Alternative für Deutschland). Dies Sammelbecken  für die rechtskonservativen Protestwähler, die sich in den "bürgerlichen" (weniger citoyen, mehr bourgeois) Parteien nicht mehr wieder fanden, war fast über 5 %, aber eben nur fast. Knapp daneben ist eben auch vorbei. Sie wollen die DM wieder. Lachhaft. Statt dass sie versuchen, die europäische Idee zu beleben, die nah daran ist, einen stillen Tod zu sterben, lamentieren sie über die Eurokrise. Right or wrong, my country.. Aber die ökonomische Version!
Man soll sich nicht so aufregen Ich denke, das geht vorüber. Wie die Piraten...

Ich fürchte eine Große Koalition. Diese wird kommen und mit ihr weitere Stagnation und Verlogenheiten.



Samstag, 21. September 2013

MRR

Marcel Reich Ranicki ist tot. Das ist auch wert, hier angemerkt zu werden. Warum? Als Zögling eines humanistischen (und vergangenen) Gymnasiums habe ich eine tiefe Verbundenheit mit Literatur und literarischer Thematik gelernt. Und hier war MRR eine veritable Leitfigur, sowohl nach Herkunft und persönlicher Geschichte als auch nach Kenntnis und verantwortlicher Stellungnahme im unsterblichen "literarischen Quartett", das heute so antiquarisch wirkt, weil das Fernsehen diese Schiene der Qualitätsvermittlung seit langem, eigentlich seit Einstellen dieser Sendung, verlassen hat. Fernsehen ist gegenwärtig fast widerwärtige Niederkultur. So gesehen, markiert MRR sogar eine Wende zu Schlechterem. Schade. Und mir hat er unsäglich imponiert...

Donnerstag, 22. August 2013

Student sein? Medizinstudent?

Da lesen wir wieder darüber, dass die sog. 1er-Abiturienten oft leider nicht die idealen Ärzte werden, die sie nach den Zulassungsverfahren sein könnten, denn sie werden von diesen gegenüber anderen mit schlechteren Abi-Noten bevorzugt. Bekannt soweit.
Nun, einerseits ist das wieder ein Pauschalurteil, das in der Unterstellung gipfelt (Bahr), diese Mediziner würden sich ausnahmslos in Forschung und an den Uni betätigen. Das ist natürlich barer Unsinn, selbst wenn es vorkommt. Andererseits stimmt es, dass eine nur nach der Abiturnote gemessene Eignung, die angeblich durch bessere naturwissenschaftliche Kenntnisse definiert ist, kein ausreichender Hinweis auf die tatsächliche Eignung im späteren Beruf darstellt. Vielmehr ist dieser Kandidat anfällig für technische Abläufe, er ist prozessorientiert.

Samstag, 17. August 2013

Wahlkampf 2013

Es war klar, dass der Blogger sich zu dem Tagesthema der kommende Wochen äußern muß: dem Wahlkampf zur Bundestagswahl 2013.
Der ist - nach dem Eindruck der Medien - lahm, realitätsfern und friedvoll. Die Wahlplakate signalisieren "heile Welt" und "das Wir gewinnt" oder so. Man will, seitens der Regierungsparteien, sicher keine Experimente und es sieht tatsächlich nach aktuellen Umfragen so aus, als ob unser jetziges Modell Schwarz-Gelb wieder eingesetzt würde. Es ist natürlich für den Blogger eine entsetzliche Vorstellung, Mutti wieder an der Seite des Vietnamesen zu sehen, oder was immer dann personell ausgekocht wird. Unser Wahlvolk, immerhin ein repräsentativer Teil unserer Gesellschaft, ist inzwischen politischen Änderungen aus tiefster Seele abhold. Es geht uns ja gut - und was will man mehr?
Die SPD, Anwältin der sozial Schwachen seit je, tut sich schwer mit dieser Rolle und hat ja das Prinzip Mitte auf den Fahnen gut sichtbar eingraviert, denn den "echten" Arbeiter, den gibt es ja schon lange nicht mehr.
Die CDU, geführt von der unkapputtbaren Mutter Angela, spielt Hase und Igel und "ist all do", was die genuin sozialdemokratischen Themen wie Gerechtigkeit, Mindestlohn oder Bildungskapriolen angeht. Abkupfern auch, wenn die so epochal niedrige Rate der Arbeitslosigkeit in Deutschland von Angela und ihren Vasallen als ureigenste Leistung der CDU herausgestellt wird, wohl wissend, dass es Gerhard Schröder und Peter Hartz waren, die diesen Prozess mit der Agenda 2010 ermöglicht haben. Sie wurden dafür z.T. aus dem Amt geprügelt.
Und die Grünen? Die sind beim Marsch durch die Institutionen alt und grau geworden. Da kommt nichts mehr... Selbst die von der Regierung und ihrem Minister mit Genießerfigur, Peter Altmeyer (Saarländer) so unglaublich unprofessionell gestaltete "Energiewende" kann sie nicht mehr aus der Reserve locken. Die Grünen sind out, selbst wenn sie recht haben.
Die FDP nun endlich, sie wird wohl wieder in den Bundestag kommen; wäre auch zu schön gewesen, wenn nicht. Klein-Philipp neben Großvater Brüderle als Wirtschaftsliberale, die den Staat als Moloch sehen und ihn so weit wie möglich ausklammern oder neutralisieren möchten, haben außer einer Justizministerin, die sich bürgerrechtsliberal gibt (Mindenerin), der Lobby-FDP nichts vom alten Schwung der Kinkel und Hirsch gelassen. Verzichtbar.
Die anderen, also die Linken oder die Piraten, sind entweder zu ideologisch-surreal oder zu exotisch.
Also: wer geht noch wählen? Außer mir niemand??

