Satire damals, zu Hitlers Zeiten, war mutiger, ehrlicher Kampf, auch ums Überleben, man stand fast schon vor Freisler. Da gab es das "Kabarett der Komiker", allen voran Werner Finck. Der kam isn KZ. Doch für andere waren Guillotine oder der Strang schon bereitet. Heute ist politische Satire Entschuldigung, Möglichkeit, das Grauen gleich mit dem Witz zu entsorgen. So gesehen ist Satire eine Methode, etwas zu tun, das mit Selbstverleugnung und Verleugnung des Geschichtsbewusstseins gleichzusetzen ist. In der Sendung Plasbergs gestern, über deren Qualität man trefflich streiten kann, wurden Studenten befragt: sie offenbarten eine erschreckende Ahnungs- und Geschichtslosigkeit, niemand konnte einen prominenten Mitverbrecher AHs aus der Nazizeit nennen, nachdem einigen wenigen aufgefallen war, dass auch Goebbels dazuzurechnen war, kam der große Bang: sie wussten nicht einmal, was Dachau sei "Eine Stadt?" fragte einer…
Nochmals: die Talkshow selber und die hochgespielte Frage, ob man heute über Hitler Witze machen kann, ist hier nicht zu besprechen. Wohl aber die Bedeutung der Tatsache, dass ein Buch mit einer reißerischen und die Unperson auch wieder sanktionierenden Aufmachung eine solche Auflage erfährt, die noch von den steuernden Bestsellerlisten des Spiegel befeuert wird, ist rätselhaft. Oder auch wieder nicht?
Mit dem Grauen ein Geschäft zu machen, betrifft viele gesellschaftliche Bereiche. Die Kampusch vermarktet sich erfolgreich, der Pistorius, der Mörder, kommt sehr gut an, die Medien verbreiten gerne sekundenschnelle Bilder von Massakrierten in Syrien - man schaut gerne hin… und das war schon immer so.
Mein Verdacht, dass in unserer aktuellen Version von Gesellschaft der latente Faschismus real vorhanden ist, sieht sich bestätigt. Die Sexismusdebatte, (nicht die Brüderle-Debatte, die war schrecklich) verharmlost Gewalt, nationalistische Reflexe kommen in den burschenschaftlichen Äußerungen der letzten Monate zum Ausdruck, eine nicht offen zugegebene Ausländerfeindlichkeit, sie ist zwischen den Zeilen lesbar, nur die heuchlerische politische Korrektheit verhindert, dass sie auch ausgesprochen wird.
Also - er ist wieder da??? Ist er wieder da? Ich formuliere mal so: er war noch nie richtig weg. Einer meiner Freunde sagte, wir alle wissen nicht, was unser elterliche Erziehung bei uns hinterlassen hat an rigiden Wurzeln aus jener Zeit , doch wissen wir wenigstens, dass es Wurzeln aus einer furchtbaren Zeit sind - und ich füge hinzu: wir wissen nicht, was es bedeutet, wenn man diese Wurzeln nicht mehr hat, geschichtslose Jugend zum Beispiel, sie weiss schon gar nichts mehr. Und will auch nicht verantwortlich sein, für die "Dummheiten" unserer Vorfahren. Schlimm. Und bereitet dies nicht den Weg für diesen "neuen", gefährlichen, weil gedankenlosen Faschismus im Mantel der Spassgesellschaft?
Dienstag, 26. Februar 2013
Montag, 18. Februar 2013
Der Burschenschaft unaufhaltsamer Abstieg...
Die Deutsche Burschenschaft ist verbrannt. Ihr Geist ist kein Geist. Und: man schämt sich.
Es war im vergangenen Jahr, dass eine Pressemeldung schockierte, nach der das Mitglied einer Burschenschaft, ein Herr Weidner (FDP-Mitglied und NPD-Sympathisant), Dietrich Bonhoeffer als einen "Vaterlandsverräter" bezeichnete, der zu Recht zum Tode verurteilt worden sei. Der Autor dieses Blogs, selber Burschenschafter und SPD-Mitglied, war so wütend, dass er diese Aussage mit zum Anlass nahm, über die Rechtslastigkeit der Deutschen Burschenschaft und die diesbezüglichen Anwürfe der linken Szene vor der Burschenschaft Alemannia Freiburg, deren Mitglied der Blogger ist, ein Referat zu halten, das sowohl diese Fakten, ihre Bewertung als auch die Rolle eines SPD-Arbeitskreises - des Lassalle-Kreises - in diesem Umfeld zum Inhalt hatte, und darauf abzielte, die burschenschaftliche Idee vom Kopf des Rechtsradikalismus auf die Füße der Linksliberalität zu stellen.
