Freitag, 13. Juli 2012

Geschnitten - beschnitten?

Die deutsche Perfektionsmaschine, kristallisiert in ihren Justizorganen, hat sich sehr geschnitten, wenn sie die an sich klare Sachlage einer Körperverletzung beim Beschneidungsvorgang der Juden und Muslime in ein Verbot religiöser Überlieferungen mit hohem Aktualitätsbezug umschreibt.
Die Presse nimmt sich des Verfahrens in gewohnt unheimlich-unkritischer Art an und meint sich damit einen Dienst im Sinne von Transparenz zu tun. Weit gefehlt. Vermischt es noch mit der menschenunwürdigen Mädchenbeschneidung, die weiss Gott (!) andere Gründe hat!
Das Beschneidungsritual der Juden ist bei diesen und den Muslimen ein hohes kulturelles und religiöses Gut. Ein Verbot "beschneidet" die Religionsfreiheit. Das hätten sich die wohl eher dummdreisten Richter an diesem Landgericht bei der Urteilsfindung wohl überlegen müssen.
Der berechtigte Sturm der Entrüstung zumal bei den Juden, weniger bei den Muslimen (warum nur?)ist groß, und es ist dieses Urteil mehr als eine juristischer Wertung, es ist ein Eingriff in die Ausübung von Religion allgemein in unserem freien (?) Lande. In diesem kann doch "jeder nach seiner Facon selig werden", oder doch nicht?
Ich finde es wunderbar, wenn Bräuche lebendig eind, die mit einem tiefen Verständnis von Tradition und Geschichtsbewusstsein zu tun haben. Unsere Religion ist da weitaus säkularer, und dieser Widerspruch in sich kennzeichnet schon die ganze vermaledeite Situation. Glauben und Tradition, die so eng verwoben sind, können in unserer Kultur rational hinterfragt werden, und werden damit aufgehoben. Siehe Gottesteilchen! Und wenn die Anbiederungsversuche der evangelischen Kirche, die jetzt sogar den Papst anerkennen will, bei der anderen Couleur richtig gedeutet werden, verläßt auch dieses geradezu komische Gebaren den Raum reiner, freier und traditionsbegründeter Religionsausübung.
Ich fürchte einen neuen Kulturkampf. Dixi.

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