Was sagt uns das alles: unsere Gesellschaft hat die Parteien, die es verdient! Auch und gerade Angie-Veggie (auf dem Wege zu Schwarz-Grün??)

(aus: Cicero, Online Magazin für Politische Kultur 2013)
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Freitag, 19. Juli 2013

Spionieren...

Die Zeitungen, das Fernsehen (alle in öder Feriengestalt) und alle anderen sind voll davon: Man späht die Deutschen aus. Na so was. Da gibt es einen, der heißt Snowden, der sitzt in Russland im Transitbereich des Flughafens Scheremetjewo, junger Mann (früher sagte man Schnösel, werd erst mal was), der habe das alles ins Rollen gebracht. Aber was eigentlich? Ja, wenn man das wüßte. Datenschnüffelei beim Privatmann, gut, da kann man die Aufregung noch verstehen. Aber was das für den Einzelnen bedeutet? Bedenkt man, mit welcher Hingabe der Normal-Internetnutzer seine Daten bei Facebook, Google oder Apple in die Welt posaunt, relativiert sich das Ganze.
Nun heißt es, man habe nur gegen den Terrorismus geschnüffelt. So seien 5 Anschläge verhindert worden (Zahl ist nicht belegbar, wie so vieles in unserer hektischen und unsorgfältigen, flüchtigen Welt). Gut. wenn es so wäre, auch nur ein einziger verhinderter Anschlag wäre schon etwas, das für die Notwendigkeit dieser Datensammlung sprechen würde. Doch dazu wissen wir zuwenig. Geheimdienste eben gehen selten an die Öffentlichkeit, da wäre ja der Name schon lächerlich.
Aber es ist Wahlkampf, und die Zeitungen: siehe oben...
Alles ein blödsinniger Krampf. Nichte genaues weiß man nicht. Aber es wird als genaue und brutalstmögliche Aufklärung verkauft. Alles Krampf. Friedrich kann sich produzieren, tun sie doch alle.
Warum nicht auch er? Der Unsympath soll seine Chance haben.
Und das Schauspiel Snowden? Der Spieler hat in Russland Asyl beantragt. Niemand weiss, was das nun wieder bedeutet. Hat er sich aber gegen amerikanisches Recht vergangen und Gesetze übertreten? Dann muss er, wie in jedem Rechtsstaat, bestraft werden. Das ist doch sonnenklar. Er fürchtet sich aber vor US-Gerichten, denn sie könnten ja die Todesstrafe verhängen. Wäre ein ernster Grund, aber ist doch lächerlich, bei dem Hype...

Samstag, 22. Juni 2013

Sport in Brasilien

Sport, Fussball zumal, ist eine besondere Art, in der Öffentlichkeit zu punkten und auch, viel Geld zu verdienen. Dazu zählt, alle wissen es und keiner kritisiert es, die Welt des Profifußballs. Die Fussball-Mafia ist wohl aufgestellt und spielt in Personen zum Teil unsäglicher Promoter und Werbeträger, allen voran der unglaubliche Sepp Blatter, eine fast undurchdringliche und unaufhebbare Machtposition aus.
Das kann man jetzt wieder in Brasilien besichtigen. Dort gehen die Massen auf die Straße und protestieren auch gegen die Milliarden, die in die Fußball-Großereignisse fließen, irgendwem (den Reichen wahrscheinlich) nutzen, aber sicher den Bedürftigen, Schwachen und Armen im Lande nicht.
Aber statt dass die FIFA die WM absagt und die Gelder für diese Zwecke gespart würden, läßt der Sprecher dieser Mafia ausrichten, dass "zu keiner Zeit der Wunsch geäußert wurde, irgendein Ereignis der FIFA abzusagen", was natürlich eigentlich die genuine Aufgabe einer verantwortlich agierenden Sport-Organisation wäre, und nicht die Reaktion nur auf Wünsche etwa einer Regierung. Aber so ist diese Welt, in der Fußballer Millionen verdienen, über Firmen riesige Werbeeinnahmen erzeilt werden und - natürlich - Arbeitsplätze geschaffen werden...
Erstaunlich auch die Berichterstattung: Einerseits über die Massenproteste in unseren Medien, andererseits die Berichte über die gleichzeitig laufenden Confed-Cup-Spiele. Die jeweils andere Seite der Ereignisse wird immer fast komplett ausgeblendet, so ist eben auch Medienkompetenz und ihre Objektivität: schizophrene Wahrnehmung. Der Zuschauer nimmt es ja nicht übel, er gehört ja jeweils zur anderenen Gruppe.
"Fussball ist unser Leben" sang man mal früher, ja, aber nicht das der Armen in Brasilien.

Mittwoch, 29. Mai 2013

Skandal, oder?

Wenn ich lese, und ich lese viel, dass ein noch unbekannter CDU-Politiker aus dem Kanzleramt zu Daimler auf eine Chefposten wechselt, dass sich dessen Vorgänger bei Daimler einen Botschafterposten in Afghanistan ausgesucht hat (komisch, diese Wahl), dann kann ich nicht verhehlen, dass sich sehr aufgebracht bin über diesen neuen Beweis einer Verwicklung und Verquickung von Politik und Wirtschaft. Bin eben Sozi.

