Freitag, 30. Dezember 2011

2011 etc.

Auch ein Blogger sollte mal darüber nachdenken, was dieses 2011 denn nun wirklich für ein Jahr war - für ihn, für die Menschen und für die Welt. Es gestaltet sich schwierig, nachzudenken. Es war für den aufmerksamen Beobachter ja auch viel, was da herüberkam, vorwiegend aus den Medien. Es begann mit dem Stichwort von der Eurokrise, ausgelöst durch die Staatsschulden einiger Länder. Die hat uns in den Medien das ganze Jahr über begleitet, und Länder wir Griechenland, Italien, Spanien und Irland wurden nicht mehr als Urlaubs- sondern als Pleiteländer gehandelt. Das Komische nur: von der ganzen Krise haben wir Durchschnitts-Deutschen nichts gemerkt. Überall boomt die Wirtschaft, sagen wenigstens die Medien, überall gab es weniger Arbeitslose, und überall weniger Geschäftspleiten. Was denn nun? Krise oder nicht? Keiner weiss es so genau. Aber wir haben ja unsere Mutti, die weiss es und wird es schon richten.
Dann der "arabische Frühling", oder die Arabellion. Sicher - einige der bekannten Despoten, mit denen unsere Politiker sich so gern an einen Tisch setzten, sind entfernt worden, teilweise durch Flucht, teilweise mit kriminellen Mitteln; Gaddafi etwa wurde nach bester Mafiamanier einfach mal so erschossen. Auch Osama widerfuhr dieses, die Navy Seals konnten sich mal so richtig austoben... Hinrichtung!
Die nordafrikanische Länder sind nun, das will uns wiederum die Medienwelt weismachen, auf den Wege in die "Demokratie", da fehlt nur das Modewort "gefühlt", denn ob das so richtig nach dem Geschmack westlicher Hirne ist, was da läuft, bleibt abzuwarten, und letztlich: es kann bezweifelt werden, ob das demokratische Ziel wirklich gewollt ist, etwa von der stärksten politischen Gruppierung, die sich die Muslimbrüderschaft nennt.
Und das restliche Afrika? Simbabwe etwa. Ist da was auf dem Weg? Ich glaube, vielleicht. Wäre doch ein positiver Gedanke, dass Robert nun doch - politisch oder biologisch - abtritt,oder?
Reden wir vom Wetter: da die klimatische Erwärmung sich doch auch auf das Wetter auswirken müsste, hätten wir es mit verkorksten Sommern und Wintern zu tun? Nun, der Winter war im Februar nämlich ein richtiger, mit viel Schnee und kalten Tagen. Der Sommer war in Teilen ein schöner, und der Herbst war das, was man einen goldenen Herbst nennt, denn ich mit dem Ebike (Pedelec) richtig gut "erfahren" durfte. Also? Denn es gibt ja auch Klimaskeptiker, so wie es Euroskeptiker gibt. Vielleicht steht hinter der Klimaerwärmungs-Theorie schon wieder die Industrie, allerdings könnte sowas auch hinter der Klimaskepsis stehen, die Ölindustrie nämlich. Was sollste denn nu noch glauben...???
Dann der Politikerschund. "Schwund" wollte ich eigentlich schreiben, aber ich lass es mal so stehen, Plagiate der politischen Doktoren wohin man sieht. An oberster Stelle Gutzi zu Guttenberg. Dann diese Doppelnamen-Dame der FDP (Überhaupt FDP, eine größere boygroup-Versagerpartei kann ich mir nicht vorstellen). Man fragt sich zunächst mal, warum die Versager alle promovierten wollten und wollen? Der Doktor, ein Statussymbol, ein Feigenblatt für Unvermögen? Adenauer hatte keinen Doktor, Brandt nicht, Schmidt nicht, Wehner nicht - mit Kohl fing's dann an... Und jetzt in Zeiten des Internets - kann man alles rüberkopiern, abschreiben und muss noch nicht mal die notwendigen Quellenangaben machen. Inflation unserer Wissenschaftskultur. So iss das.
Was war noch - außer Politiker- und FDP-Schelte? EHEC - enterohämolytische Escherichia Coli-Infektion mit HUS - hämolytisch-urämisches Syndrom. Eigentlich eine nur blande Erinnerung. Mein Sohn Frank in HH war sehr damit befasst, zum Glück nur als Arzt.
Dann war da noch die Reihe der Toten 2011: Liz "Klümpchen" Taylor, Vaclav Havel, Jopie Heesters, Steve Jobs, Loriot, Columbo, Sachs und Giller. Eine Menge, nicht wahr? Für mich waren Jopie der Größte, Havel der Wichtigste, Liz die Schönste - anfangs!!
Wie war das Jahr? Keine Ahnung? Dann Benn:
"Still ruht der See, vergissmeinnicht-umsäumt. Und die Ottern lachen."

Mittwoch, 21. Dezember 2011

Ein ehrlicher Bundespräsident?

Über 70% der Bürger glauben, dass Wulff kein ehrlicher Bundespräsident ist. Das ist ja schon ein schwerer Vorwurf an ein Staatsoberhaupt. Bloß: es sind nur 21% dieser Bürger (wahrscheinlich andere als die oben Befragten?) der Meinung, dass dieser Bundespräsident zurücktreten müßte. Was sagt uns das? Das sagt etwas aus über die Chuzpe unserer Gesellschaft ("kann ja jedem passieren, und günstige Kredite nehme ich doch auch mit"). Übrigens: der Kredit wurde mit 0,9% verzinst! Das kann nun wirklich nicht jeder...
Ein Vorbild mit preußischen Tugenden wird nicht mehr als Maßstab in Betracht gezogen bei einem Mann, der der Maßstab schlechthin sein muss. Der hat einen günstigen Kredit aufgenommen, den er für eine merkwürdige Geschäftsbeziehung als Ministerpräsident bekam, und er hat dies bis heute verschleiert, und nicht selber dazu Stellung genommen. So liest man es in den Zeitungen. Jetzt hat er sich auch noch eine Buchwerbung von einem Unternehmer (ein gewisser Maschmeyer!) finanzieren lassen - unsaubere Machenschaften das alles.

Heuß war ein Vorbild. Wirklich? Er hat als junger Reichstagsabgeordneter in der Weimarer Republik für die Ermächtigungsgesetze Hitlers gestimmt. Man hatte es ihm offenbar verziehen. Herzog und Weizsäcker dagegen - untadelig. In der WELT ist H.M. Broder für, ein anderer gegen eine Rücktritt ("man muss auch mal verzeihen können"). Weihnachtsbotschaft unverhofft in den Medien?

Wulff als unehrlicher Bundespräsident ist untragbar und muss zurücktreten! Oder sollte man ihm verzeihen?

Freitag, 16. Dezember 2011

Was ist eigentlich liberal?

Ja wenn man das wüßte...
Unsere politische liberale Szene zerlegt sich gerade...
Der historische Begriff hat dem Wortsinne nach mit Freiheit zu tun, also einer menschlichen Grundbedingung, die - besonders heute - nicht unbedingt an eine politische Partei gebunden sein muss. Freiheit ist aber immer Freiheit für, nie von etwas - also für die Unterdrückten, die Entrechteten, die Armen, die Benachteiligten, aber nicht Befreiung von den Grundrechten oder der Würde des Menschen. Liberal ist also zuallererst sozialliberal, und daher wichtig und unverzichtbar.
Jede der heutigen politischen Parteien würde sich mit aller Macht wehren, nicht mit dem Begriff der Freiheit in Verbindung gebracht zu werden. Und wie steht's mit unseren Liberalen? Heute wollen diese "Liberalen" gerade diesen Begriff für sich und ihr Parteiprogramm zwar beanspruchen, aber sie haben sich, wie es scheint, auch gründlich dabei verheddert.
Grundsätzlich ist politischem Liberalismus einerseits eine gewisse Staatsfeindlichkeit, andererseits der berühmte Individualismus eigen, den man gewiss manchmal auch mit Eigennutz und Egoismus umschreiben kann. Diese letzteren Eigenschaften sind für den Bürger aber heute auch synonym für den ausbeuterischen Egoismus der "entfesselten" Märkte, die heute unsere Wirtschaft bestimmen und die den an sich schon widersprüchlichen Begriff "Wirtschaftsliberalität" in Verruf gebracht haben. Diese Märkte (wer ist das überhaupt? Stumme und gesichtslose Kolosse, aus einem dunklen Hintergrund agierend…) wollen sich von allem befreien, was mit verlässlichen (Freiheits-)Werten zu tun hat.
Jetzt rufen die Liberalen plötzlich nach einer Regulierung dieser Märkte, was natürlich ohne den "Staat" nicht geht. Selbst wenn der klassische Liberalismus nicht auf den Staat als Ordnungsmacht verzichten konnte, ist das für die heutigen Politiker ein Widerspruch. Regulierung ist Eingriff, ist Dirigismus, ist zumindest im Ansatz auch Planwirtschaft… Aber sie wollenn es ja nicht wirklich, Brüderle sei Dank. Liberalismus ade?
Jetzt die andere Seite: Auch Eintreten für Bürgerrechte gehört unverzichtbar zum (links-)liberalen Denken. Hier setzt nun der Sozialdemokrat an und meint, dass diesen (menschlichen) Bürgerrechten der moderne Neoliberalismus, der ja das Etikett der "Liberalen" ist, nicht gerecht wird. Der geriert sich eher als ungerecht, menschenverachtend und vorteilsbedacht.
Also einerseits Staatsunmut, andererseits Ruf nach dem Staat, einerseits Bürgerrechte, andererseits Verzicht auf Gerechtigkeit… Heute ist liberal eben nicht sozialliberal! Diese unlösbaren Widersprüche - sind sie vielleicht die Ursache für die selbstzerstörerische Wut, der sich die FDP derzeit befleißigt? Da kann keine Boygroup und kein Rücktritt was ändern; diese jungen Kerle, was wissen die schon von der Historie des Liberalismus? Diese Partei hat sich von der sozialen Komponente des Liberalismus der 70er Jahre, als Schmidt noch mit Genscher koalieren konnte, zugunsten eines einseitigen Wirtschaftsliberalismus völlig entfernt. Diese Auffassung von Liberalismus begründet auch die Nachteile, die jene Staaten haben, die sich Geld besorgen müssen und das nur über hohe Zinsen erreichen können. Die Frage, warum die heutigen Staaten soviel Geld brauchen, ist dabei nicht berührt, doch hängt sie auch mit der Frage zusammen, ob unser ausgeprägtes Konsum- und Versorgungsdenken nicht auch eine Folge des neoliberalen Mainstreams ist.Und da scheint der Neoliberalismus eine der Ursachen für die hohe Staatsverschuldung zu sein, die die gegenwärtige Krise verursacht hat.
Liberalismus ade? Nein: Back to the roots is needed...

