Donnerstag, 12. März 2009

"Öffne meine Augen"

Wir waren gestern in einem recht beeindruckenden spanischen Film mit obigem Titel, der die Probleme der häuslichen Gewalt thematisiert, am Beispiel einer Provinz-Ehe im Rahmen der Kleinstadt Toledo. Die Frau ist (mit einem etwa 8jährigen Knaben) dabei, sich aus einer Ehe mit einem gewalttätigen Ehemann zu befreien, was im spanisch-katholischen Umfeld trotz einer liberalen Schwester schwierig ist, später aber mit Unterstützung durch aktive Frauen und in einer Art beruflicher Emanzipatiion, gelingt. Die (körperlich) gewalttätige Periode wird nicht gezeigt, sie liegt am Anfang in der Vergangenheit. Der Film nimmt eine andere Wendung.
Der schauspielerisch hervorragende Film enthält mehrere Botschaften, die einfache: Gewalt in der Ehe kann durch gemeinsame weibliche Stärke beendet werden. Die komplexere: der animalisch gespielte und intellektuell durch die Frau überforderte Ehemann - wenngleich etwas überzeichnet - hat sicher "einen an der Waffel" und wirkt in seinem Gewaltverhalten erstaunlich variabel: er nimmt einsichtig zunächst an einer Therapiegruppe teil, fällt aber immer wieder zurück, zum Teil autistisch, man kommt nicht an ihn heran. Dann aber eskaliert der Zustand zu einem brutalen, nicht gewalttätigen Szenario, in dem die Frau "nur" psychisch angegriffen wird, das aber "brutalstmöglich" durch gewaltsames Entkleiden und den Versuch der Zurschaustellung der nackten Frau auf dem Balkon endet. Der Ehemann hat sich also zu einem Psychotäter gewandelt. Schuld ist die Therapiegruppe? Hat sie auch ihm auf eine tückische Art die Augen geöffnet, sich ganz andere Szenarien auszudenken?
In der anschließenden Diskussion vergaß ich folgenden Aspekt: Es gibt ja nicht nur häusliche Gewalt, die von Männern ausgeht sondern auch die von Frauen. Diese ist eben nicht körperliche, sondern in erstern Linie sublime, psychische Gewalt, aber darum nicht "besser"; sie trägt über längere Phasen, oft fast durch eine ganze Ehe, in der sich der Ehemann irgendwie arrangiert. Die Schäden, die der Mann davonträgt, sind sicher nicht weniger schlimm, sie liegen im Seelischen.
Nur: der mainstream unserer feminisierten Gesellschaft redet nicht darüber! Man sollte aber...
Auch dafür gibt der Film Anlass. Leider als Nebeneffekt.
/ghe