Koch-Bilfinger, Schröder-Pipelinefirma (Russland) und viele viele andere aus allen Parteien, die ich hier gar nicht aufzählen kann, alle im gleichen Verlangen und Ziel, Insiderwissen und Rückwirkungen in und aus Politik zu verfestigen. Natürlich gegen Kohle. Denn diese Herren (und Frauen) verdienen nicht schlecht, besser sicher als im Kanzleramt. 

Der zuträglichen und auskömmlichen Verbindung zwischen Politik und Wirtschaft, die unzerstörbar ist in unserer politischen Klasse, ist es auch zugute zu halten, dass jetzt ein medial hochwirksamer Aufwand zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit in Europe betrieben wird. 
Kommt ja auch gut an, bei einer z.B. 60%igen Quote in Spanien. Die Technik: Abwerben der zumeist hochqualifizierten Jugendlichen  um offiziell diesen eine Aus- und Weiterbildung hierzulande anzubieten,  inoffiziell, um dem "drohenden Facharbeitermangel" der Wirtschaft (aktuelle Worthülse in den Medien) entgegenzuwirken. Duales Modell, wird gesagt.
Die Folge jedoch: Absaugen von ebendiesen Hoffnungsträgern der jeweiligen Länder, von denen sicher viele nicht nach Hause zurückkehren dürften, Brain Drain nennt man das, und es war vor Jahren mal das Hauptargument der Entwicklungshilfe-Politik, die Gutausgebildeten aus Afrika eben nicht abzuziehen.  An dessen Stelle trat dann das "capacity building", und das gelang eigentlich besser (habe es ja selber mit gestaltet, damals in Tanzania): wie wäre es denn, wenn man das Modell auf die Europäischen Mangelländer übertragen würde?
Wird aber nicht gehen. Siehe oben.
Skandal, das alles.

Donnerstag, 23. Mai 2013

150 Jahre SPD

Die alte Tante SPD wurde heute, am 23.5.1863, jedenfalls sagt das die Partei, 150 Jahre alt. Denn an diesem Tage habe sich der "Allgemeine Deutsche Arbeiterverein" (ADAV) gegründet. Was das für us Heutige bedeutet, darüber ist in allen Medien, die was auf sich halten, nachzulesen.  Das ist schon mal per se erhellend, denn so gesehen,  ist die Sozialdemokratie in unserer Gesellschaft doch schon mal als "angekommen" zu bezeichnen. Man solle die Partei aber nicht mit den amerikanischen Demokraten vergleichen, wie es manche Medien tun: dort fehlt ein wichtiges Beiwort  nämlich "sozial", das von der sozialen Ausrichtung. Die Partei heißt nicht umsonst Sozialdemokratische Partei Deutschlands, und das haben die andern Parteien versucht zu kopieren, aber das Ziel nicht erreicht - wie auch: eine christlich-soziale Union, was ist das schon, oder die Linken, was sind die schon gegen diese geballte historische Kraft der SPD. Ich bin jedenfalls froh, als Burschenschafter Mitglied in ihr zu sein.
Was mich unter anderem am meisten begeistert, ist das Verhalten der SPD im Nazireich. Hier waren ihre Köpfe unbeugsam und unbeirrbar. Sie gingen lieber ins KZ, als dass sie sich unterwarfen und es war Otto Wels, Parteiführer 1933, der die historischen Worte anlässlich der Vorlage des  Ermächtigungsgesetzes sprach: "Freiheit und Leben könnt ihr uns nehmen, aber die Ehre nicht!"

(Hier kann man einen akustischen Mitschnitt der Wels-Rede hören!)

Gerechtigkeit, soziale Passion, der Freiheitsgedanke in einem geeinten Vaterlande, das sind  die Grundsätze, die die SPD noch heute ausmachen,  selbst wenn wir Köpfe wie Wels, Schumacher, Brandt oder Schmidt nicht mehr and der Spitze haben.
"Heute stehen andere an der Parteispitze"; schreibt die Welt, "Männer mit Aktenerfahrung, aber ohne Charisma". Das trifft es schon recht genau. Der Grund ist einfach: unsere Gesellschaft ist weit entfernt davon, aufrüttelnden Ziele, die jeden von uns betreffen, zu verinnerlichen.  Hunger, Diktatur, Minderheiten-Unterdrückung waren vorgestern und sind, wenn überhaupt, nur noch global wahrnehmbar. Wir vergessen sie schnell. Und die Idee Europa? Sie hat bei weitem nicht das Feuer der 48er, ja noch nicht einmal das von 1989. Wird sie es jemals bekommen? Ich glaube es nicht.

Und doch, alte Tante: herzlichen Glückwunsch, Du bist doch unter allen diejenige, auf die man am meisten stolz sein kann!!

Samstag, 27. April 2013

Assad und die rote Linie

Wenn der Einsatz von Chemiewaffen in Syrien und zwar durch das Regime bewiesen wäre, dann wäre die von Obama beschworene "rote Linie" tatsächlich überschritten. Aber die Medien- unsere Vierte Gewalt - lassen es in ihrem unerfindlichen Ratschluss tatsächlich offen: es gebe zwar "Hinweise" auf einen "geringfügigen Einsatz" dieser Waffen, aber, das müssen sie zugeben,  sind keine Beweise. Selbst dann, so drängt man subklinisch die USA, könne eine rote Linie überschritten sein, und militärischer Einsatz sei dann gerechtfertigt.
Klammheimlich will man das. Aktion nämlich steigert immer noch unersetzlich die Auflagenhöhe.