Donnerstag, 24. November 2011

Ach Afrika

Afrikanische Legenden:
Afrika ist ein Land im Umbruch, gerade heute. Es beginnt sich nicht nur südlich der Sahara in unterscheidbare Einzelstaaten zu differenzieren, sondern erlebt auch den revolutionären Wechsel der überwiegend moslemischen Gesellschaft Nordafrikas zu einem freiheitlicheren Demokratieverständnis. Ob letzteres gelingt, ist noch offen. Die Staaten südlich der Sahara, die in den Jahrhunderten zuvor kolonialisiert, ausgebeutet und versklavt wurden, haben sich schon im vergangenen Jahrhundert von dieser Bürde zu befreien versucht und dabei nicht immer die glücklichste Hand bewiesen, die dazu oft noch von den alten Kolonialmächten mit gesteuert wurde (Kongo oder Angola etwa). Dazu kommt, dass die schwarzafrikanische Gesellschaft von andern sozialen Gesetzmäßigkeiten abhängt, die durch den Clan, die Familie und deren Verantwortungsgefüge bestimmt werden. Diese Gefüge begünstigt Nepotismus und Korruption, etwas, das den Führerpersonen der neuen afrikanischen Gesellschaft immer noch (mit Recht) vorgeworfen wird. Man beginnt sich heute von dieser Last langsam, zu langsam eigentlich, zu befreien. Gerade in Tanzania konnten wir, wenn auch nur schwach, das zarte Pflänzchen einer beginnenden Korruptionsbekämpfung beobachten. Das läßt hoffen, wenn auch andere, für die Demokratie in diesen Regionen bedrohlichere Szenarien am Horizont erscheinen: die neue Kolonisierung durch fremde Wirtschaftsmächte, also ökonomische statt menschlicher Ausbeutung. Hier spielen westliche Konzerne, die Rohstoffe aufkaufen, aber auch Landnahme praktizieren, eine dubiose Rolle. Staatsbesuche – auch solche Deutschlands - , die immer von so genannten „hochkarätigen“ Wirtschaftsdelegationen“ begleitet werden, sind eben keine Freundschaftsbesuche, sondern bereiten Einflussnahme vor. Glasperlengeschenke – mal anders? Die Energieversorgung der Industrieländer ist ja zunehmend in Frage gestellt; die Länder beginnen sich auf entsprechende Ressourcen Afrikas zu besinnen. Hinzukommt die undurchsichtige, aber offenbar hocheffiziente Aktivität Chinas, das ohne ideologische Vorbedingungen Infrastruktur schafft und dafür Ressourcen beansprucht – und auch bekommt. In diesem Zusammenhang ist auch die nicht eindeutige Rolle Südafrikas zu bedenken, das trotz seiner differenzierten und diffizilen Geschichte die führende Wirtschaftsmacht Subsahara-Afrika ist, und diese Rolle auch gegenüber seinen Nachbarstaaten ausspielt. Das demokratische Afrika in allen seinen Facetten ist leider immer noch Legende, und der friedliche gastfreundliche und unverzichtbaren Traditionen verhaftete afrikanische Mensch hat seine Rolle im humanen Konzert der Menschheit noch nicht endgültig gefunden. Hoffnung aber ist vorhanden! Ach Afrika...

Freitag, 11. November 2011

europe - endless sadness?

Unsere Mutti in Berlin hat nun die Katze aus dem Sack gelassen (WELT heute morgen): Es können Belastungen auf den Bundeshaushalt entstehen, wenn weiterhin Deutschland den großen Sanierer spielt. Und noch was: eine heilige Kuh, wenn nicht die heiligste überhaupt, der Wohlstand nämlich, wird von ihr tatsächlich in Frage gestellt. Man müsse sich fragen, welchen "Wohlstand sich Europa (nicht Deutschland?) noch leisten könne". Da haben wir es.
Und gekommen ist alles nur, weil Staaten sich hoch verschuldet haben, Banken diese Verschuldungen ermöglicht haben und nun alle mit grauen Gesichtern und zitternden Köpfen dastehen. Gebisse klappern auch, und Lächeln gefriert zur Grimasse (Mutti). Regierungen werden umgebildet, und Wirtschaftsfachleute werden an die Spitze gestellt, nicht durch Volksentscheid oder etwa Wahlen... Wir bekommen alles nur noch vorgesetzt; friss oder stirb, im Moment sind es Ökonomen, logisch, oder??. Noch nicht in Deutschland, aber vielleicht bald? Da soll man nicht zum Euroskeptiker werden?
Und niemand sagt uns, warum Staaten sich verschulden. Wohin die Gelder fließen. Wer sie bekommt und wofür. Das ist der eigentliche Skandal. Denn im Grunde weiß man es ja: es geht ja um die Stabilisierung von Wohlstand für einige Wenige, um Sicherung von (Billig-)Arbeitsplätzen, damit diese den Wohlstand für die Wenigen sichern, etc.etc.etc.
Man kann gar nicht soviel Zeitung lesen, wie man k...n möchte...

Mittwoch, 9. November 2011

Europa oder was?

Neulich hatte ich mit einer Europa-Angestellten eine aufgeregte Diskussion darüber, ob wir uns in der Schlammschlacht des Namens "Eurokrise" auf dem Wege in eine europäische Planwirtschaft befinden oder nicht. Ich wollte das begründen mit der These, dass bezogen auf Griechenland dort eigene Beschlüsse oder Entscheidungen seit langem nicht mehr möglich sind, ohne die Geldströme aus der EU und damit deren Diktat in Frage zu stellen. Die berechtigten Demos und Streiks sind ein Zeichen für die völlige Ohnmacht der Politik, sich hier eigenständig und im Einklang mit den Menschen zu profilieren.
Eine Zahl, die von 30.000 erzwungenen Entlassungen aus dem öffentlichen Dienst spricht, ist da nur eine weitere von der EU geplante wüste Beeinflussung eines unabhängigen Staates, unbeschadet der Tatsache dass die Griechen über ihre Verhältnisse gelebt haben.
Meine Diskussionsgegnerin wandte ein, dass in einer EU sich eben die Mitglieder an Regeln halten müssten, etwa an Sparregeln (selbst wenn diese mehr als Spardiktate imponieren), sodass Regelverstöße eben auch geahndet werden müssen. Also keine geplante Eingriffspolitik, sondern Freiwilligkeit? Soweit so gut, aber der Punkt ist doch, dass gerade diese Regeln weder mit den betroffenen Bevölkerungen abgesprochen wurden, noch dass den diffizilen fremden Kultur-Eigenarten etwa Griechenlands oder Italiens Rechnung getragen wurde. Der überfällige Volksentscheid in GR wurde abgeblasen, dem Euro zuliebe. Schöne neue Planwirtschaft. Und dann: Wo ist die vielleicht mal vorhandene Europaleidenschaft der Europäer geblieben? Übrig ist doch nur eine fiskalische Interessengemeinschaft, die wirtschaftsorientiert ist, Wohlstand für die Reichen transportieren will und dabei zunehmend auf wütenden, jedoch ungerichteten Widerstand bei den Menschen stößt. Denn warum machen die Staaten Schulden (was das Grundübel ist)? Doch nur um ihre oligarchischen Interessen umzusetzen, und nicht um etwa soziale Verbesserungen oder Umverteilungen grundsätzlich herbeizuführen. Der Ruf nach mehr Staat, der immer lauter von denen zu hören ist, die um ihre Pfründe fürchten, ist da nur logisch.
Ich glaube, dass eine rein fiskalisch definierte EU (um mit Mutti zu sprechen: Stirbt der Euro, stirbt Europa" - platter, aber auch treffender kann man es nicht ausdrücken) ein grandioser und irrationaler Irrweg ist, der die Menschen abstößt statt anzieht. Europa stirbt, wenn überhaupt, nicht mit sondern durch den Euro.

Samstag, 29. Oktober 2011

So läufts eben

Das las ich im DLF heute, als politischen Kommentar:
"Es ist kein Zufall, dass die NATO unmittelbar nach dem Tod des Machthabers, die Weichen für ein Ende des Luftkrieges gestellt hat. Denn der Sturz und letztlich auch der Tod des Diktators waren das Ergebnis der Militäraktion. Nur: so deutlich mögen das NATO-Offizielle nicht sagen. Denn die UN-Resolution 1973 hatte das Bündnis lediglich ermächtigt, alle notwendigen Maßnahmen zum Schutz der Zivilbevölkerung zu ergreifen. Ob das gelungen ist, darf bezweifelt werden. Denn nach Angaben der neuen libyschen Führung sind in dem Bürgerkrieg bisher mindestens 30.000 Menschen getötet worden. Das passt nicht zur erklärten humanitären Zielsetzung der NATO. In der Praxis war die Allianz die Luftwaffe der Rebellen. Damit war sie Kriegspartei. Denn nur durch die NATO-Luftgriffe konnten die Aufständischen immer weiter vorrücken und eine Stadt nach der anderen erobern.

Eine Entsendung von Bodentruppen war durch das UN-Mandat ebenfalls nicht gedeckt. Das hielt NATO-Länder wie Frankreich und Großbritannien allerdings nicht davon ab, unter nationaler Regie Spezialkräfte nach Libyen zu schicken - um die Rebellen auszubilden und um Ziele für die NATO-Jets zu erkunden.

Mit dem UN-Waffenembargo gegen Libyen nahm man es ebenfalls nicht so genau. Frankreich und andere Länder sorgten dafür, dass den Rebellen nicht die Munition ausging.

Kurz: Um den Schutz der Bevölkerung ging es in Libyen nur am Rande. Das eigentliche Ziel des NATO-Luftkrieges war der Regime-Wechsel. Hier war man erfolgreich. Das Mandat zum Schutz der Bevölkerung wurde instrumentalisiert, um den libyschen Diktator loszuwerden. Das aber mag die NATO nicht zugeben. Stattdessen streut sie der Öffentlichkeit weiter Sand in die Augen. Glaubwürdigkeit sieht anders aus."

