Mittwoch, 21. November 2012

Buss-und Bet-Tag

Es ergibt sich dieses: man schreibt ein zweites Mal über ein protestantisches Dilemma, den Bussundbettag. Keine Gazette unserer Zeit schreibt was über diesen wichtigen Tag, nur der Deutschlandfunk hat sein politisches Feuilleton mal darauf hingeleitet und läßt schreiben, dass man heute mehr an seine eigen Fehler denken sollte, als an das, was heute gängig ist, die Fehler der andern anzuprangern. Recht hat er.
Was anderes ist es mit der Würdigung eines solchen Tages durch unsere Zeitungswelt. Die ist ja mehr auf Krawall gebürstet als auf nachdenklichere Berichterstattung oder auf Reflexion. Kein einziger Hinweis auf diesen Tag, der ja dem Protestanten so wichtig ist, keiner, dafür aber eine ganzseitige Besprechung eines neuen Papstbuches zum Thema Jesus und dessen merkwürdige Fähigkeit, über das Wasser zu wandeln... So what? Ist das etwa nicht nachdenklich? Der Papst als Buchautor, das geht immer im Feuilleton der Zeitungen und nährt die Auflage.
In den Medien bricht sich eine andere Thematik derzeit Bahn, das Thema Leben mit dem Tod... Wie das? Nun, das ist dem allgemeinen Trend folgend, letzte Tabus aufzubrechen, um "darüber zu reden". Merkwürdige Einstellung, unappetitlich und abstoßend. Tod ist was Persönliches, nicht Öffentliches, genau wie Beten... Büssen oder beten aber, das ist kein "Teaser", das hat ja doch was Selbstverpflichtendes und passt nicht in unsere Zeit, in der der Finger immer auf den anderen gerichtet ist. Doch weisen nicht immer auch die anderen Finger auf einen selbst zurück??
Das bringt mich auf die derzeit so emsig betriebene Sucht der Fehlerbewältigung in unserer Profession. Da wird sich bemüht, den Eindruck zu erwecken, dass ein Kunstfehler, der ja immer auch strafrechtlich relevant ist, zu einer internen Diskussion (mit Selbstanzeige) zu machen, mit dem Ziel, ihn intern zu "verarbeiten" und damit eine Fehlerreduktion zu erreichen. Das wäre eigentlich ein dem Busstag entsprechendes Verhalten, löblich und wünschenswert, aber doch unrealistisch. Unser medizinischer Alltag ist anders gebaut: hat er doch wieder ein Regelwerk geschaffen, dass sich nahtlos in die bürokratische Welt des Klinikalltags einfügt und in dieser sterilen Anonymität nichts für den Einzelnen bringt. Und jeder, der damit mal befaßt war, bedenkt die Folgen und schweigt.
Buße ist etwas Persönliches. Luther sagt: mit der Buße nähere ich mich Gott.
Das zum Buss-und Bettag

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