Was aber, wenn dieses Giftgas (wenn überhaupt) von den Rebellen in durchschaubarer, aber infamer und auch menschenverachtender Weise eingesetzt worden wäre, um endlich den US-geführten Endschlag auf das Assad-Regime zu erzwingen?
Hierzu eine Anmerkung in der Süddeutschen v. 27.4.2013:
<<Was weiß man über den Einsatz chemischer Waffen in Syrien? Nicht viel. Es gibt Hinweise, dass in einigen Orten Rebellenkämpfer mit Sarin in Berührung gekommen sind. Doch Hinweise sind keine Beweise. Zudem ist unklar, wie der Kampfstoff in die Luft gelangt sein könnte. Es kann ein Unfall gewesen sein beim Hantieren mit Gasgranaten. Oder ein Chemiewaffendepot wurde bei Kämpfen zerstört. Oder - auch das ist denkbar - die Fotos der Sarin-Opfer, die Boden- und Blutproben sind gefälscht, Teil einer makaberen PR-Kampagne der Rebellen, um den Westen zur Intervention zu zwingen.>>

An andere Stelle liest man, dass solche "Bodenproben" aus dem Lande geschmuggelt worden seien und von britischen Diensten nun untersucht würden. Reichen denn "solche" Bodenproben aus? Es muss doch anders möglich sein, etwa über die Kontakte der Geheimdienste bessere, sicherere Informationen zu bekommen? Alles schwierig, und man denkt beklommen an die Fehleinschätzung des Bushregimes beim Irak-Krieg. Gleiche Ausgangslage. Und der Irak ist heute nicht viel besser als damals. 

Assad (dessen Clique weg muss!) wäre gut beraten, die von Ban Ki Moon geforderten internationalen Untersuchungen zuzulassen. 

Donnerstag, 4. April 2013

Nochmals: das eBook und die Guillotine

Vertrackte Sache,  das mit dem eBook. Heute wurde das politische Feuilleton des DR Kultur gesendet,  wo sich einer doch dazu verstieg, Ikeas Bücherregal Billy als neue Version mit tieferen Einschüben als Beweis dafür zu verwenden, dass das eBook unaufhaltsam auf dem Vormarsch sei. Lachhaft.
Nun, beworben wird es ja genügend, und die Freaks steigen dann auf diesen Zug auf. Ich bin ja auch einer und lese ja auch eBooks, etwa beim Warten auf das Essen in einem Restaurant  Da macht mir z.B. Winnetou wie immer Freude, doch nicht die gleiche, wie wenn ich das Buch im Bett und vor dem Einschlafen lesen würde.
Was der Autor noch verrät: er schneidet seinen Büchern den Rücken ab (ehrlich!), nimmt die losen Seiten,  legt sie in den Scanner und wandelt ein Buch aus dem Regal in ein eBook um. Er könne es dann "überall" lesen...
Das ist nacktes Mörderhandwerk, Dekapitation eines Buches mittels einer Bücher-Guillotine. Barbarei pur. Er argumentiert: "Zerstört wird ja nur der Träger, nicht der Text." Aber da Buch und Text untrennbar sind, handelt es sich hier um Büchermord, der einer Verbrennung nicht unähnlich ist. Mein geliebter Roman "Die Buddenbrooks" mit seinem wahrlich zerfledderten Buchrücken, er würde dem Mörder und, ja, das stimmt auch, Jakobiner der selbsternannten Bücherrevolution zum Opfer fallen. Grausame Handlung.

Und hier nochmals mein Credo: ich glaube niemals  dass das eBook, mal von bestimmten Anwendungen abgesehen (Wissenschaft, Entwicklungsländer,  Ausnahmesituation (Busse, Bahn, Flugzeug), dem geheimnisvollen Buch und Buchrücken aus dem Regal den Rang ablaufen wird.
Und nun der Zweifel: Vielleicht liege ich aber falsch? Zweifel und Glaube sind zwei Seiten einer Medaille.
Kultur: was ist das? Kultur ist gleich Smartphone-Display?
Hier der Link zu dem Radiobeitrag.

Dienstag, 26. Februar 2013

Er ist wieder da...