Dieser Regime-Wechsel war aus Sicht der Eurokraten nötig, um sich die "freien Zugänge" zu den libyschen Ölfeldern zu sichern, und den Unwägbarkeiten der Politik eines Gaddafi gegenzusteuern. Also reine Macht- und Kolonialpolitik (neuerer Definition).
Damit ist klarer, was man ja eigentlich weiss, dass wir immer wieder "verschaukelt" werden, in UN-Mandaten und ihrer Umsetzung, in der Eurokrise (was immer das ist) und in der Machtübernahme der EU-Bürokratie über die Individualstaaten. Deutschland und Frankreich gegen zwar Richtungen vor (welche?), aber arbeiten den Euro-Bürokraten nur in die Hände. Parlament? Nitschewo. Bürger? LMAA. Gemeinsinn? Uncool.
Komisch nur, dass in den Medien 's Angela als Retterin gefeiert wird. Diese gleichen Medien warfen ihr doch immer Macht- und Farblosigkeit vor...

Donnerstag, 27. Oktober 2011

So ein Kalenderblatt (oder - arme FDP)

Heute war im Deutschlandradio ein Kalenderblatt zu lesen und zu hören. Diese Reihe des Radios ist sehr empfehlenswert, weil ganz interessante Erinnerungen an geschichtliche Ereignisse darin aufgerufen werden. Heute geht's z.B. um die FDP und ihren Freiburger Parteitag von 1971. Dort wurde das Freiburger Programm verabschiedet. Wer weiß heute noch davon? Ganz sicher nicht die derzeitigen FDP-Parteigrößen, etwa dieser Lindner oder gar WW oder der Schnellsprecher-Vorsitzer. Es ging damals (Scheel, Flach, Maihofer) tatsächlich um Kapitalismuskritik, um sozialliberales Gedankengut (heute undenkbar) und um Demokratisierung der Gesellschaft. Bereits 1977 sei dann der Schwenk auf eine wirtschaftlich-liberale, sprich kapitalismushörige Richtung beschlossen worden, Wegbereiter für die jetzige FDP, der alle liberalen Grundsätze von damals abhanden gekommen zu sein scheinen.
Schade.
Damals hieß es:
"Eigentum ist für die FDP nicht mehr tabu. Eigentum ist nicht Selbstzweck. Eigentum ist für die FDP heute Mittel zum Zweck. Ohne persönliches Eigentum gibt es auch keine persönliche Freiheit, aber Eigentum kann auch Freiheit beschränken, vor allen Dingen, wenn es in den Händen Weniger konzentriert ist, und für diesen Fall muss sich das Eigentum selbst auch Beschränkungen gefallen lassen."
Im Parteiprogramm von 2009 heißt es unverblümt:
"Unsere wirtschaftspolitische Leitlinie ist die Soziale Marktwirtschaft. Sie greift weit über ökonomische Ziele hinaus, ist ein unverzichtbarer Teil einer freiheitlichen offenen Gesellschaft.
Wir Liberale achten, schützen und verteidigen die Wirtschaftsordnung der Sozialen Marktwirtschaft mit aller Kraft. Das System der Sozialen Marktwirtschaft hat nicht nur zu großem Wohlstand breiter Bevölkerungsgruppen, sondern auch zu einem einmaligen sozialen Frieden
in der Bundesrepublik Deutschland geführt."

So ist das: Der Bürger und die Verteilung der Mittel (nach oben, nicht nach unten) spielen keine Rolle mehr. Dafür die Mitte. Die aber ist beliebig. Kann für alles herhalten und ist für nichts verantwortlich.
Armer Liberalismus.

Freitag, 23. September 2011

Nach der Rede des Bischofs von Rom

Man muss es akzeptieren: dieser Benedikt ist ein kluger Mann, der seine Worte wohl zu setzen weiß. Er sprach über die Grundlagen des freiheitlichen Rechtsstaates, ein Thema, das er wie auf einem universitären Oberseminar abhandelte. Der Professor dozierte. Es war nicht unwichtig , was er zu sagen hatte, doch war es sehr geistig-geistlich. Ich habe die Rede im Wortlaut vorliegen. Es war eine Vorlesung über das Recht in einem staatlichen System, das sich auf Gott beziehen soll, das aber sich bildet aus dem Zusammenspiel von Natur und Vernunft. Hierauf geht er nun ausführlich ein.Er spricht vom hörenden Herzen Salomons, das er als der Sprache des Seins geöffnete Vernunft interpretiert. Er kritisiert aber dabei die der katholischen Lehre widersprechende positivistische Naturauffassung, nach der die Natur ein Seinsraum sei, der aus Ursache und Wirkung bestehe, und von der dann kein ethischer Anspruch ausgehen kann. "Was nicht verifizierbar oder falsifizierbar ist, gehört (nach dieser Auffassung) nicht in den Bereich der Vernunft im strengeren Sinne", kritisiert Benedikt. Dies aufzuklären, sei der Sinn seiner Rede. Also redet er einer übergeordneten Bestimmung menschlichen Zusammenlebens das Wort, einer Bestimmung durch den einzigen und einigen Gott. Das aber ist ja nun wirklich nichts Neues. Fehlt nur der Zusatz, dass dieser Gott nur die Katholiken meint, diese besseren Menschen überhaupt.
Gute Rede, sagen die zum Teil eingeschlafenen Politiker danach und gehen zur Tagesordnung über.
Eine aufrüttelnde und "heiße Eisen" anpackende Rede war es nicht. Das habe ich aber auch nicht erwartet.
Jetzt geht er zu Luther nach Erfurt. Und was soll das? Unsere Bischöfe erwarten sich von diesem Kontakt keine Ökumene-Anstöße oder gar Anerkennung. Er hat ja mal von der evangelischen Kirche als "einer Art" Kirche gesprochen, eine ungeheure Beleidigung, finde ich. Er habe diese Ansicht später abgeschwächt, aber er hat sie nicht zurückgenommen, oder wie es heute üblich ist, sich entschuldigt..
Diese Papst ist ein abgehobener Kirchenfürst mit der Arroganz eines überheblichen Intellektuellen. Dixi.

Donnerstag, 22. September 2011

WIR SIND WIEDER PAPST

Der Papst ist (wieder) in Deutschland. Staatsbesuch eines katholischen Priesters, oder: wir sind wieder Papst. Die Meinungsbildner sind gespalten (oder ihre Zunge), denn sie schmeicheln dem Mainstream, der politischen Korrektheit einerseits, andererseits dem eventartigen Aufkommen einer Protestgemeinde, die diesen Besuch hinterfragt. Es kann ja beides in unserer gespaltenen Gesellschaft möglich sein, nur festlegen möchte sich niemand; man könnte ja anecken. Wieder lautet das Stichwort "Beliebigkeit".
Ein paar Gedanken: der Papst ist katholischer Priester, und er ist der Staatspräsident des Landes "Vatikanstaat", das in Zeiten der Eurokrise nicht von sich reden macht. Wie ist es denn mit dessen Schuldenstand? ("Die haben immer Geld") Muss der Staat eines Tages auch "gerettet" werden? Also er kommt als katholischer Pfarrer und als Staatspräsident. Und daher soll er im Bundestag reden. Abgesehen davon, dass er wahrscheinlich Blabla verbreiten wird, ist die Tatsache, dass ein Spitzenkatholik, der konservative Lehren wie Zölibat, Hetero-Ehe vertritt, und der die Missbrauchsfälle in dieser Kirche nur vage und zurückhaltend kommentiert hat, und der aber auch massiv gegen die Ökumene d.h. z.B. gemeinsames Abendmahl von Katholiken und Protestanten ist, beschämend. Werden wir katholisiert? Ist eine neue Gegenreformation in vollem Gange? Es ist unverständlich und geschmacklos, wie Leute wie Göring-Eckard (EKD - Präside und Grüne) sich richtig "ranschmeißen". Diese Kirche oder dieser Papst, sie gehen kein Stückchen auf unsere Kirche zu!!!
Ein Zweites: der Besuch in dem evangelischen Augustinerkloster in Erfurt, in dem Luther noch katholisch seine erste Heilige Messe las, wird es eine Begegnung mit Protestanten geben. Da bin ich aber mal gespannt, wer da alles scheinheiliges(!) "Verständnis" aufbringt. Da war Luther ehrlicher und direkter:
"Als päpstisch, spitzbübisch und teuflisch musst du es verstehen, dass der Papst den Namen der heiligen römischen Kirche aufs schändlichste und lästerlichste braucht und damit seine Bubenschule, Huren- und Hermaphroditenkirche meint, des Teufels Grundsuppe" - aus:1545 "Wider das Papsttum").
Soweit würde ich nicht gehen, aber seine Eigensinnigkeit und Selbstherrlichkeit besteht nach wie vor. Stellvertreter ist er, und zwar Gottes. Das allein ist schon lästerlich und kann nicht heilsbringend sein. Wenn man bedenkt, dass Luther eine "andere", ursprünglichere, aber eine katholische Kirche wollte, sind eigentlich die Protestanten die wahren Katholiken...

Ich wünsche mir mehr Distanz zu diesem Papst seitens der evangelischen Kirche und Besinnung auf die eigenen Werte des Gebets und Gesangs als der Wege zu Gott ohne alles Brimborium. Und ich kann alle, die der Rede fernbleiben, verstehen.

Freitag, 9. September 2011

jaja die hausfrau

Was ausstirbt, ist die Hausfrau. An ihre Stelle tritt der Hausmann in Elternzeit. Was ausstirbt, ist die Mutter. An ihre Stelle tritt die KITA und der Doppelverdiener-haushalt. Es erfüllt mich mit großer Trauer, dass einer geschichtlichen Änderung ins Bodenlose und Beliebige nichts entgegengesetzt wird. Von wem auch? Es wird der Hauptströmung, die angeheizt wird durch Print, TV und Facebook, nachgegeben. Man kann sich dem Bombardement der unreflektierten Entäußerung auch gar nicht entziehen, wenn man gezwungen ist, am Informationsangebot teilzunehmen. Und die früheren Hüter des Wertvollen, die Kirchen? Sie sind ebenfalls in die Eventgarde abgerutscht, weil sie kein Geld mehr haben. Das ist auch ein sehr wichtiger Punkt, die Leere der öffentlichen Kassen, zu denen ich die Kirchen mal zählen möchte. Dann fischt man nach den Zugpferden. Den falschen, wie ich meine.
Der Papst spricht im Bundestag. Da kann man nur ins Grübeln verfallen. Trennung von Staat und Kirche? Überhaupt, was bedeutet es, wenn alle, aber auch alle Ereignisse als Events mit dem Beigeschmack der Oberflächlichkeit abgehandelt werden? Wir befinden uns im Prozess der Selbstauflösung. Nicht nur im Saarland... und nicht nur die Hausfrau...

