Freitag, 12. Oktober 2012

Friede in Europa?

Nun hat, überraschend für alle, die sich in der letzten Zeit nur mit der europäischen Krise herumschlugen und auch für die, die es immer besser wissen wollten, hat das Nobel-Komitee der EU den Friedensnobelpreis verliehen.
Klar, alle diese schrecklichen Eurobürokraten, die freuen sich jetzt unbändig, und halten ihre bekannten Sonntagsreden, doch können die am wenigsten für diesen Preis die Garanten sein.
Adenauer, Mitterand, Brandt, Schmidt, Kohl, die hatten wenigstens teilweise die nötigen Visionen, die dann in dieses Über-Gebilde EU mündeten.
Eines stimmt aber: als Einrichtung einer Staatengemeinschaft kommt die EU für diesen Preis mit dem Suffix "Frieden" in Frage. Sie hat als übrig gebliebener Träger der europäischen Idee zu fungieren, die nun seit 1945 für Frieden in den Europäischen Grenzen gesorgt hat. Das ist Fakt. Es gab sie also einst, die Idee von einer Gemeinschaft ohne Ressentiments. Ja, aber...
Leider muss dieser Wein doch mit Wasser versetzt werden:
Denn heute haben wir statt einer politischen Union eine Wirtschaftsunion. Diese ist der grandiose Gegenentwurf zu einer gesamteuropäischen humanistischen Idee, denn sie setzt auf die materiellen Werte des Kapitalismus und sorgt schon jetzt für nicht enden wollende soziale Unruhen in den bekannten südeuropäischen Ländern. Ja, diese Union hat wieder zu einer Trennung geführt, diesmal Nord gegen Süd. Und diese Trennung hat polarisiert, trägt den Kern den Unfriedens in sich.
"Stirbt der Euro, stirbt Europa", dieser denkwürdige Satz unserer Kanzlerin ist das entlarvendste Zeugnis europäischer Perversion. Für mich ist das ein Schlag in das Gesicht der noch so unfertigen Idee des politischen Europa. Ja, diese Union hat den sozialen Frieden in Europa in Gefahr gebracht; sie ist nicht wirklich des Friedensnobelpreises würdig - nur haben wir nichts anderes. Die europäische Idee kann nur der eigentliche Träger dieser Würde sein, nur der Idee kann der Preis gewidmet sein.
So ist diese Verleihung auch weniger eine Belobigung der Eurokraten, nichts weniger als das, sondern sie ist als Signal für die zu verstehen, die sich mit der Idee einer Europäischen Gemeinschaft als eines neuen humanistische Ideals unter den Bedingungen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, aber auch der Ehre und des Anstandes untereinander identifizieren können. Dafür kann der Preis Stimulus sein. Vielleicht gibt es bald eine Art Urburschenschaft für diese Idee, so wie 1817, 1832 und 1848...

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