Freitag, 30. Dezember 2011

2011 etc.

Auch ein Blogger sollte mal darüber nachdenken, was dieses 2011 denn nun wirklich für ein Jahr war - für ihn, für die Menschen und für die Welt. Es gestaltet sich schwierig, nachzudenken. Es war für den aufmerksamen Beobachter ja auch viel, was da herüberkam, vorwiegend aus den Medien. Es begann mit dem Stichwort von der Eurokrise, ausgelöst durch die Staatsschulden einiger Länder. Die hat uns in den Medien das ganze Jahr über begleitet, und Länder wir Griechenland, Italien, Spanien und Irland wurden nicht mehr als Urlaubs- sondern als Pleiteländer gehandelt. Das Komische nur: von der ganzen Krise haben wir Durchschnitts-Deutschen nichts gemerkt. Überall boomt die Wirtschaft, sagen wenigstens die Medien, überall gab es weniger Arbeitslose, und überall weniger Geschäftspleiten. Was denn nun? Krise oder nicht? Keiner weiss es so genau. Aber wir haben ja unsere Mutti, die weiss es und wird es schon richten.
Dann der "arabische Frühling", oder die Arabellion. Sicher - einige der bekannten Despoten, mit denen unsere Politiker sich so gern an einen Tisch setzten, sind entfernt worden, teilweise durch Flucht, teilweise mit kriminellen Mitteln; Gaddafi etwa wurde nach bester Mafiamanier einfach mal so erschossen. Auch Osama widerfuhr dieses, die Navy Seals konnten sich mal so richtig austoben... Hinrichtung!
Die nordafrikanische Länder sind nun, das will uns wiederum die Medienwelt weismachen, auf den Wege in die "Demokratie", da fehlt nur das Modewort "gefühlt", denn ob das so richtig nach dem Geschmack westlicher Hirne ist, was da läuft, bleibt abzuwarten, und letztlich: es kann bezweifelt werden, ob das demokratische Ziel wirklich gewollt ist, etwa von der stärksten politischen Gruppierung, die sich die Muslimbrüderschaft nennt.
Und das restliche Afrika? Simbabwe etwa. Ist da was auf dem Weg? Ich glaube, vielleicht. Wäre doch ein positiver Gedanke, dass Robert nun doch - politisch oder biologisch - abtritt,oder?
Reden wir vom Wetter: da die klimatische Erwärmung sich doch auch auf das Wetter auswirken müsste, hätten wir es mit verkorksten Sommern und Wintern zu tun? Nun, der Winter war im Februar nämlich ein richtiger, mit viel Schnee und kalten Tagen. Der Sommer war in Teilen ein schöner, und der Herbst war das, was man einen goldenen Herbst nennt, denn ich mit dem Ebike (Pedelec) richtig gut "erfahren" durfte. Also? Denn es gibt ja auch Klimaskeptiker, so wie es Euroskeptiker gibt. Vielleicht steht hinter der Klimaerwärmungs-Theorie schon wieder die Industrie, allerdings könnte sowas auch hinter der Klimaskepsis stehen, die Ölindustrie nämlich. Was sollste denn nu noch glauben...???
Dann der Politikerschund. "Schwund" wollte ich eigentlich schreiben, aber ich lass es mal so stehen, Plagiate der politischen Doktoren wohin man sieht. An oberster Stelle Gutzi zu Guttenberg. Dann diese Doppelnamen-Dame der FDP (Überhaupt FDP, eine größere boygroup-Versagerpartei kann ich mir nicht vorstellen). Man fragt sich zunächst mal, warum die Versager alle promovierten wollten und wollen? Der Doktor, ein Statussymbol, ein Feigenblatt für Unvermögen? Adenauer hatte keinen Doktor, Brandt nicht, Schmidt nicht, Wehner nicht - mit Kohl fing's dann an... Und jetzt in Zeiten des Internets - kann man alles rüberkopiern, abschreiben und muss noch nicht mal die notwendigen Quellenangaben machen. Inflation unserer Wissenschaftskultur. So iss das.
Was war noch - außer Politiker- und FDP-Schelte? EHEC - enterohämolytische Escherichia Coli-Infektion mit HUS - hämolytisch-urämisches Syndrom. Eigentlich eine nur blande Erinnerung. Mein Sohn Frank in HH war sehr damit befasst, zum Glück nur als Arzt.
Dann war da noch die Reihe der Toten 2011: Liz "Klümpchen" Taylor, Vaclav Havel, Jopie Heesters, Steve Jobs, Loriot, Columbo, Sachs und Giller. Eine Menge, nicht wahr? Für mich waren Jopie der Größte, Havel der Wichtigste, Liz die Schönste - anfangs!!
Wie war das Jahr? Keine Ahnung? Dann Benn:
"Still ruht der See, vergissmeinnicht-umsäumt. Und die Ottern lachen."

Mittwoch, 21. Dezember 2011

Ein ehrlicher Bundespräsident?