Samstag, 13. August 2011

13.August

Meine Erinnerungen an den Mauerbau ("Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten") waren derart, dass uns der Zorn über Regime und Reaktion hochkam. War damals in WÜ im Studium und die Meldungen gingen bei uns durch die Presse, Mainpost und so. Man war als Burschenschafter mit Gerechtigkeitsbezug innerlich aufgerührt, aber letztlich eben ohnmächtig. Und im Rückblick war en die Reaktionen der Westmächte damals sicher richtig. Denn ein neuer Krieg, dann noch um Berlin, das hätte ja auch einen neuen Weltkrieg und zwar gegen die Sowjets mit ihrer Atombombe bedeutet. Man lese bei Lown nach. Und das wiederum hätte dazu geführt, dass ich vielleicht diesen Blog nicht hätte posten können...
Ich erinnere auch noch, wie ich mit innerem Ekel, damals dann in Westberlin - Sie verlassen den amerikanischen Sektor - im Bahnhof Friedrichstrasse nach "drüben" reiste, um allerdings dann dort in die Oper zugehen. Fidelio z.B. - erregend. Oder später auf der Leipziger Messe. Als VIP. Man war beeindruckt von der rührenden Ärmlichkeit der DDR, und der Verschlossenheit der Gesichter. Jeder, das spürte man, konnte des anderen Spitzel sein. Man war froh weider draußen zu sein, und doch übte das Land eine morbide Faszination aus. Oder eine Reise in die DDR als Urlaubs- Bildungsreise, zu den Stätten Luthers und auch nach Dresden in meine Vaterstadt. Der zuvorkommende, freundliche Vopo, der uns den Weg zeigte. Das verschämte Gesicht des Elephant-Kellners in Weimar, der den gewünschten Käse nicht vorrätig hatte ("leider nicht bei uns"). Eine andere Welt.
Und jetzt das Land der Verwestlichung. D-Mark = Wiedervereinigung. Eben auch eine andere Welt.
Jau.

Dienstag, 9. August 2011

Krise? Welche Krise?

Niemand erklärt uns die Krise, die derzeit in den Medien grassiert. Ich Experte für allerlei Gedanken, versuche es mal...

Staaten sind Treuhänder der Rechte ihrer Bewohner, indem sie ihnen ihre Lebensräume sichern und die Freiheiten und Grundrechte garantieren. Das kostet. Um sie nun in einer ausreichenden Qualität zu vermitteln und zukunftssicher zu halten, werden diese Sicherheiten mit dem Geld der Steuerzahler finanziert. Das müsste eigentlich reichen. Tut es aber nicht!
Strassen, Schienen, Flugplätze wollen gebaut sein und instand gehalten werden, die Bevölkerung soll sozial abgesichert werden und es soll für die äußere und innere Sicherheit genügend vorgesorgt werden. Die Kosten für diese Leistungen, besonders die für die Sozialleistungen, sind nun immens gestiegen. Hinzukommt, dass es die zunehmenden internationalen Verpflichtungen etwa in der NATO oder bei Krisen-Einsätzen (Afghanistan, Libyen) gibt, die eingehalten werden müssen, was die Finanzen vieler Länder schon ausreizt. Die Steuern sind seit langem hier nicht mehr der Finanzierungsrahmen, und der Staat muss Schulden machen. Das ist eigentlich keine unmoralische Handlung, wenn diese mit genügend Sicherheiten und vertretbarem Zinsaufwand als Kredite aufgenommen werden. Vater Staat muss seinen Verpflichtungen aber nachkommen können, die nach innen diejenigen der staatlichen Leistungen sind, nach außen aber immer mehr von den Schuldendiensten dargestellt werden. Das also frisst die Staaten auf.
Der sog. Schuldendienst ist ein fester, ja sogar einer der größten Bestandteile des Staatshaushalts geworden.
Das ist die Spirale der Neuverschuldung. Und heute ist es so, dass diese Schuldenlast immens ist. Die Schuldenuhr tickt. Der Bundesbürger hat derzeit 23.000 Euro Schulden.
Manche Länder haben mehr, manche weniger, aber die meisten leben über ihre Verhältnisse. Man muss zum alten Grundsatz des Geschäftsgebarens zurückfinden, dass man nicht mehr ausgibt als man einnimmt. Schöner Satz, der im Lehrbuch des ehrbaren Kaufmannes steht, aber Ehrbarkeit - also Ehre und Würde - sind schon lange aus dem Vokabular der Staatenlenker verschwunden. Nicht nur Geld regiert die Welt, sondern die "Märkte", die "Investoren" und die "Anleger". Zocken ist die Haltung der Anleger wie der Staaten. Das ist die Ursache der gegenwärtigen Krisen nichts anderes. Und so leicht es sich dahinsagt: mehr Solidität im Umgang mit Geld - so schwer ist es im derzeitigen Gesellschaftsverständnis diesen selbstverständlichen Grundsatz auch anzuwenden. Denn die Zusammenhänge sind extrem verwickelt. Die Forderung nach einem Sparkurs, auch populär, ist dann unpopulär, wenn sie den eigenen Haushalt und die eigene Wählergunst betrifft. Dann gibt es nur noch Beschwichtiget und Speichellecker. Und Rettungsschirme. Politiker eben, und solange die das Sagen haben, wird sich nichts ändern..
Wir müssen weg vom kapitalistischen Wachstumsgedanken. Stichworte vom Postmaterialismus und der Kraft der Volksherrschaft - kommunistisch im guten Sinne des Gemeinwohls - sind nachdenkenswert.

Dies sagt ein non-economist und selbst ernannter Einsichtiger.
/ghe

Montag, 25. Juli 2011

der space shuttle kommt zurück

Die "Atlantis", das letzte Spaceshuttle der NASA, ist gerade eben gelandet. Ein Youtubist hat das Schauspiel von der Mattscheibe abgefilmt und ins Netz gestellt. Wie die Kommentatoren sagen, ist damit einer Ära beendet, die den naturwissenschaftlich unterfütterten Aufbruch in das Universum begründen sollte. Nun, wir haben den Mond betreten, wir bauten eine Raumstation (ISS), die es ja noch gibt, und es soll Überlegungen geben, zum Mars zu fliegen. Warum das Space-Shuttle-Programm abgebrochen wurde, ist klar: nicht wegen erfüllter Träume, sondern wegen leerer Kassen. Es ist einfach kein Geld mehr da in den USA, die ja sowieso vor einer Wirtschaftskrise stehen. Und dann darf man ja überlegen, ob der Schritt ins Universum ein so genannter "Schritt in die richtige Richtung" ist. Wenn naturwissenschaftliche Programme soviel Geld kosten, angesichts der weltweiten Krisen und Hungersnöte, muss nach dem Nutzen gefragt werden, nicht nur dem erkenntnistheoretischen, sondern auch nach dem volkswirtschaftlichen. Hier ist die kurze Nachricht hilfreich, dass der wissenschaftliche Nutzen dessen, was da auf der ISS mühsam abgearbeitet wird, erstens auch auf der Erde geerntet werden könnte und zweitens vorwiegend medizinische Grenzbereiche betraf: Knochenkrankheiten wie etwa die Behandlung der Osteoporose. Dass die berühmte Teflonpfanne gar kein Ergebnis der Weltraumforschung war, steht auf einem andern Blatt. Hinzukommt, dass die teure Arbeit auf der iSS praktisch gar nicht kommuniziert wird.
Wenn man mich fragt: Weltraumforschung einstellen, verschrotten und sich auf andere, irdische Probleme konzentrieren. Es sei denn, man findet private Investoren, die sich den Irrsinn was kosten lassen, und die gegen Bares, Tourist nach oben schießen. Leider müsste man dazu einen Gun-Club gründen, einen Präsidenten namens Barbicane dazu und das Geschoss aus einer riesigen Kanone zum Monde entsenden. Lachen wir nicht über die Amerikaner, diese gibt's, und es wäre ein Casus belli… /Frei nach Jules Verne).

/ghe

Dienstag, 19. Juli 2011

nochmal: Frauen-WM

Jaja die Medien! Hier muss Medienschelte einfach sein (das Runde muss ins Eckige).
Das war nun die Frauen-WM. Eine schrecklichere Medienhype habe ich noch nicht erlebt. Und wie merkwürdig: plötzlich sind die Männer wieder auf der ersten Seite der Zeitungen. Wie von Zauberhand waren alle Männer-Nachrichten währen der Frauen-WM von den Sportseiten der Zeitungen verschwunden, jetzt sind sie wieder da. Was sagt uns das? Dass wir in einer ver-"schwurbelten" Medien-Landschaft leben, die sich erfrecht, uns vorzuschreiben, was wir zu konsumieren, und wofür wir uns zu begeistern haben. Frecher und dümmer geht's nicht mehr. Und mit welcher Scheinheiligkeit die ReporterInnen und die, die sich dafür halten, täglich ihre Mäuler aufreissen, um das Lob der Frauen-WM zu singen - schauderhaft. Und das nennt sich nun Pressefreiheit. Die Wahrheit ist, das hinter allem und auch hinter diesem Scheinereignis die lieben Sponsoren, sprich Geldgeber stecken, die das diktieren, sich wieder einen hohen Gewinn erhoffen. Und wohl auch bekamen…
Nochmals: ich finde es gut, wenn Frauen Fussball spielen, aber diesen öffentlichen Akt der Vergewaltigung durch die Medien (Vermarktung) und diese Verzickung (weibliche Streitkultur) haben sie nicht verdient. Sie haben sich auch nicht wohl gefühlt. "Druck" habe auf ihnen gelastet und viele wollten aussteigen. Man habe sie aber nicht gelassen.
Fussball - ich gehöre nicht zu den versierten Kennern des Sports - ist dennoch eine schöne Sache, wenn er von Männern gespielt wird. Da ist Einsatz, Lust und Frust, Freude, Hass und Liebe mit im Spiel, also das ganze Dilemma unseres Erdendaseins. Nicht, dass auch dort Druck herrscht und tragische Verläufe vorkommen (siehe Selbstmord in Hannover), aber die Spiele sind einfach besser. Anders bei den Frauen: nachgemachte Männer-Posen, künstliche Erregung, Figurinen-Pathos und Selbstdarstellung - und das soll Fussball sein?
Posieren ist zwar ein allgemeines Merkmal unserer Gesellschaft, das wiederum Ausdruck der Oberflächlichkeit und Wesens-Entfremdung derselben ist, aber wenn es zu einer solchen Hype führt, ist es überhitzt und despotisch. Also: ich bin froh, dass diese Hype Frauen-WM vorbei ist.
/ghe

Donnerstag, 14. Juli 2011

Mein Pessimismus

Arztsein und die Ökonomie
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In einem lesenswerten Beitrag des Freiburger Historikers Prof. Giovanna Maio im Saarländischen Ärzteblatt geht dieser auf den zunehmenden Widerspruch des ärztlichen Selbstverständnisses und der Ökonomisierung ein. Dies ist ja nicht nur ein ärztliches, sondern ein überaus allgemeines Problem, und so schreibt er einleitend: "Wir leben in einer Zeit, in der alle Bereiche des öffentlichen Lebens nach den Kategorien des Marktes organisiert und vom ökonomischen Denken durchdrungen werden." Dem ist nur zuzustimmen, doch wird sich durch eine solche Diagnose zunächst ja nichts ändern, denn die Entfremdung des Arztes von seinem sozialen Auftrag, in Not befindlichen Menschen zu helfen, hat bereits eingesetzt und ist weit fortgeschritten. Maio beschreibt zutreffend diesen Wechsel vom sozialen zum Dienstleistungsbereich, der den Patienten zum Kunden degradiert und verstümmelt. Dass er dabei auch den Arzt in seinem tiefsten Wesen ändert, ihn umformt, ja deformiert, ist nur konsequent. "Das Resultat ist Modularisierung und Standardisierung." schreibt Maio.
Diese an Profit der Konzerne orientierte Haltung trifft auf eine spiegelbildliche Haltung des Patienten, der in seiner bereits werbetechnisch erfolgten Umerziehung sich ebenfalls zum Kunden mit Reparaturanliegen und Garantieanspruch gewandelt hat. Wir Kardiologen mit unserer geradezu kindlichen Apparate-Gläubigkeit stimmen darin mit ihm überein und entwickeln Standards und klinische Pfade, die den Regeln der jeweiligen Marktanforderung entsprechen. Der ärztliche Auftrag des Helfens und Heilens ist nicht mehr erkennbar, wird auch nicht mehr geradeheraus gewünscht.
Welche Rolle in diesem Kontext aber der Mensch spielt, wird zur offenen Frage, die jedoch nicht mehr vorurteilsfrei diskutiert wird, sondern in der Wortwahl der ganzheitlichen Medizin, die grundsätzlich alternative Behandlungsmethoden anwenden muss, zum ideologischen Diskurs ohne wirklichen Lösungsansatz. Der "Krieg" zwischen der Schulmedizin und der alternativen Medizin ist ja gar keiner, denn der das Herz behandelnde Kardiologe muss auch den Menschen mit dem kranken Herzen berücksichtigen, tut er das nicht, liegt er falsch, selbst wenn er von dem Verwaltungsleiter seiner Klink dazu gezwungen wird.
Wenn man den unbestritten hochaktuellen Beitrag des Historikers liest, erschrickt man ob der klaren Diagnose und auch darüber, dass man dieses Spiel selber jahrelang mitgemacht hat.
Dennoch müssen sich Ökonomie und gutes Arztsein nicht ausschließen. Denn wo Dinge Geld kosten, und wo Handauflegen und weiße Salbe nicht angebracht sind, muss wirtschaftliches Denken eine Rolle spielen, z.B. beim Notfall oder bei dessen Prävention. Doch muss sich Ökonomie dem ärztlichen Handeln unterordnen und nicht umgekehrt rangieren. Das setzt jedoch ein anders Denken aller Verantwortlichen voraus, das das Vertrauensverhältnis zum Patienten und dessen Hilfsbedürftigkeit zum Gradmesser hat. Die Würde des Menschen, des kranken Menschen zumal, muss der Gradmesser sein. Krankenhäuser, die ihre Qualität nur managen und damit den Arzt in das Diktat des Marktes zwingen, handeln gegen die Würde des Menschen, sind daher eigentlich nicht mehr auf dem Boden unserer Verfassung, denn "die Würde des Menschen ist unantastbar". Plan-do-check-act ist auch auf die menschliche Interaktion zu beziehen und wird es leider im praktischen Bezug nie.

Wir Kardiologen müssen uns allerdings auch fragen, wie mit einem solchen sozialen Arztbild unser tägliches Verhalten im Umgang mit den apparativen Anforderungen interpretiert werden kann. Sind wir nicht schon Opfer unseres Fortschrittsglaubens, der sich an technischen Innovationen stolz begeistert? Der Kardiologe ist besonders als Interventionalist sehr anfällig für Vordergründiges. Er steht im Katheterlabor, um sich und seinem Krankenhaus die größtmögliche Pfründe zu sichern. Aber auch der niedergelassene Kardiologe sieht sich dem Markt ausgesetzt: er nutzt die Geräte, um seine Praxis zu finanzieren. Der Patient verschwindet in dem Gerät als Mittel zum Zweck.
Gibt es einen Ausweg? Gibt es den "guten Arzt" noch, so wie es die "gute Regierungsführung" oder den Begriff der "Good medical practice" im englischen Schrifttum gibt? Oder: Gegen die Macht de ökonomischen Hedonismus ist kein menschliches Kraut gewachsen.

Vieles ließe sich zu dem unerschöpflichen Thema sagen. Wir werden uns weiter äußern.

Quelle:
Maio G Saarl.Ärzteblatt 7; 2011, 13


/ghe

Freitag, 8. Juli 2011

Managergehälter

Rentner haben zum 1.7. die horrende Steigerung ihrer Renten um 1% zu verkraften. Der gemeine Arbeitnehmer erhält im Schnitt 2,6% mehr Lohn, soweit man das dieses Jahr sagen kann. Und dann dies: die deutschen Manager verdienen nur mittelmäßig. So stand's in der FAZ heute morgen. Dabei ist doch der Manager das Wesen, an dem eigentlich die ganze Welt genesen soll. Der Arme, denn Armut kommt von Poverty! Nun verdient er nur mittelmäßig. Mir kommen die Tränen. Da muss denn doch die Lobbyarbeit nicht in den Hintergrund treten, der sich die Manager so oft bedienen, um mehr für ihren Betrieb herauszuholen. Ach ja - wenn sie denn auch Alles für den gemeinen Arbeiter ausgeben müssen? Für sie bleibt nichts? Und dennoch Milliarden als Gegenleistung für Waffendeals (200 Panzer für Saudi-Arabien) hereinholen? Dann immer noch: mittelmäßiger Verdienst? Im Klartext: es sind stolze 20% Zunahme, die sich die Herren Manager derzeit leisten. Und die Jahresverdienste gehen in die zweistelligen Millionenbeträge. Das kann man nur mit dem epitheton obszön umschreiben.
Wir leben nämlich in einer Scheindemokratie. Nicht vom Volk geht die Gewalt aus, sondern von den Managern… Und ausserdem gefallen mir die Worte von der Kleptokratie, der Demokratur, denn sie kennzeichnen das große Unbehagen des Wutbürgers, der aber nach seinem Wutausbruch schnell wieder vor dem Fernsehsessel einnickt.
Umverteilung von unten nach oben ist angesagt, nicht umgekehrt. Wo endlich schrie meine SPD auf? Politische Korrektheit verbietet es dem Autor, laut das zu brüllen, was die Sponties vergangener APO-Zeiten riefen. Deshalb leise: "Macht kaputt, was Euch kaputt macht!"
/ghe

Dienstag, 21. Juni 2011

andra moi ennepe mousa polytropon...

Sage o Muse mir an, den listenreichen... -
Denn nur ein solcher kann Graecia noch aus der Misere helfen. Ich kann das ganze sog. Desaster nicht mehr verstehen, verfolgen, man wird in den Medien zum Wirtschaftswissenschaftler hochgejubelt und kann doch dem ganzen nur ein müdes Lächeln des dummen Jungen abgewinnen. Zuviel Information und keine ist wirklich hilfreich. Medienrummel! Und: man redet von Gläubigerbeteiligung (OK?), und auf ihn zukommende Lasten des Steuerzahlers - letzteres interessiert ja jeden, besonders die Rentner, aber keiner erklärt wirklich, was auf einen solchen zukommt. Oder?? Und dann das Volk. Ist Demokratie nicht Volksherrschaft? Alle reden von der Vertrauensfrage der Regierung in Graecia, doch niemand davon, wie diese Regierung vom Volk, das auf der Strasse wie wild protestiert, eigentlich noch legitimiert ist. Was, wenn das Volk nicht mitmacht?? Die Experten zittern.
Diese auch bei uns vorhandene Diskrepanz zwischen Regierung und Volk, das ist das eigentlich Wichtige, diese zu beseitigen, wäre eine Aufgabe, auch die Schuldenkrise in Griechenland in den Griff zu bekommen. ich kann das ganze blasierte Gelaber der "Experten" nicht mehr hören, das Honigkuchengesicht Angela Merkels und Sarkozys schon lange nicht mehr...
Eine Muse muss her!
/ghe

Freitag, 17. Juni 2011

Frauenfussball

Um es vorweg zu nehmen: ich bin weder ein ausgewiesener Fussballfan, noch besitze ich Kenntnisse über die entscheidenden Muster der Abseits-Falle, aber die WM- oder EM-Spiele gucke ich dennoch.
Hier geht es jedoch um die merkwürdige Spezies der Frauenfussballer, die derzeit in den Medien wegen der Frauen-WM krampfhaft auf Augenhöhe mit den Männern gebracht werden. Ich gucke manchmal, es lässt sich bei geballter Medienkraft oft nicht vermeiden, diese Sache, ja.
In Abschnitten vermittelt sich mir dann ein merkwürdiges Bild. Sie laufen - etwas einsam, sie schießen - etwas unvermittelt, sie umarmen sich nach einem Treffer, wie bei einem Besuch zu Kaffee und Kuchen. Sie spielen sich dann auf wie die Männer, reissen ihre (teils lieblichen) Münder auf, werfen die Arme hoch (nicht so hoch wie die Männer, sie sind nur angemessen (oder einstudiert) begeistert, und sind mit einem Wort, fehlplaziert. Das Aussehen ist bereits ebenfalls den Männern nachentwickelt: dicker Hals, hartes Gesicht, Formen atypisch.
Androgyne Frauen - warum tut ihr Euch das an; nicht diesen Medien-Fussball bitte, wenn ihr Fussball spielen wollt, bitte schön allein. Aber diese Nachäffens-Methoden, irgendwie wie Männerfussball aussehen zu wollen, einfach lächerlich. Und: dann noch in den Illus zu posieren, Marketing der schlechten Sorte, echt ätzend. Und übrigens: die Medien, die ein neues Marktsegment wittern, weil ihnen die andern abhanden gekommen sind (Wetten dass etc.), zusammen mit den Werbefirmen, denen sie ja sowieso verbunden sind (und verpflichtet), der Quoten wegen: Diese Medien drücken das Frauenfussball-Event derartig in die Schlagzeilen, das ist verdächtig auf Selbstbetrug und Schummelei. Also: Frauenfussball im Kleinen ja, Männer nachäffen nein, WM schon gar nicht. Gelder fließen sowieso weniger, ihr könnt nie soviel verdienen, wie es die Männer (unberechtigt!) tun! Das wenigstens ist sympathisch. Und der Ball ist auch rund, wenn er nicht so in der Öffentlichkeit rollt.
Ich bin leider gegen diesen Frauenfussball.
Und übrigens ist heute ein ganz anderer Tag: Siebzehnter Juni. 1953 haben die "Werktätigen" der DDR an anderes gedacht, als an Frauenfussball, und an diesen Aufstand erinnert man sich heute kaum noch. Ich fand in den Medien jedenfalls nichts. Nennt man Erinnerungskultur...