Satire damals, zu Hitlers Zeiten, war mutiger, ehrlicher Kampf, auch ums Überleben, man stand fast schon vor Freisler. Da gab es das "Kabarett der Komiker", allen voran Werner Finck. Der kam isn KZ. Doch für andere waren Guillotine oder der Strang schon bereitet. Heute ist politische Satire Entschuldigung, Möglichkeit, das Grauen gleich mit dem Witz zu entsorgen. So gesehen ist Satire eine Methode, etwas zu tun, das mit Selbstverleugnung und Verleugnung des Geschichtsbewusstseins gleichzusetzen ist. In der Sendung Plasbergs gestern, über deren Qualität man trefflich streiten kann, wurden Studenten befragt: sie offenbarten eine erschreckende Ahnungs- und Geschichtslosigkeit, niemand konnte einen prominenten Mitverbrecher AHs aus der Nazizeit nennen, nachdem einigen wenigen aufgefallen war, dass auch Goebbels dazuzurechnen war, kam der große Bang: sie wussten nicht einmal, was Dachau sei "Eine Stadt?" fragte einer…
Nochmals: die Talkshow selber und die hochgespielte Frage, ob man heute über Hitler Witze machen kann, ist hier nicht zu besprechen. Wohl aber die Bedeutung der Tatsache, dass ein Buch mit einer reißerischen und die Unperson auch wieder sanktionierenden Aufmachung eine solche Auflage erfährt, die noch von den steuernden Bestsellerlisten des Spiegel befeuert wird, ist rätselhaft. Oder auch wieder nicht?
Mit dem Grauen ein Geschäft zu machen, betrifft viele gesellschaftliche Bereiche. Die Kampusch vermarktet sich erfolgreich, der Pistorius, der Mörder, kommt sehr gut an, die Medien verbreiten gerne sekundenschnelle Bilder von Massakrierten in Syrien - man schaut gerne hin… und das war schon immer so.
Mein Verdacht, dass in unserer aktuellen Version von Gesellschaft der latente Faschismus real vorhanden ist, sieht sich bestätigt. Die Sexismusdebatte, (nicht die Brüderle-Debatte, die war schrecklich) verharmlost Gewalt, nationalistische Reflexe kommen in den burschenschaftlichen Äußerungen der letzten Monate zum Ausdruck, eine nicht offen zugegebene Ausländerfeindlichkeit, sie ist zwischen den Zeilen lesbar, nur die heuchlerische politische Korrektheit verhindert, dass sie auch ausgesprochen wird.
Also - er ist wieder da??? Ist er wieder da? Ich formuliere mal so: er war noch nie richtig weg. Einer meiner Freunde sagte, wir alle wissen nicht, was unser elterliche Erziehung bei uns hinterlassen hat an rigiden Wurzeln aus jener Zeit , doch wissen wir wenigstens, dass es Wurzeln aus einer furchtbaren Zeit sind - und ich füge hinzu: wir wissen nicht, was es bedeutet, wenn man diese Wurzeln nicht mehr hat, geschichtslose Jugend zum Beispiel, sie weiss schon gar nichts mehr. Und will auch nicht verantwortlich sein, für die "Dummheiten" unserer Vorfahren. Schlimm. Und bereitet dies nicht den Weg für diesen "neuen", gefährlichen, weil gedankenlosen Faschismus im Mantel der Spassgesellschaft?

Montag, 18. Februar 2013

Der Burschenschaft unaufhaltsamer Abstieg...

Die Deutsche Burschenschaft ist verbrannt. Ihr Geist ist kein Geist. Und: man schämt sich.
Es war im vergangenen Jahr, dass eine Pressemeldung schockierte, nach der das Mitglied einer Burschenschaft, ein Herr Weidner (FDP-Mitglied und NPD-Sympathisant), Dietrich Bonhoeffer als einen "Vaterlandsverräter" bezeichnete, der zu Recht zum Tode verurteilt worden sei. Der Autor dieses Blogs, selber Burschenschafter und SPD-Mitglied, war so wütend, dass er diese Aussage mit zum Anlass nahm, über die Rechtslastigkeit der Deutschen Burschenschaft und die diesbezüglichen Anwürfe der linken Szene vor der Burschenschaft Alemannia Freiburg, deren Mitglied der Blogger ist, ein Referat zu halten, das sowohl diese Fakten, ihre Bewertung als auch die Rolle eines SPD-Arbeitskreises - des Lassalle-Kreises - in diesem Umfeld zum Inhalt hatte, und darauf abzielte, die burschenschaftliche Idee vom Kopf des Rechtsradikalismus auf die Füße der Linksliberalität zu stellen.
Hier geht es um die anschließende Diskussion, in der es um zwei Schwerpunkte ging,einmal um die Art, wie man sich als Burschenschafter in das politische Hochschulleben einbringt und zum andern, ob die im Vortrag benutzten Quellen korrekt wiedergegeben wurden.
Es war interessant zu sehen, dass in Freiburg die jungen Alemannen vier Fachschaften als Vorsitzende besetzen konnten, was dem Dialog zwischen den Hochschulgruppen sicher nützen kann, wenn denn die grundsätzliche Geisteshaltung der jungen Burschen einer kritischen Grundhaltung und der nötigen Distanz zu allem, was dem rechten Dunstkreis angehört, entspricht. Hier gibt es viel zu tun, denn nicht allen war klar, dass man sich aktiv in den Diskurs einbringen muss, um überhaupt was zu ändern. Es wurde z.B. auch von Erlebnissen berichtet anlässlich eines Akademikerball-Besuches in Wien. Sicher hässliche und abscheuliche Ereignisse, doch in Österreich ist die Polarisierung viel deutlicher - also: hätte man denn dorthin unbedingt fahren müssen? Abgrenzung sieht anders aus.
Dann lief die Diskussion in eine falsche, aber bezeichnende Richtung. Kritik an der Quellennutzung im Vortrag wurde an zwei Punkten zum Hauptthema stilisiert, und das war entlarvend und auch enttäuschend.
1. Der Verunglimpfer Bonhoeffers sei (noch) nicht rechtskräftig verurteilt. Das werde im Vortrag (nicht korrekt) behauptet und damit wurde das ganze ungeheuerliche Faktum "entschuldigt"! Die Diskussion wurde auf diesen Sachverhalt beschränkt, und damit vom eigentlichen Fakt abgelenkt.
2. Der Antrag einer Burschenschaft auf dem letzten Burschentag, nur solche Studenten aufzunehmen, die der Abstammung nach deutsch seien (Arier-Antrag) wurde im Vortrag zitiert. Nicht aber wurde zitiert, dass dieser Antrag zurückgezogen wurde. Das wurde kritisiert, auch hier: Ablenkung vom eigentlichen Tatbestand. Es war, gelinde gesagt, schrecklich.
Man mag daraus erkennen, wie bei dieser Art Diskussion Sachthemen "erledigt" werden. Selbst wenn falsch zitiert wurde - an der Tatsache einer neonazistischen Grundhaltung ändert das natürlich nichts. Und nur darum geht es. An die Stelle des eigentlichen Sachverhalts und eine Sachdiskussion treten Formalien, und die Fakten werden verschleiert. Der Aufruf des Vortragenden, sich öffentlich eindeutig gegen rechts zu positionieren, verhallte ungehört. Genau dies Verhalten ist es aber, warum die Deutsche Burschenschaft sich nicht von der rechtsradikalen Geisteshaltung löst, also den Vorwürfen der Linken nichts entgegenzusetzen hat. Man steht politisch rechts und ist noch stolz darauf... Man kann sagen, die Deutsche Burschenschaft ist verbrannt. Der rechte Bursch steht nicht links. Ganz sicher (noch) nicht!! Aber wir arbeiten daran (im Lassallekreis).

Donnerstag, 14. Februar 2013

Das Buch

Über das "Buch" zu räsonieren, kann nur der, der was davon versteht. Also ich?? "Wovon eigentlich? Ich nehme an, vom Satzbau", sagt Gottfried Benn, Dichter unserer Jugendtage. Und ich finde, da hat er recht.
Das Buch ist heute aber weniger Gegenstand von Inhalt, als Gegenstand von Verkaufszahlen und Coveransichten, und die werden derzeit mit Hilfe neuartiger Lesetechniken gesteigert. Ich spreche vom elektronischen Buch, dem eBook und seinem Leseinstrument, dem eBook-Reader. Auf der Buchmesse in Frankfurt - wir haben sie vor Jahren auch mal besucht, trafen wir z.B. Makaris, den griechischen Krimi-Autor, und der war ziemlich langweilig - gabe es wieder den sogenannten Verkaufshit Ebook, aber der weist ja immer noch nur etwa 1-2% der Gesamtumsätze auf. Das beruhigt.
Bücher zu lesen, bedeutet unter anderem, wenn es denn ein "gutes" Buch ist, darin zu wohnen, sich häuslich einzurichten, die Personen und ihre Eigenschaften quasi in seine Freundeskreis zu übernehmen. Dazu bedarf es ruhiger Minuten, wenn nicht Stunden, und des bedarf der Konzentration. Es bedarf auch des Interesses am Anfassen, am Blättern und Aus-der-Hand-Legen. Es bedarf, nicht ganz unwichtig, realen Speicherplatzes, eines Bücherregals, oder einer ganzen Bücherwand. Bücher sind Freunde, manchmal auch Feinde und ganz selten auch Wegwerfkandidaten. Letzteres dann, wenn sie "unmöglich" sind, d.h. dass man den Inhalt nicht bei sich haben will. Selten, wie gesagt.
Und was ist es nicht für ein Erlebnis, ein schon älteres Buch, das in die Jahre kam, in die Hand zu nehmen und darin zu blättern, alte Anmerkungen zu betrachten oder den oft sütterlinschen Namen eines früheren Eigentümers zu lesen. Eselsohren eingeschlossen: da ist man mal stehen geblieben, hat das Buch aus der Hand gelegt... Ich besitze eine 1937er Ausgabe der Buddenbrooks, der Buchrücken ist mehrfach geklebt, es ist verschlissen und seine Schrift ist: Fraktur, was bedeutet, sie ist altmodisch, aber sie ist - dem Bande angemessen. Nun ist dieser Jahrhundertroman allerdings mein Lieblingsbuch überhaupt, man entschuldige also meine Aufregung.
Ja, ich bin ein Bücherfreund, entstamme dem "analogen" Zeitalter, obwohl ich das digitale von Anfang an erleben konnte - und es keineswegs ablehne. Doch diese neue Sache mit dem Ebook, und den dazugehörigen E-Readern, das ist schon ein ziemlicher Hammer. Doch sie kumulativ zu verdammen und zu verbannen, ist auch falsch. Z.B. bei wissenschaftlichen Publikationen kann das Ebook schon seine Dienste tun. Ich besitze da ein (in die Jahre gekommenes) 3500 Seiten starkes medizinisches Lehrbuch der Inneren Medizin. Das in die Hand zu nehmen, ist allein schon eine körperliche Leistung, ganz zu schweigen von der geistigen! Als Ebook ist es leicht (in die Hand zu nehmen). Vorteil also. Und die Aktualisierung solcher Bücher... auch einfacher als Ebook, denke ich im Sinne der Rapidität des Internet.
Aber die Buddenbrooks als Ebook - gibt es wirklich! - brrrr!

