Mittwoch, 30. Januar 2013

Der Blick ins neue Unglück des Sexismus

Wieder ein (nicht ganz) neuer -ismus, der Sexismus. Ismen sind ideologische Entäußerungen, die sich weltanschaulich verbrämen lassen. Leben tun sie von Schlagwörtern und der Berücksichtigung in Leitartikeln. So ist das auch mit dem "Sexismus", hochgekocht durch eine Journalistin, die vor einem Jahr(!) dem FDP-Politiker Brüderle (dessen Freund ich politisch nicht bin) nahe kam und es dem angeheiterten B. ermöglichte, in ihren - heute immer freizügiger angebotenen - Busen zu blicken. Die als anzüglich empfundenen Anmerkungen des Politikers, der sich am späten Abend unprofessionell verhielt, leider, fanden ihren Weg in Presse, Fernsehen (Talkshow) und das Internet, in dem der Haschtag (neues Unwort) #aufschrei für eben diesen sorgte, eine Art shitstorm entstand.
Das Ganze ist auch ein Hinweis darauf, wie die Presse (hier der Stern) mit dem merkwürdigen Vorfall umgeht, um Leser zu erreichen (gelungen) und um Politikern zu schaden (gelungen?). Und um eine Debatte anzustoßen, die zwei Fragen aufwirft:
Erstens: Ist die berüchtigte "Grenzüberschreitung" zwischen Flirt und Anmache so häufig, wie der shitstorm und die schmallippige Besserwisserin Anne Wizorek, aber auch die hier unverzichtbare Emma (auch: Alice) meinen, oder wird mit zweierlei Maß gemessen? Der smarte Latin Lover hat sicherlich größere Aussichten, bei einer solchen Gelegenheit als "Womanizer" wahrgenommen zu werden als jener ältere Politiker, der angeblich eine Zimmermädchen im Hotel zum Oralsex gezwungen haben soll. Ich komme da auf ein anderes, aber durchaus gleich geartetes Thema, DSK nämlich. B. ist da sicher nicht vergleichbar, und seine Sixpack-Attraktivität gegenüber dem zitierten Lover sicher überschaubar.Alts Männle eben.
Zweitens: Was also hat diese Journalistin ein Jahr später dazu veranlaßt, so zu schießen, und den Stern, so zu publizieren? Journalisten suchen ja immer die Nähe zu Prominenten, schmeißen sich ran. Denn das zahlt sich in ihren Redaktionen ja karrieremäßig und oft auch bar - aus. Muss man da nicht eine solche harmlose Affaire, die keine ist im Wortsinn des 19. Jahrhunderts, als Berufsrisiko akzeptieren? Was hat diese Dame nur geritten...? Das Verhältnis Press und Politik - es ist kompliziert, und B. hat sich wie gesagt nicht sehr professionell verhalten, seine Berater übrigens auch nicht. Aber shit happens. Und die Journalistin war auf dem Trip, für ihre Redaktion was zu fabrizieren.
Unsere auflagenbedrohte Presse lebt eben von solchen Aufregern sehr, siehe Peer Steinbrück. Niemand aber regt sich auf über die obszön hohen Gagen der Fußballspieler; dieser Messi soll 8 Mio im Jahr verdienen. So what?
Was ich meine: hochgespieltes und süffisantes Thema, in manchen Fällen sicher inakzeptabel, doch hier verzichtbar, und: liebe Damen, liebe Mädchen, laßt uns Männer doch noch ein bisschen flirten, wer weiß wie lange es uns noch gibt. Und: ein wohlgeformtes Mädel - hebt den Ruf vom ganzen Städel!

Samstag, 12. Januar 2013

Lammert, die Medien und unser Peer

Heute morgen las ich das unbedingt lesenswerte Interview der Welt mit dem Bundestagspräsidenten Lammert, einer übrigens sehr ehrlichen und sympathischen Persönlichkeit unseres öffentlichen Lebens. Zwei Dinge sind daran wichtig:
1. Die ehrliche und richtige Beantwortung aller Fragen, einschließlich derjenigen nach den neuesten Äußerungen Steinbrücks zu den Kanzlergehälter:
"Ich will mal daran erinnern, dass er es nicht war, der dieses Thema aufgebracht hat. Das haben wieder mal Journalisten für eine der scheinbar dringenden Fragen der Republik gehalten. Mein Vorwurf der Beschäftigung mit drittrangigen statt mit erstrangigen Fragen richtet sich mindestens so sehr an die Medien wie an diejenigen, die auf solche Fragen antworten. Steinbrücks Entgegnung war ehrlich, übrigens auch zutreffend, aber unklug."
Fest steht für mich, dass das enorme Medienecho auf die Einlassung Peer Steinbrücks über die zu niedrigen Kanzlergehälter zwar unklug (und er ist eben einer, der offen sagt was er denkt - hierzulande suizidal) war, aber von den Aufmerksamkeit heischenden Medien (hier: FAS) drastisch hochgespeilt wurde, mit dem klaren Ziel, den Kanzlerkandidaten der SPD in diese Falle laufen zu lassen und ihn dadurch zu beschädigen. Denn die FAS kann sich eine Nähe zur SPD nicht nachsagen lassen, das nicht. Und deshalb will man aus diesem Lager der linken Truppe SPD schaden, und so werden solche Kampagnen eben gesteuert in diesem Lande.
Oder (2) zur Frage der Gerechtigkeit, die er mit dem Hinweis beantwortet, "Ein großes Thema sind für mich die erstaunlichen Summen, die öffentliche Rundfunk- und Fernsehgesellschaften zum Beispiel für Sport-Rechte zahlen. Damit werden ebenso erstaunliche Gehälter im Sportbetrieb ermöglicht. Im Ergebnis trägt der Gebührenzahler zur Finanzierung von Traumgehältern bei. Das muss sich dringend ändern."
Diese so sachlichen Äußerungen Lammerts (CDU!) werden sicher nicht das Echo finden, das dieser kleien Nebensatz Steinbrücks fand. Unfaires Verhalten dieser Zeitung, aber auch derjenigen, die das dann begierig aufgriffen. Was ist los in unser Republik, in der die öffentliche Meinung eine Medienmeinung ist?
Angela dagegen: unangefochten durch ebendiese Medien, im Umfragehoch, sie wird's wieder machen; jede Gesellschaft hat den Kanzler, den sie verdient.