Nachtrag aus der ZEIT: »Denn natürlich sind viele dieser Frauen auch lesbisch.« (Weber, Berater und Psychologe)
/ghe

Dienstag, 24. Mai 2011

akkurate Hemden und Frisuren...

Konservativ-rechts und progressiv-links: sind das noch Begriffe, die auf die politischen Parteien unserer Zeit passen?
Da liest man heute in der WELT, einer Tageszeitung, die nicht im Verdacht steht, sich linkem Gedankengut auch nur zu nähern, dass der Zeitgeist heute "konservativ" sei. Dieser spiegele sich im Hang der Zeitgenossen, sich einer "neuen" Boheme im Internet hinzugeben. Man könne im Netz aufregten Blogs und Seiten studieren, um Sound, Temperatur und Geschwindigkeit kultureller Taktgeber zu analysieren. Gut, das Internet dieser Zeitgenossen, meist junger finanziell unabhängiger und beruflich erfolgreicher Mitmenschen ist elitär; auch die sogenannte Demokratiebewegung der arabischen Staaten ist elitär, denn das Gros der Armen in diesen Ländern hat keinen Internetzugang. Diese Zeitgenossen hier bei uns aber seien meist politisch rechts von der Mitte angesiedelt. Was nun wieder das bedeutet? Es bedeutet Folgendes: "Denn nur wer fleißig ist und kompetent, verdient genug Geld, um sich Anzüge maßschneidern zu lassen und Pferdelederschuhe gleich dazu." Und: " Dort würden sie beobachten können, wie die Kinder ihrer Wähler (oder ehemaligen Wähler) heute in die Gymnasien in Bad Homburg, Dahlem, Starnberg oder Harvestehude gehen. Sie würden entdecken, wie akkurat die Hemden sitzen und Frisuren, und schließlich müssten sie verstehen, dass es in dieser Welt selten chicer war, konservativ zu sein – und sich eben nicht im Merkelschen Sinne als ewig zu spät Kommender den allzu Zeitgeistigen anzubiedern." Alles O-Ton WELT! Dass die älteren Herren und Damen der sogenannten bürgerlichen Parteien keinen geschliffenen Umgang mit dem Internet pflegen, stimmt. Auch eine gewisse Kulturferne ist bei diesen Personen zu beobachten, stimmt auch. Aber den beschriebenen Personenkreis nun als progressiv zu bezeichnen, geht denn doch zu weit. Rechtskonservativ: das gibt's immer noch, und viel zu viel.
Und wie ist das mit dem Begriff Links? Hier wird verstiegen argumentiert, die "kulturelle Avantgarde" sei "nicht mehr nur links, sondern für die Bürgerlichen zum Greifen nah". War denn diese Avantgarde jemals politisch, also links, in den Zeiten des sozialen Aufbruches etwa der 20er Jahre? Ja es gab linke Kunst, bei Dix, Brecht, Kollwitz, Zille war sie "zum Greifen nah"- aber Nolde, Modersohn, Kirchner, Kandinsky, ja sogar Picasso - das war künstlerische Selbstdarstellung, keine linke Kunst, wenn man sie als politische Kunst versteht. Auch die heutigen Künstler, mit denen sich unsere Politiker manchmal umgeben (SPD_Politiker zumal) sind eher bürgerlich: Baselitz etw, Neo Rauch oder Jörg Immendorf, aber nicht politisch im programmatischen Sinn, selbst wenn es DDR-Künstler sind.
Links ist immer noch der, der sich für die Ungerechtigkeiten in dieser Welt einsetzt, der Unterdrückung anprangert und für die Gleichverteilung von Chancen ist. Der also ein politischer Mensch ist. Homo politicus eben. Wenn man unsere Parteien aber nun an diesen Maximen misst, oje, dann kann man ins Grübeln kommen. Die Parteien sind aber austauschbar geworden, was ihre Programmatik angeht; eine Ausnahme machen nur die Grünen. Sie sind in der Lage, augenfällige Probleme, etwa die Atomkraft, sehr plakativ zu thematisieren, und diese Probleme sind eben Probleme der Bürgerlichen, die sich dann gern als Wutbürger bezeichnen. Wut ist aber eigentlich etwas Ungerichtetes, Schwammiges und auch Jähes. Wut ist nicht primär revolutionär, erst dann, wenn es in die entsprechenden Bahnen gelenkt wird. Nein, neo-links sind die Grünen nicht. Denn das linke Denken ist vielschichtiger, enger plakativ und es kann auch nicht als bürgerlich bezeichnet werden. Und dennoch sehnen sich alle Parteien, auch die linken, nach der neuen Mitte, und was ist das denn nun schon wieder? Riechen tut das Wort natürlich nach Mittelmäßigkeit. Auch beliebig fällt mir dazu ein. Viehisch ist das die Definition der neuen Konservativität: Mittag bleiben, möglichst nicht abweichen vom Kurs, was man hat, bewahren. Früher hieß es mal: "Keine Experimente, CDU wählen!", das war aber 1960, und es war ein Adenauer-Plakat. Heute alles anders?
/ghe

Montag, 16. Mai 2011

bad boy DSK

Da hat sich doch einer ein Zimmermädchen in einem New Yorker Hotel gegriffen. Er hat sich nackt auf es geworfen und wollte Spass. Er rechnete nicht Gegenwehr, doch das Mädchen wehrte sich gegen den offenbar schon mehrfach einschlägig aktiven DSK. Dann lief sie zu Kollegen, die ihr rieten, sich der Direktion anzuvertrauen. Die riet dann zur Anzeige. DSK wurde im Flieger nach Paris verhaftet, und ein mittleres Erdbeben der medialen Sorte nahm seinen Lauf. Der Präsidentschaftskandidat der Sozialisten Frankreichs heißt nun mal Dominique Strauss-Kahn, und dieser Umstand hatte Sarko schon das Fürchten gelehrt, da DSK im Vorteil schien, sehr medial präsent war und publikumswirksam agieren konnte. Man kann nun spekulieren, was einen Mann morgens (also wohl nicht alkoholisiert) und vor einem Flug nach Deutschland zu Angela bewogen haben mag, sich in den politischen Selbstmord zu stürzen. Der Chef des IWF sollte eigentlich in Washington sein, war aber in NYC. Der Mann kann sich jedes aber auch jedes Edelnüttchen kaufen und befällt ein Zimmermädchen? Das übrigens schwarz war. Könnte nicht eine andere mächtige Figur diesem Kerl eine Falle gestellt haben? Könnten es vielleicht die eigenen Parteifreunde gewesen sein, die den Aufstieg des DSK verhindern wollten? Oder gar welche, die den griechenlandfreundlichen DSK stürzen wollten, um dann die Griechen leichter fallen lassen zu können?
Es ist doch soo spannend in der Hochfinanz. Ein Thriller könnte nicht besser sein.
Ich persönlich glaube nicht an die Verschwörungstheorie, selbst wenn ich sie nicht unplausibel finde. Aber ein so testosteron-gesteuerter Mann wie der, morgendliche Triebe im Hirn, da kann natürlich auch mal was abgehen... Nur diesmal ging's wohl daneben.
/ghe

Dienstag, 3. Mai 2011

Abottabad, the tragedy of Vroom

Osama bin Laden ist durch den amerikanischen Spezialdienst Navy Seals gestern Nacht in Islamabad (in einer mondänen Wohnsiedlung, in der er sich wohl seit Monaten, wenn nicht Jahren aufgehalten hat!) durch Kopfschuss nach einem Gefecht wahrscheinlich ermordet worden. Kein einem Rechtsstaat entsprechendes Verfahren wurde ihm ermöglicht; der sollte wohl nicht gefangen genommen und vor Gericht gestellt werden, sondern in einer Art alttestamentarischem Rachefeldzug glatt und sauber getötet und entsorgt werden; kein Ruhmesblatt der Amerikaner. Aber man kennt sie leider so, vroom und weg, Rambo eben. Und unsere Kanzlerin hat sich gar verstiegen, so zu formulieren:
„Ich freue mich, das Osama getötet wurde, und gratuliere den Amerikanern dazu!“.
Kälter und unmoralischer kann man es kaum ausdrücken. Und das ist nun das Geisteskostüm unserer christlich-demokratischen Kanzlerin!
Zur Klarstellung: ich bin froh, dass er weg ist, der Verursacher des 11. September, aber die Umstände sind mindestens dazu angetan, zu befremden. Ich bin der Letzte, der Al Qaida und seine Machenschaften gutheißt. Und bestrafen muss man sie alle, wenn sie sich gewalttätig einem fundamentalen Islam verschrieben haben. Das setzt aber immer ein rechtsstaatliches Verfahren voraus, und das war hier nicht gegeben. Sogar Saddam Hussein wurde vor ein irakisches Gericht gestellt und dann - richtig oder nicht - zum Tode verurteilt. Man wollte keinen Märtyrer schaffen - Okay, aber hat man es damit verhindert? Man hat ihn schmählich ins Wasser geworfen - Seebestattung wurde es sogar genannt. Auch irgendwie zynisch, finde ich. Islamischen Gepflogenheiten entsprach das sicher nicht! Und wenn er es gar nicht war?????
Aber erschreckend ist auch die Präzision des Vorgehens; der CIA ist wie schon immer der, der die Vorgaben macht. Was, wenn in zukünftigen Szenarien diese dunkle Macht die staatliche Vorherrschaft gewinnt - in ihr finden alle rechtspopulistischen Ideen eine Heimat - und diese Macht dann auch ausübt? Können wir alle uns dann vor ihr retten? Eher nicht! Finstere Aussichten...
Lieber malen wir uns statt dessen einen gütigen Weltgeist (als Weltpolizisten).