Montag, 4. Februar 2013

Kriegsverbrecher Röchling und das Saarland

Das ist ja eine merkwürdige Überschrift dieses Blogs, wird der Leser meinen. Denn der Name Röchling ist auch im "Reich" durchaus positiv besetzt, als Industrieller, der Kohle und Stahl an der Saar groß machte, als Initiator von Sozialleistungen für "seine Arbeiter", und nicht zuletzt als Namensgeber für einen in den 60ern nicht unbekannten Fussballverein ("Röchling-Völklingen") und für die "Hermann-Röchling-Höhe", eine 1300-Seelen-Siedlung auf einer Anhöhe, ca. 500 m üNN. Vielleicht weht da oben ja jene Art sauberer Gipfelluft, die die Abgehobenheit und "heitere Gelassenheit" der dortigen Bürger im derzeitigen Namensstreit in Völklingen mit begründet.
Was ist bisher denn eigentlich geschehen?
2000 entdeckte der Spiegel die Zusammenhänge, dass ein Großindustrieller und Kriegshetzer namens Röchling neben Hitler immer noch Ehrenbürger der Stadt Völklingen und Namensgeber der "Bouser Höhe" sei. Er habe die Misshandlung von Zwangsarbeitern in einem werkseigenen KZ zugelassen und diese im Stahlwerk ausgebeutet.
Eine Bürgergruppe fand aber erst 2011, dass die Namensgebung der "Hermann-Röchling-Höhe" ein großer geschichtlicher Fehler sei. Man ehre damit nicht einen Wohltäter der Stadt, sondern einen ausgewachsenen Kriegsverbrecher, sogar abgeurteilt und verwahrt, denn das sei dieser Hermann Röchling. Dann gab es natürlich eine Gegeninitiative der Bürger und Bewohner dieser Höhe, die sich mit 95% natürlich gegen jede Änderung aussprach. Der Stadtrat sah das anders - im Juni 2012 - und beschloss eine Bürgerbefragung, die jedoch nie stattfand; warum, konnte der Bürger aus den Presseverlautbarungen leider nicht entnehmen. Stattdessen beschloss der gleiche Stadtrat im Januar 2013 mit den Stimmen der SPD, die sich vorher lautstark dagegen ausgesprochen hatte, eine Umbenennung in "Röchlinghöhe", um den "Hermann" wegzubekommen und dafür der Familie mit ihren "unstrittigen Verdiensten um die Stadt" zu gedenken. Die SPD hatte nämlich im Juni 2012 noch dafür votiert, den Stadtteil in "Bouser Höhe" - so hieß er vorher - wieder zurückzubenennen. Insoweit fiel die SPD da richtig um. O Genossen. Immerhin stand der Stadtrat richtig unter Druck, weil sowohl seriöse Historiker wie auch der Vorsitzende des Zentralrats der Juden im Saarland sich gegen den gegenwärtigen Zustand ausgesprochen hatten. Und Demos vor der Rats-Sitzung sowie auf der Höhe fanden ebenso statt. Da war also Druck im System.
Das ist etwa der gegenwärtige Sachstand.
Was soll man sagen? Der Name muss weg!!
Die Entscheidung, die nun getroffen wurde, ist mehr als halbherzig, denn sachlich gesehen ist die Familie im Nazireich auch als Ganzes dem Unrechtsstaat verfallen gewesen, und zudem kann jeder, der will, auch weiter den "Hermann" hinzufügen, oder sich das wenigstens denken.
Abgesehen von der Geschichtlosigkeit und Borniertheit einer solchen politischen Entscheidung, auch der meiner Genossen, kann man ablesen, wie heute noch, 80 Jahre nach der "Machtübernahme" 1933, mit Nazigeschichte umgegangen wird. In den Köpfen vieler ist immer noch Verdrängen und Schweigen die Hauptreaktion. Zwar sind die Bürger da oben in einer Altersgruppe, die noch Reste alten Denkens vermuten läßt ("Nicht alles war schlecht damals"), doch wird ja dieses Denken auch an die Jugend weitergegeben, die zwar nicht mehr direkt Schuld auf sich geladen hat, die aber eben auch nicht vergessen darf, was damals an horrendem Unrecht geschah. So gesehen, ist der Vorgang hier in Völklingen, in der tiefen Provinz, ein schlimmes Beispiel für die immer noch ewig Gestrigen, immer immer noch wirksam Tätigen in unserer Gesellschaft. Sollte man mit Brecht sagen: "der Schooß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch"?

Mittwoch, 30. Januar 2013

Der Blick ins neue Unglück des Sexismus

Wieder ein (nicht ganz) neuer -ismus, der Sexismus. Ismen sind ideologische Entäußerungen, die sich weltanschaulich verbrämen lassen. Leben tun sie von Schlagwörtern und der Berücksichtigung in Leitartikeln. So ist das auch mit dem "Sexismus", hochgekocht durch eine Journalistin, die vor einem Jahr(!) dem FDP-Politiker Brüderle (dessen Freund ich politisch nicht bin) nahe kam und es dem angeheiterten B. ermöglichte, in ihren - heute immer freizügiger angebotenen - Busen zu blicken. Die als anzüglich empfundenen Anmerkungen des Politikers, der sich am späten Abend unprofessionell verhielt, leider, fanden ihren Weg in Presse, Fernsehen (Talkshow) und das Internet, in dem der Haschtag (neues Unwort) #aufschrei für eben diesen sorgte, eine Art shitstorm entstand.
Das Ganze ist auch ein Hinweis darauf, wie die Presse (hier der Stern) mit dem merkwürdigen Vorfall umgeht, um Leser zu erreichen (gelungen) und um Politikern zu schaden (gelungen?). Und um eine Debatte anzustoßen, die zwei Fragen aufwirft:
Erstens: Ist die berüchtigte "Grenzüberschreitung" zwischen Flirt und Anmache so häufig, wie der shitstorm und die schmallippige Besserwisserin Anne Wizorek, aber auch die hier unverzichtbare Emma (auch: Alice) meinen, oder wird mit zweierlei Maß gemessen? Der smarte Latin Lover hat sicherlich größere Aussichten, bei einer solchen Gelegenheit als "Womanizer" wahrgenommen zu werden als jener ältere Politiker, der angeblich eine Zimmermädchen im Hotel zum Oralsex gezwungen haben soll. Ich komme da auf ein anderes, aber durchaus gleich geartetes Thema, DSK nämlich. B. ist da sicher nicht vergleichbar, und seine Sixpack-Attraktivität gegenüber dem zitierten Lover sicher überschaubar.Alts Männle eben.
Zweitens: Was also hat diese Journalistin ein Jahr später dazu veranlaßt, so zu schießen, und den Stern, so zu publizieren? Journalisten suchen ja immer die Nähe zu Prominenten, schmeißen sich ran. Denn das zahlt sich in ihren Redaktionen ja karrieremäßig und oft auch bar - aus. Muss man da nicht eine solche harmlose Affaire, die keine ist im Wortsinn des 19. Jahrhunderts, als Berufsrisiko akzeptieren? Was hat diese Dame nur geritten...? Das Verhältnis Press und Politik - es ist kompliziert, und B. hat sich wie gesagt nicht sehr professionell verhalten, seine Berater übrigens auch nicht. Aber shit happens. Und die Journalistin war auf dem Trip, für ihre Redaktion was zu fabrizieren.
Unsere auflagenbedrohte Presse lebt eben von solchen Aufregern sehr, siehe Peer Steinbrück. Niemand aber regt sich auf über die obszön hohen Gagen der Fußballspieler; dieser Messi soll 8 Mio im Jahr verdienen. So what?
Was ich meine: hochgespieltes und süffisantes Thema, in manchen Fällen sicher inakzeptabel, doch hier verzichtbar, und: liebe Damen, liebe Mädchen, laßt uns Männer doch noch ein bisschen flirten, wer weiß wie lange es uns noch gibt. Und: ein wohlgeformtes Mädel - hebt den Ruf vom ganzen Städel!

Samstag, 12. Januar 2013

Lammert, die Medien und unser Peer

Heute morgen las ich das unbedingt lesenswerte Interview der Welt mit dem Bundestagspräsidenten Lammert, einer übrigens sehr ehrlichen und sympathischen Persönlichkeit unseres öffentlichen Lebens. Zwei Dinge sind daran wichtig:
1. Die ehrliche und richtige Beantwortung aller Fragen, einschließlich derjenigen nach den neuesten Äußerungen Steinbrücks zu den Kanzlergehälter:
"Ich will mal daran erinnern, dass er es nicht war, der dieses Thema aufgebracht hat. Das haben wieder mal Journalisten für eine der scheinbar dringenden Fragen der Republik gehalten. Mein Vorwurf der Beschäftigung mit drittrangigen statt mit erstrangigen Fragen richtet sich mindestens so sehr an die Medien wie an diejenigen, die auf solche Fragen antworten. Steinbrücks Entgegnung war ehrlich, übrigens auch zutreffend, aber unklug."
Fest steht für mich, dass das enorme Medienecho auf die Einlassung Peer Steinbrücks über die zu niedrigen Kanzlergehälter zwar unklug (und er ist eben einer, der offen sagt was er denkt - hierzulande suizidal) war, aber von den Aufmerksamkeit heischenden Medien (hier: FAS) drastisch hochgespeilt wurde, mit dem klaren Ziel, den Kanzlerkandidaten der SPD in diese Falle laufen zu lassen und ihn dadurch zu beschädigen. Denn die FAS kann sich eine Nähe zur SPD nicht nachsagen lassen, das nicht. Und deshalb will man aus diesem Lager der linken Truppe SPD schaden, und so werden solche Kampagnen eben gesteuert in diesem Lande.
Oder (2) zur Frage der Gerechtigkeit, die er mit dem Hinweis beantwortet, "Ein großes Thema sind für mich die erstaunlichen Summen, die öffentliche Rundfunk- und Fernsehgesellschaften zum Beispiel für Sport-Rechte zahlen. Damit werden ebenso erstaunliche Gehälter im Sportbetrieb ermöglicht. Im Ergebnis trägt der Gebührenzahler zur Finanzierung von Traumgehältern bei. Das muss sich dringend ändern."
Diese so sachlichen Äußerungen Lammerts (CDU!) werden sicher nicht das Echo finden, das dieser kleien Nebensatz Steinbrücks fand. Unfaires Verhalten dieser Zeitung, aber auch derjenigen, die das dann begierig aufgriffen. Was ist los in unser Republik, in der die öffentliche Meinung eine Medienmeinung ist?
Angela dagegen: unangefochten durch ebendiese Medien, im Umfragehoch, sie wird's wieder machen; jede Gesellschaft hat den Kanzler, den sie verdient.