Samstag, 27. April 2013

Assad und die rote Linie

Wenn der Einsatz von Chemiewaffen in Syrien und zwar durch das Regime bewiesen wäre, dann wäre die von Obama beschworene "rote Linie" tatsächlich überschritten. Aber die Medien- unsere Vierte Gewalt - lassen es in ihrem unerfindlichen Ratschluss tatsächlich offen: es gebe zwar "Hinweise" auf einen "geringfügigen Einsatz" dieser Waffen, aber, das müssen sie zugeben,  sind keine Beweise. Selbst dann, so drängt man subklinisch die USA, könne eine rote Linie überschritten sein, und militärischer Einsatz sei dann gerechtfertigt.
Klammheimlich will man das. Aktion nämlich steigert immer noch unersetzlich die Auflagenhöhe.

Was aber, wenn dieses Giftgas (wenn überhaupt) von den Rebellen in durchschaubarer, aber infamer und auch menschenverachtender Weise eingesetzt worden wäre, um endlich den US-geführten Endschlag auf das Assad-Regime zu erzwingen?
Hierzu eine Anmerkung in der Süddeutschen v. 27.4.2013:
<<Was weiß man über den Einsatz chemischer Waffen in Syrien? Nicht viel. Es gibt Hinweise, dass in einigen Orten Rebellenkämpfer mit Sarin in Berührung gekommen sind. Doch Hinweise sind keine Beweise. Zudem ist unklar, wie der Kampfstoff in die Luft gelangt sein könnte. Es kann ein Unfall gewesen sein beim Hantieren mit Gasgranaten. Oder ein Chemiewaffendepot wurde bei Kämpfen zerstört. Oder - auch das ist denkbar - die Fotos der Sarin-Opfer, die Boden- und Blutproben sind gefälscht, Teil einer makaberen PR-Kampagne der Rebellen, um den Westen zur Intervention zu zwingen.>>

An andere Stelle liest man, dass solche "Bodenproben" aus dem Lande geschmuggelt worden seien und von britischen Diensten nun untersucht würden. Reichen denn "solche" Bodenproben aus? Es muss doch anders möglich sein, etwa über die Kontakte der Geheimdienste bessere, sicherere Informationen zu bekommen? Alles schwierig, und man denkt beklommen an die Fehleinschätzung des Bushregimes beim Irak-Krieg. Gleiche Ausgangslage. Und der Irak ist heute nicht viel besser als damals. 

Assad (dessen Clique weg muss!) wäre gut beraten, die von Ban Ki Moon geforderten internationalen Untersuchungen zuzulassen. 

Donnerstag, 4. April 2013

Nochmals: das eBook und die Guillotine

Vertrackte Sache,  das mit dem eBook. Heute wurde das politische Feuilleton des DR Kultur gesendet,  wo sich einer doch dazu verstieg, Ikeas Bücherregal Billy als neue Version mit tieferen Einschüben als Beweis dafür zu verwenden, dass das eBook unaufhaltsam auf dem Vormarsch sei. Lachhaft.
Nun, beworben wird es ja genügend, und die Freaks steigen dann auf diesen Zug auf. Ich bin ja auch einer und lese ja auch eBooks, etwa beim Warten auf das Essen in einem Restaurant  Da macht mir z.B. Winnetou wie immer Freude, doch nicht die gleiche, wie wenn ich das Buch im Bett und vor dem Einschlafen lesen würde.
Was der Autor noch verrät: er schneidet seinen Büchern den Rücken ab (ehrlich!), nimmt die losen Seiten,  legt sie in den Scanner und wandelt ein Buch aus dem Regal in ein eBook um. Er könne es dann "überall" lesen...
Das ist nacktes Mörderhandwerk, Dekapitation eines Buches mittels einer Bücher-Guillotine. Barbarei pur. Er argumentiert: "Zerstört wird ja nur der Träger, nicht der Text." Aber da Buch und Text untrennbar sind, handelt es sich hier um Büchermord, der einer Verbrennung nicht unähnlich ist. Mein geliebter Roman "Die Buddenbrooks" mit seinem wahrlich zerfledderten Buchrücken, er würde dem Mörder und, ja, das stimmt auch, Jakobiner der selbsternannten Bücherrevolution zum Opfer fallen. Grausame Handlung.

Und hier nochmals mein Credo: ich glaube niemals  dass das eBook, mal von bestimmten Anwendungen abgesehen (Wissenschaft, Entwicklungsländer,  Ausnahmesituation (Busse, Bahn, Flugzeug), dem geheimnisvollen Buch und Buchrücken aus dem Regal den Rang ablaufen wird.
Und nun der Zweifel: Vielleicht liege ich aber falsch? Zweifel und Glaube sind zwei Seiten einer Medaille.
Kultur: was ist das? Kultur ist gleich Smartphone-Display?
Hier der Link zu dem Radiobeitrag.