Donnerstag, 24. November 2011

Ach Afrika

Afrikanische Legenden:
Afrika ist ein Land im Umbruch, gerade heute. Es beginnt sich nicht nur südlich der Sahara in unterscheidbare Einzelstaaten zu differenzieren, sondern erlebt auch den revolutionären Wechsel der überwiegend moslemischen Gesellschaft Nordafrikas zu einem freiheitlicheren Demokratieverständnis. Ob letzteres gelingt, ist noch offen. Die Staaten südlich der Sahara, die in den Jahrhunderten zuvor kolonialisiert, ausgebeutet und versklavt wurden, haben sich schon im vergangenen Jahrhundert von dieser Bürde zu befreien versucht und dabei nicht immer die glücklichste Hand bewiesen, die dazu oft noch von den alten Kolonialmächten mit gesteuert wurde (Kongo oder Angola etwa). Dazu kommt, dass die schwarzafrikanische Gesellschaft von andern sozialen Gesetzmäßigkeiten abhängt, die durch den Clan, die Familie und deren Verantwortungsgefüge bestimmt werden. Diese Gefüge begünstigt Nepotismus und Korruption, etwas, das den Führerpersonen der neuen afrikanischen Gesellschaft immer noch (mit Recht) vorgeworfen wird. Man beginnt sich heute von dieser Last langsam, zu langsam eigentlich, zu befreien. Gerade in Tanzania konnten wir, wenn auch nur schwach, das zarte Pflänzchen einer beginnenden Korruptionsbekämpfung beobachten. Das läßt hoffen, wenn auch andere, für die Demokratie in diesen Regionen bedrohlichere Szenarien am Horizont erscheinen: die neue Kolonisierung durch fremde Wirtschaftsmächte, also ökonomische statt menschlicher Ausbeutung. Hier spielen westliche Konzerne, die Rohstoffe aufkaufen, aber auch Landnahme praktizieren, eine dubiose Rolle. Staatsbesuche – auch solche Deutschlands - , die immer von so genannten „hochkarätigen“ Wirtschaftsdelegationen“ begleitet werden, sind eben keine Freundschaftsbesuche, sondern bereiten Einflussnahme vor. Glasperlengeschenke – mal anders? Die Energieversorgung der Industrieländer ist ja zunehmend in Frage gestellt; die Länder beginnen sich auf entsprechende Ressourcen Afrikas zu besinnen. Hinzukommt die undurchsichtige, aber offenbar hocheffiziente Aktivität Chinas, das ohne ideologische Vorbedingungen Infrastruktur schafft und dafür Ressourcen beansprucht – und auch bekommt. In diesem Zusammenhang ist auch die nicht eindeutige Rolle Südafrikas zu bedenken, das trotz seiner differenzierten und diffizilen Geschichte die führende Wirtschaftsmacht Subsahara-Afrika ist, und diese Rolle auch gegenüber seinen Nachbarstaaten ausspielt. Das demokratische Afrika in allen seinen Facetten ist leider immer noch Legende, und der friedliche gastfreundliche und unverzichtbaren Traditionen verhaftete afrikanische Mensch hat seine Rolle im humanen Konzert der Menschheit noch nicht endgültig gefunden. Hoffnung aber ist vorhanden! Ach Afrika...

Keine Kommentare: