Dienstag, 12. Juni 2012

Bedecke deinen Himmel, Zeus...

... mit Wolkendunst..., so Goethe in seinem Gedicht "Prometheus". Denn unter diesem Wolkendunst spielen sich Dnge ab, die selbst Prometheus nicht zum Anlass nehmen würde, "Menschen nach seinem Bilde zu formen"!
Was rede ich da? Nun, wir befinden uns in Völklingen, einer "Mittelstadt" - will Mittelmaß signalisieren? - im Saarland, die von der Bedeutung her, eher weniger als Mittelmaß ist, und eine Stadt mit absinkender Qualität des Wohnens sowohl als auch des Lebens allgemein. Man spricht anderswo im Saarland schon von einer sterbenden Stadt. Die Einwohner derselben, in er ich immerhin 24 Jahre meines erfüllten Berufslebens verbrachte, sind, soweit nicht Ausländer, Alte mit Vergangenheit. An der sie nach Möglichkeit festhalten. Was ist los?
Ich lebe in der Nachbarschaft zu einem höher gelegenen Ortsteil namens "Hermann-Röchling-Höhe", 1956 benannt nach einem hiesigen Industriellen und aktiven Kriegstreiber, Besitzer der "Röchlingwerke" bis Kriegsende.
Kurzer geschichtlicher Rückblick:
Der Betrieb war als reiner Rüstungsbetrieb mit der Herstellung von Kanonen und Granaten befasst. Hermann R. nahm Zwangsarbeiter, baute ein Straflager in der benachbarten Gemeinde Köllerbach und war "Wehrwirtschaftsführer" unter Hitler. Er bereitete den Ostfeldzug mit vor und beriet die Nazigrößen in Fachfragen. Er war also ein prominenter Nazi. 1945 tauchte er unter und wurde 1948 gefangen und als Kriegsverbrecher zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt. Er kam aber schon 1953 wieder frei, durfte wenigstens das Saargebiet nicht mehr besuchen und starb in Mannheim 1955. In der Bevölkerung war er (als Nazi) nicht unbeliebt, stiftete er doch die Sozialsiedlung hier oben und gab (als Rüstungsbetrieb) Vielen Lohn und Brot. Dafür sind sie ihm hier in immer noch unverbrüchlicher Treue dankbar.
Jetzt gibt es Streit: Denn in dieser Woche haben die Linken im Rathaus vor, eine Umbenennung der Höhe in Völklinger Höhe o.ä. zu fordern, und stoßen damit auf den erbitterten Widerstand der Einwohner hier oben, die die Ehre des großen Nazis beschmutzt fühlen. Der OB Völklingens ist sogar ebenfalls Anwohner dieser Höhe. Und die können sogar auf eine Mehrheit hoffen, die Unterschriften sammelt. Aber auch die Befürworter sammeln Unterschriften; ich habe unterschrieben.
So bleibt also ein ganzer Stadtteil (mit Röchling-Denkmal übrigens) ein ehrendes Gedenken mindestens an einen Mittäter der Naziverbrechen. Das ist - eine Mittelstadt namens Völklingen.
Der Analogwitz wäre: Es gibt einen Platz vor dem Staatstheater in SB, der heißt Tbilisser Platz, denn SB ist Partnerstadt von Tiflis in Georgien. Nur: das Theater hat Adolf Hitler nach dem Anschluss 1935 "gestiftet", geschenkt. Da könnten Anwohner auf die Idee kommen, diesen Platz umzubenennen: "Adolf-Hitler-Platz". Absurd. Es fröstelt einen.