Dienstag, 26. Februar 2013

Er ist wieder da...

Satire damals, zu Hitlers Zeiten, war mutiger, ehrlicher Kampf, auch ums Überleben, man stand fast schon vor Freisler. Da gab es das "Kabarett der Komiker", allen voran Werner Finck. Der kam isn KZ. Doch für andere waren Guillotine oder der Strang schon bereitet. Heute ist politische Satire Entschuldigung, Möglichkeit, das Grauen gleich mit dem Witz zu entsorgen. So gesehen ist Satire eine Methode, etwas zu tun, das mit Selbstverleugnung und Verleugnung des Geschichtsbewusstseins gleichzusetzen ist. In der Sendung Plasbergs gestern, über deren Qualität man trefflich streiten kann, wurden Studenten befragt: sie offenbarten eine erschreckende Ahnungs- und Geschichtslosigkeit, niemand konnte einen prominenten Mitverbrecher AHs aus der Nazizeit nennen, nachdem einigen wenigen aufgefallen war, dass auch Goebbels dazuzurechnen war, kam der große Bang: sie wussten nicht einmal, was Dachau sei "Eine Stadt?" fragte einer…
Nochmals: die Talkshow selber und die hochgespielte Frage, ob man heute über Hitler Witze machen kann, ist hier nicht zu besprechen. Wohl aber die Bedeutung der Tatsache, dass ein Buch mit einer reißerischen und die Unperson auch wieder sanktionierenden Aufmachung eine solche Auflage erfährt, die noch von den steuernden Bestsellerlisten des Spiegel befeuert wird, ist rätselhaft. Oder auch wieder nicht?
Mit dem Grauen ein Geschäft zu machen, betrifft viele gesellschaftliche Bereiche. Die Kampusch vermarktet sich erfolgreich, der Pistorius, der Mörder, kommt sehr gut an, die Medien verbreiten gerne sekundenschnelle Bilder von Massakrierten in Syrien - man schaut gerne hin… und das war schon immer so.
Mein Verdacht, dass in unserer aktuellen Version von Gesellschaft der latente Faschismus real vorhanden ist, sieht sich bestätigt. Die Sexismusdebatte, (nicht die Brüderle-Debatte, die war schrecklich) verharmlost Gewalt, nationalistische Reflexe kommen in den burschenschaftlichen Äußerungen der letzten Monate zum Ausdruck, eine nicht offen zugegebene Ausländerfeindlichkeit, sie ist zwischen den Zeilen lesbar, nur die heuchlerische politische Korrektheit verhindert, dass sie auch ausgesprochen wird.
Also - er ist wieder da??? Ist er wieder da? Ich formuliere mal so: er war noch nie richtig weg. Einer meiner Freunde sagte, wir alle wissen nicht, was unser elterliche Erziehung bei uns hinterlassen hat an rigiden Wurzeln aus jener Zeit , doch wissen wir wenigstens, dass es Wurzeln aus einer furchtbaren Zeit sind - und ich füge hinzu: wir wissen nicht, was es bedeutet, wenn man diese Wurzeln nicht mehr hat, geschichtslose Jugend zum Beispiel, sie weiss schon gar nichts mehr. Und will auch nicht verantwortlich sein, für die "Dummheiten" unserer Vorfahren. Schlimm. Und bereitet dies nicht den Weg für diesen "neuen", gefährlichen, weil gedankenlosen Faschismus im Mantel der Spassgesellschaft?

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