Und hüte Dich vor Druckfehlern - Seibert: "Obama wurde getötet, worüber wir uns freuen" oder so ähnlich bei Twitter.
/ghe

Donnerstag, 21. April 2011

Karfreitag, Ostern, was solls

Die Zeitungen melden: Tanzvergnügen und Theateraufführungen sollten am Karfreitag erlaubt sein, weil "es nicht mehr zeitgemäß sei, dass eine Minderheit der Mehrheit ihren Willen aufdrücken könne". Ostern dagegen sieht man weniger im Lichte der Auferstehung Christi, sondern der Bemalung von Ostereiern, dem Suchen und Finden von denselben und der "auferstandenen" Allgegenwart eines Hasen genannt Osterhase. Dieses Fest wird daher folgerichtig schon "Hasenfest" genannt. Was sagt uns das alles?
Wir leben in einer Zeit der säkularen Entwertung verpflichtender Werte unseres Zusammenlebens. Karfreitag ist nun mal nicht mit einem Tanzvergnügen vereinbar. Wenigstens an diesem Tage sollte man "innehalten" können, eine Formulierung, die nun andererseits auch wieder Eingang in die Medienwelt gefunden hat, wenn es um die Bewältigung von tragischen Ereignissen geht ("kollektive Trauer"). Sollte das denn nicht auch für den Kreuzestod Jesu gelten? Ist es denn ein "Aufdrücken" von "Willen", wenn man dieses exemplarische kollektive Trauern wenigstens dabei erlebt, dass man sich den Gang zur Disko spart? Gott ist Mensch geworden und sogar im Scheitern, dieses Wunder zu erleben, ist heute nicht mehr "in". Schade, und wir leben in einer verlogenen oberflächlichen Gesellschaft, die sich multikulturell geben will und doch nur Einheitsbrei serviert. Natürlich sind die Religionen unterschiedlich. Und natürlich gibt es welche, die zur Gewalt aufrufen, oder die unterdrücken...
Ostern: Jesus ist auferstanden. Dieses Wunder ist so jenseits jeder verstandesmäßigen Aufarbeitung, dass seine Leugnung sich problemlos in unser oberflächliches Weltverständnis einfügt. Da sei einer auferstanden? Fahrstuhl oder was? So'n Quatsch. Wen interessiert schon diese eine christliche Urerfahrung? Die Medien, rasch bei der Hand und voller ungeheuerlicher grammatikalischer und orthographischer Fehler in den schnell dahingeschmierten Texten, reflektieren nur den heuchlerischen Mainstream, dem es mehr um die einseitige Nachrichtenvermittlung als um exakte Berichterstattung geht.
Es kann einem schon angst und bange werden um diese beliebige Gesellschaft, die keine Werte mehr zu kennen scheint, noch nicht einmal den Urwert des Tragens von Krawatten...
/ghe

Sonntag, 3. April 2011

Vom Gute, Schönen und Wahren...

Nun ist es so gekommen, wie es uns' Claudia sich geträumt hat: In BW entsteht wohl das erste grüne Bundesland, und es verunsichert die ganze politische Szene. Mappus is weg. Da wäre erstmal das Gute Schöne Wahre, dass Mappus weg ist. Dann das Gute Schöne, dass die SPD nicht noch mehr Federn gelassen hat, und schließlich das Gute, dass Basisdemokratie in unserm Lande doch noch was gilt.
Doch was kommt nun? Die Bundespolitik hat ja erstmal Schockstarre demonstriert. Der sogenannte Atomausstieg der Schwarzen/Gelben ist ja nichts als Beweis für die erstaunliche Fähigkeit, sein Mäntelchen in den Wählerwind zu hängen. Grüner als die FDP ist ja kaum jemand aus einem (Wahl-) Wechselbade gestiegen. Und dieser Ausstieg? Es ist ja eigentliche schlecht möglich, abrupt mit der Kernenergie Schluss zu machen. Dazu sind wird zu sehr abgängig geworden, was natürlich die schlauen Energiekonzerne seit langem geplant haben - und im Ernst - glaubt jemand wirklich, dass dieser Ausstieg, so notwendig er ist, tatsächlich in unserer Generation (nun gut, der "aktiven" Generation) noch kommen wird? Da gibt es Entscheidungen, Kostensteigerungen, Prozesse und Verunsicherungen, dass es nur so seine Art hat. Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass… Und wenn wir erst unser eigenes Fukushima haben, werden wir uns die Augen reiben, wenn wir noch können. Wir hier im Saarland leben in allernächster Nähe zu einem unsicheren, alten und störanfälligen AKW in Cattenom. Und da wird einem schon manchmal mulmig. Sarko denkt aber nicht Ernst daran, das Ding abzuschalten. Eher neue zu bauen, und: ein Ausstieg nur auf nationaler Ebene ist so unwirksam wie wenn nur ich selber aufhören würde zu rauchen.
Und auf der europäischen Ebene läuft erstmal garnichts. Öttinger richtet nicht viel aus. Und unsere lieben Konzerne werden schon alles zu verhindern wissen.
/ghe

Freitag, 18. März 2011

Atom Atom

atomos heißt eigentlich "das Unteilbare, das was man nicht weiter teilen kann". Es sieht so aus, dass unabhängig von der wissenschaftlichen Widerlegung dieses Wortsinnes die Angst davor (vor der Atomkraft) allerdings unteilbar ist- weltweit und besonders in Deutschland formiert sich der Widerstand neu. In Japan ist das Undenkbare passiert, und wir verfallen in blinden Aktionismus. Ausstieg aus dem Ausstieg aus dem Ausstieg, allein schon die Formulierung ist bezeichnend für die verfahrene Situation, und auch dass sich alle unsere Politiker gegenseitig vorwerfen, schon immer für eine Beendigung der Atomkraft gewesen zu sein. Dass bei allen Versuchen, die wahrscheinlich von den Grünen am Ernsthaftesten wenigstens versucht wurde, sowohl die Atomlobby wie auch die große Koalition gebremst und verhindert haben wo sie nur konnten, läßt von der jetzigen Aktion der "Drei Monate" nicht viel erhoffen. Vielleicht wird am kommenden Sonntag der unsägliche Mappus in BW nicht wiedergewählt; das wäre ja schon ein Erfolg.
Es ist nur die Angst, die bleibt und die unteilbar ist; und am ehrlichsten wirken jetzt die Linken, die den "sofortigen Ausstieg" verlangen. Rührend und ziemlich blauäugig. Aber ehrlich eben.
/ghe

Mittwoch, 9. März 2011

Verbindungen - stehen sie politisch rechts?

Leider ist die Frage nach rechtem, ja rechtsradikalem Gedankengut und wenigstens zweideutigen Verhaltensweisen bei Burschenschaften wenigstens teilweise zu bejahen. Manche Bünde in der Deutschen Burschenschaft und besonders der Burschenschaftlichen Gemeinschaft (BG), die österreichischen Burschenschaften nahestehen, lassen den Schluss zu, dass hier berechtigte Zweifel an ihrer Vergangenheitsbewältigung und damit ihrer Rechtsstaatlichkeit vorliegen. Es wird ein revisionistischer Volkstumsbegriff gepflegt, es wird in der täglichen Praxis mit rechten Politikern (auch der NPD) sympathisiert, und es werden mit ihnen Vortragsabende gestaltet. Eine öffentliche Distanzierung von der rechten Szene und auch von der burschenschaftlichen Vergangenheit während der Nazidiktatur erfolgt nicht.
Der Dachverband DB entkräftet diese Vorwürfe bisher nicht. Der Eindruck, sie stünden sehr weit “rechts”, ist vorhanden, und in der medialen Öffentlichkeit wird das zur Verfestigung des Klischees der “rechtslastigen” Burschenschaften allgemein und damit “aller” Verbindungen perpetuiert. Das ist das Problem, oder besser: die Bünde, die das zulassen, sind das Problem. Wenn man allerdings diejenigen betrachtet, von denen die rechten Vorwürfe immer wieder ins Spiel gebracht werden, so handelt es sich um meist sehr junge Mitglieder linker Gruppen an den Hochschulen, etwa der Jusos, die nicht diskutieren wollen und sich in klischeehaften Vorstellungen selbstgefällig und selbstgerecht geben. Hinzu kommt, dass diese Gruppen sich nicht nur verbal, sondern sich auch real-gewalttätig gegen die Verbindungen stellen, und in der letzten Zeit vermehrt Sachbeschädigungen an Verbindungshäusern vorgenommen haben. Das aber ist mindestens so radikal wie das, was man den Verbindungen vorwirft, nur linksradikal!

Es gehrt aber auch anders: Bünde hingegen, wie die Freiburger Burschenschaft Alemannia und andere der NDB Nahestehende, die die Klischees nicht nur nicht unterfüttern, sondern sie auch abgebaut haben, bemühen sich redlich um ein anderes liberales Erscheinungsbild, wie aktive Haltung gegen Rechts, Aufnahme von Ausländern, Europa-Akzeptanz - doch sie werden in der Öffentlichkeit nicht bemerkt. Das muss sich ändern.
/ghe Alemannia Freiburg Z!

Dienstag, 1. März 2011

Der Skandal und sein mögliches Ende

Nach medialen Eilmeldungen, die sich heute überschlagen, wird ZU heute mittag zurücktreten. Damit hat ein beispielloser Skandal der Wissenschaft und Politik gleichermaßen schädigt, ein vorläufiges Ende gefunden. Nun bleibt nur noch, dass sich Merkel, die pinscheröse* Tante, entschuldigt.
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*HelmutSchmidt war es, er hatte in den 70ern die geistige Elite mit Pinschern verglichen, die doch bitte schweigen sollten, wenn die Erwachsenen reden!