Über 70% der Bürger glauben, dass Wulff kein ehrlicher Bundespräsident ist. Das ist ja schon ein schwerer Vorwurf an ein Staatsoberhaupt. Bloß: es sind nur 21% dieser Bürger (wahrscheinlich andere als die oben Befragten?) der Meinung, dass dieser Bundespräsident zurücktreten müßte. Was sagt uns das? Das sagt etwas aus über die Chuzpe unserer Gesellschaft ("kann ja jedem passieren, und günstige Kredite nehme ich doch auch mit"). Übrigens: der Kredit wurde mit 0,9% verzinst! Das kann nun wirklich nicht jeder...
Ein Vorbild mit preußischen Tugenden wird nicht mehr als Maßstab in Betracht gezogen bei einem Mann, der der Maßstab schlechthin sein muss. Der hat einen günstigen Kredit aufgenommen, den er für eine merkwürdige Geschäftsbeziehung als Ministerpräsident bekam, und er hat dies bis heute verschleiert, und nicht selber dazu Stellung genommen. So liest man es in den Zeitungen. Jetzt hat er sich auch noch eine Buchwerbung von einem Unternehmer (ein gewisser Maschmeyer!) finanzieren lassen - unsaubere Machenschaften das alles.

Heuß war ein Vorbild. Wirklich? Er hat als junger Reichstagsabgeordneter in der Weimarer Republik für die Ermächtigungsgesetze Hitlers gestimmt. Man hatte es ihm offenbar verziehen. Herzog und Weizsäcker dagegen - untadelig. In der WELT ist H.M. Broder für, ein anderer gegen eine Rücktritt ("man muss auch mal verzeihen können"). Weihnachtsbotschaft unverhofft in den Medien?

Wulff als unehrlicher Bundespräsident ist untragbar und muss zurücktreten! Oder sollte man ihm verzeihen?

Freitag, 16. Dezember 2011

Was ist eigentlich liberal?

Ja wenn man das wüßte...
Unsere politische liberale Szene zerlegt sich gerade...
Der historische Begriff hat dem Wortsinne nach mit Freiheit zu tun, also einer menschlichen Grundbedingung, die - besonders heute - nicht unbedingt an eine politische Partei gebunden sein muss. Freiheit ist aber immer Freiheit für, nie von etwas - also für die Unterdrückten, die Entrechteten, die Armen, die Benachteiligten, aber nicht Befreiung von den Grundrechten oder der Würde des Menschen. Liberal ist also zuallererst sozialliberal, und daher wichtig und unverzichtbar.
Jede der heutigen politischen Parteien würde sich mit aller Macht wehren, nicht mit dem Begriff der Freiheit in Verbindung gebracht zu werden. Und wie steht's mit unseren Liberalen? Heute wollen diese "Liberalen" gerade diesen Begriff für sich und ihr Parteiprogramm zwar beanspruchen, aber sie haben sich, wie es scheint, auch gründlich dabei verheddert.
Grundsätzlich ist politischem Liberalismus einerseits eine gewisse Staatsfeindlichkeit, andererseits der berühmte Individualismus eigen, den man gewiss manchmal auch mit Eigennutz und Egoismus umschreiben kann. Diese letzteren Eigenschaften sind für den Bürger aber heute auch synonym für den ausbeuterischen Egoismus der "entfesselten" Märkte, die heute unsere Wirtschaft bestimmen und die den an sich schon widersprüchlichen Begriff "Wirtschaftsliberalität" in Verruf gebracht haben. Diese Märkte (wer ist das überhaupt? Stumme und gesichtslose Kolosse, aus einem dunklen Hintergrund agierend…) wollen sich von allem befreien, was mit verlässlichen (Freiheits-)Werten zu tun hat.
Jetzt rufen die Liberalen plötzlich nach einer Regulierung dieser Märkte, was natürlich ohne den "Staat" nicht geht. Selbst wenn der klassische Liberalismus nicht auf den Staat als Ordnungsmacht verzichten konnte, ist das für die heutigen Politiker ein Widerspruch. Regulierung ist Eingriff, ist Dirigismus, ist zumindest im Ansatz auch Planwirtschaft… Aber sie wollenn es ja nicht wirklich, Brüderle sei Dank. Liberalismus ade?
Jetzt die andere Seite: Auch Eintreten für Bürgerrechte gehört unverzichtbar zum (links-)liberalen Denken. Hier setzt nun der Sozialdemokrat an und meint, dass diesen (menschlichen) Bürgerrechten der moderne Neoliberalismus, der ja das Etikett der "Liberalen" ist, nicht gerecht wird. Der geriert sich eher als ungerecht, menschenverachtend und vorteilsbedacht.
Also einerseits Staatsunmut, andererseits Ruf nach dem Staat, einerseits Bürgerrechte, andererseits Verzicht auf Gerechtigkeit… Heute ist liberal eben nicht sozialliberal! Diese unlösbaren Widersprüche - sind sie vielleicht die Ursache für die selbstzerstörerische Wut, der sich die FDP derzeit befleißigt? Da kann keine Boygroup und kein Rücktritt was ändern; diese jungen Kerle, was wissen die schon von der Historie des Liberalismus? Diese Partei hat sich von der sozialen Komponente des Liberalismus der 70er Jahre, als Schmidt noch mit Genscher koalieren konnte, zugunsten eines einseitigen Wirtschaftsliberalismus völlig entfernt. Diese Auffassung von Liberalismus begründet auch die Nachteile, die jene Staaten haben, die sich Geld besorgen müssen und das nur über hohe Zinsen erreichen können. Die Frage, warum die heutigen Staaten soviel Geld brauchen, ist dabei nicht berührt, doch hängt sie auch mit der Frage zusammen, ob unser ausgeprägtes Konsum- und Versorgungsdenken nicht auch eine Folge des neoliberalen Mainstreams ist.Und da scheint der Neoliberalismus eine der Ursachen für die hohe Staatsverschuldung zu sein, die die gegenwärtige Krise verursacht hat.
Liberalismus ade? Nein: Back to the roots is needed...