Samstag, 26. Februar 2011

Herr Guttenberg und die Moral

Das Abfassen einer Doktorarbeit war vor ein paar Tagen Gegenstand einer heftigen, gar leidenschaftlichen Bundestagsdiskussion. Das könnte ja berechtigte Hoffnungen wecken auf die so notwendige Steigerung des geistigen Niveaus unserer Politiker. Leider fielen aber in ebendieser Diskussion unerwartet Worte wie "Hochstapler" oder "Betrüge", wobei Täuschung und Tarnung noch die harmlosesten Beiwörter waren. Es ging bei diesen Suffixen um eine hochpeinliche Plagiatsaffäre des ach so populären Adligen ZU Guttenberg, seines Zeichens Verteidigungsminister und der "beliebteste" Politiker der Merkeltruppe. Ich sehe die Sitzung, staune und es graust mich. Nicht wegen der Wortwahlen Oppermanns oder Gabriels (SPD), oder auch Trittins, die ich nach reiflicher Überlegung wegen der Verhaltensweisen des "ZU" für durchaus angebracht halte, sondern wegen der larmoyanten Selbstkasteiung dieses so selbstgefälligen Herrn. Irgendwo las ich "Entschuldigung nach Gutsherrenart", und das stimmt auch. Ich hörte heute morgen den politischen Kommentar im Deutschlandradio. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen, auch der Feststellung, welche Rolle BILD und das Volk in dieser Hinsicht spielen. Trotz der ja unbestrittenen Vorwürfe bleibt ZU in der Volksmeinung unbeschädigt. Man nennt das wohl "kognitive Dissonanz" oder geteilte Wahrnehmung, die auch damit zusammenhängt, das viele ja gar nicht wissen, wieviel echte Arbeit in einer Dissertation steckt, und dass die Literaturliste zu den arbeitsintensiven Abschnitten zählt. So war das jedenfalls bei uns, und damals gab es noch kein "Googlen", vielleicht zum Glück.
Der "gemeine" Bürger weiß ja eigentlich nicht, was eine Doktorarbeit ist, und der Arzt wird ja immer noch mit und ohne Titel der "Dockter" genannt. In den akademischen Kreisen jedoch herrscht Unbehagen, ja Wut über das Verhalten eines exponierten Politikers und Adligen vor. Nun wirft eben der gemeine Bürger ja diesen Kreisen immer noch "Elitedenken" vor, und eine unterschwellige Ablehnung der "Intelligentsia"kommt auch immer noch zum Ausdruck. Was wollen "die" denn? Dies bisschen "Geschummele", alle haben wir es schon getan, angesichts von Afghanistan und Libyen, gibt es nichts Wichtigeres? Nein und nochmals nein. Hier stellt sich in der Tat die Frage nach der Moral in der Politik. Diese ist in Gefahr, das werden wir aber erst später oder bei anderer Gelegenheit merkeln. Und ist sie nicht bereits vergessen, die Moral, wenn man bedenkt, wie Politiker in der Vergangenheit mit den sunnitischen Machthabern in Libyen und Ägypten umgegangen sind, bis die Ereignisse ihnen die Maske vom Gesicht gerissen haben?
/ghe

Mittwoch, 16. Februar 2011

Skizze

Da läuft ein Film auf der Berlinale: Future. Und er wird so kommentiert:
"Ein Mann und eine Frau sitzen auf einem alten Sofa, jeder mit einem Laptop auf seinem Schoß, versunken in YouTube und Facebook. Im Hintergrund kalifornisches Licht und struppige Topfpflanzen. Sie sind Mitte Dreißig und leben so vor sich hin, in einem Alltag aus Internetsurfen, öden Jobs und Gesprächen voll gelangweilter Selbstironie und passiver Aggressivität. Was sie eigentlich von ihrem Leben wollen, wissen sie nicht; es verläuft unverbindlich und lässig wie in einer Werbung von American Apparel. Irgendwann beschließt das Paar, eine Katze zu adoptieren: "Ein großer Schritt, nicht wahr?" sagt Sophie bedeutungsvoll zu Jason...!
Damit könnte der Film eigentlich auch enden, denn die Beschreibung unserer so coolen Jugend ist damit vollkommen abgeschlossen.
Und mein verdacht: um diesen (von Hoffnung eher nicht erfüllten) Zustand zu erreichen, demonstrieren sie in Kairo und in Tunesien.
Apple sei dank.
/ghe

Montag, 14. Februar 2011

Ägypten und das alles

Das stand nun im Spiegel online: bei den Protesten in Ägypten handle es sich "streng genommen um einen öffentlich gestützten Militärputsch"! Hier kann ich nur dem klugen Spiegelredakteur oder der -in Recht geben, denn was unseren Blätterwald und unsere Bildschirme so auflagen-, quotenwirksam aufrührte, war ein Protest von ein paar Millionen Gebildeten, US-Ägyptern, Internetfähigen; die anderen 70 Millionen blieben ungerührt. Den eigentlichen Schnitt hat das Militär gemacht, denn Mubarak war wohl "fällig" und jetzt hat eine (vorläufig) moderat agierende Militärregierung das Sagen. Da werden wir uns noch wundern, der Araber ist ja gewitzt und für jeden Handel zu haben - mal sehen was die Generäle herausschlagen aus dem Westen, der ja das alles unterstützen möchte, nebulös und schwammig.

Montag, 7. Februar 2011

Bewegendes Fernsehen

Dieses TV-Rührstück, genannt Goldene Kamera, das ich gestern per Zufall sehen musste, hat mich sehr bewegt, allerdings mehr die physiologischen Zentren meines Zentralnervensystems, die das Erbrechen steuern. Es war schlimm, was da gestern wieder dem Quotengott geopfert wurde, als die verschiedenen Kandidaten dieser Trophäe, ernst zunehmende allzumal, wie Tukur oder Liefers, abgearbeitet waren. Dann Auftritt einer Frau Liehrhaus. Nie gehört, aber muss wohl eine der "beliebtesten" Sportreporter gewesen sein, bis sie eine Krankheitskomplikation ereilte, die ich nur zu gut kenne. Sie erlitt nach Hirnaneurysma-OP eine Hirnblutung und wurde "ins künstliche Koma" versetzt. Schlimm das alles, aber dann: das gütige Fernsehen, es brachte es fertig, die halbwegs rehabilitierte Frau (Glückwunsch zu dieser Energie) nicht nur mit teil-enblößter Brust auf die TV-Bühne zu bringen, sondern auch als Gipfel der Geschmacklosigkeit eine Soap mit Heiratsantrag daraus zu machen, genau an der Stelle. Nun kann man verstehen, dass das ÖRTV jede Quote an Zuschauerzahlen braucht, die nur erreichbar ist und - potztausend - das hat geklappt. Wie sie sich schnäuzten und die Tränen trockneten, wie sie schluchzten und auch ernst blickten, die TV Größen - so wird auch die Meute an den Bildschirmen geflennt haben.
Also ich fand das so extrem trashy, kitschig, so geschmacklos, wie schon lange nicht mehr TV. Ja wenn's wenigstens RTL gewesen wäre... Und böse, wie ich wurde, dachte ich auch daran, wieviel die Frau wohl für diesen schlimmen Auftritt kassiert haben mag???? Man könnte über die moralische Tugend der Sittlichkeit in unserer Gesellschaft diskutieren, oder über den Kant'schen kategorischen Imperativ, aber das bringt nichts, und das habe ich mir schon lange abgewöhnt. Nur eines noch: es gilt - wir haben genau das Fernsehen, das wir verdienen...
Schönen Tag noch.
/ghe

Samstag, 29. Januar 2011

Augen rechts

Ich bin ja nun kein gestandener Militärkenner, ich mit meinen 3 Monaten Wehrdienst vor 40 Jahren. Ich bin nun mal ehrlicher Pazifist und eigentlich ein Gegner von allem, was Bundeswehr und ihre Kriegseinsätze umfasst. Afghanistan? Pure Katastrophe. Kann man von einem solchen Weichei denn Objektives erwarten? Manche Kommentare und Stellungnahmen zur sog. Reform lassen mich nun doch aufhorchen. Die Wehrpflicht wird also abgeschafft. Gut. Doch was kommt danach? Eine Freiwilligenarmee, sagen die Politiker, deren Akzeptanz ganz von der Attraktivität des Unternehmens abhängt.
Müssen deren Mitglieder aber unbedingt Bürger in Uniform sein? Was dann? Söldnertruppe? Privatarmee? Wichtiger noch: welcher Geist weht in der Truppe? Sicher kein Weichei-Geist. Ist das noch eine Parlamentsarmee? Übrigens der einzige Begriff, den ich für adäquat halte.
In einem der Kommentare las ich, dass die meisten jungen Mitglieder unserer deutschen Gesellschaft sich von einer Armee nie wirklich angezogen fühlten, von einer Freiwilligenarmee aber noch viel weniger, da ihre Aufstiegschancen dort geringer als anderswo sind. Es erfolgt also eine negative Auslese derjenigen, die sonst keine Perspektive sehen. Die gibt es im Osten, bei den jungen Arbeitslosen mehr als im Westen. Daraus folgt dann eine vom Osten geprägte Unterschicht-Armee. Diese Leute sind aber auch häufiger als im Westen in einer nationalistischen Ideenwolke gefangen. Rechtsradikalismus in der neuen Bundeswehr? Unappetitliche Vorstellung von einem neuen Geist, aber nicht ganz abwegig.
Augen rechts!!

Mittwoch, 26. Januar 2011

Sarrazin, die zweite...

Erziehung: ich bin ja ein alter Mitbürger, dessen schulische Erlebnisse von einer beachtlichen Lehrerhaltung geprägt wurden, die wir heute als autoritär bezeichnen. Ich fühle mich diesen Lehrern gegenüber immer noch sehr dankbar, denn sie haben ein humanistisches Menschenbild verkörpert, das wir heute nicht mehr haben.
Da wird nun in den Medien, diesen granatenmäßigen Voyeur-Kanälen, von einer Frau Lehrerin berichtet, die schon wegen ihres Namens verdient, abgeurteilt zu werden: Frau Sarrazin. DAS Stigma hat sie mal weg.
Die hat Schüler tatsächlich mit einer Flöte "geschlagen", hat ein japanisches Kind "Suzuki" gerufen, hat mehrfach aufschreiben lassen: "Ich höre zu. Ich rede erst wenn ich dran bin. Ich rede nicht dazwischen..." und nun ist sie beurlaubt worden. Schlimm.
Meine Meinung: öffentliche Verprangerung und Verlust von Menschen, die den heutigen, regelfreien und von aller Verantwortung gelösten Schülern wenigstens ein bisschen Regeln beibringen, darüber, wir man miteinander umgeht. Wie unsere Welt von morgen aussieht. Diese Welt könnte die sein, die Wallraff in seinem Film "Schwarz und weiß" zeichnet. Jeder denkt nur noch an sich selbst. Niemand sage, es handele sich um eine unzulässige Pauschalierung.
Anderes Beispiel: Verrohung? Bundeswehr? Na sicher, wenn man sich die Beschwerdeliste des Herrn Königshaus ansieht. Das ist der Spiegel der Gesellschaft. Das wird noch schlimmer, wenn wir erst diese Freiwilligenarmee haben, gut bezahlt, aber kleinhirnig und Finger immer am Abzug.
Die ist dann auch für alle Aufgaben gut. Alle.
/ghe