Hier geht es um die anschließende Diskussion, in der es um zwei Schwerpunkte ging,einmal um die Art, wie man sich als Burschenschafter in das politische Hochschulleben einbringt und zum andern, ob die im Vortrag benutzten Quellen korrekt wiedergegeben wurden.
Es war interessant zu sehen, dass in Freiburg die jungen Alemannen vier Fachschaften als Vorsitzende besetzen konnten, was dem Dialog zwischen den Hochschulgruppen sicher nützen kann, wenn denn die grundsätzliche Geisteshaltung der jungen Burschen einer kritischen Grundhaltung und der nötigen Distanz zu allem, was dem rechten Dunstkreis angehört, entspricht. Hier gibt es viel zu tun, denn nicht allen war klar, dass man sich aktiv in den Diskurs einbringen muss, um überhaupt was zu ändern. Es wurde z.B. auch von Erlebnissen berichtet anlässlich eines Akademikerball-Besuches in Wien. Sicher hässliche und abscheuliche Ereignisse, doch in Österreich ist die Polarisierung viel deutlicher - also: hätte man denn dorthin unbedingt fahren müssen? Abgrenzung sieht anders aus.
Dann lief die Diskussion in eine falsche, aber bezeichnende Richtung. Kritik an der Quellennutzung im Vortrag wurde an zwei Punkten zum Hauptthema stilisiert, und das war entlarvend und auch enttäuschend.
1. Der Verunglimpfer Bonhoeffers sei (noch) nicht rechtskräftig verurteilt. Das werde im Vortrag (nicht korrekt) behauptet und damit wurde das ganze ungeheuerliche Faktum "entschuldigt"! Die Diskussion wurde auf diesen Sachverhalt beschränkt, und damit vom eigentlichen Fakt abgelenkt.
2. Der Antrag einer Burschenschaft auf dem letzten Burschentag, nur solche Studenten aufzunehmen, die der Abstammung nach deutsch seien (Arier-Antrag) wurde im Vortrag zitiert. Nicht aber wurde zitiert, dass dieser Antrag zurückgezogen wurde. Das wurde kritisiert, auch hier: Ablenkung vom eigentlichen Tatbestand. Es war, gelinde gesagt, schrecklich.
Man mag daraus erkennen, wie bei dieser Art Diskussion Sachthemen "erledigt" werden. Selbst wenn falsch zitiert wurde - an der Tatsache einer neonazistischen Grundhaltung ändert das natürlich nichts. Und nur darum geht es. An die Stelle des eigentlichen Sachverhalts und eine Sachdiskussion treten Formalien, und die Fakten werden verschleiert. Der Aufruf des Vortragenden, sich öffentlich eindeutig gegen rechts zu positionieren, verhallte ungehört. Genau dies Verhalten ist es aber, warum die Deutsche Burschenschaft sich nicht von der rechtsradikalen Geisteshaltung löst, also den Vorwürfen der Linken nichts entgegenzusetzen hat. Man steht politisch rechts und ist noch stolz darauf... Man kann sagen, die Deutsche Burschenschaft ist verbrannt. Der rechte Bursch steht nicht links. Ganz sicher (noch) nicht!! Aber wir arbeiten daran (im Lassallekreis).
Es war im vergangenen Jahr, dass eine Pressemeldung schockierte, nach der das Mitglied einer Burschenschaft, ein Herr Weidner (FDP-Mitglied und NPD-Sympathisant), Dietrich Bonhoeffer als einen "Vaterlandsverräter" bezeichnete, der zu Recht zum Tode verurteilt worden sei. Der Autor dieses Blogs, selber Burschenschafter und SPD-Mitglied, war so wütend, dass er diese Aussage mit zum Anlass nahm, über die Rechtslastigkeit der Deutschen Burschenschaft und die diesbezüglichen Anwürfe der linken Szene vor der Burschenschaft Alemannia Freiburg, deren Mitglied der Blogger ist, ein Referat zu halten, das sowohl diese Fakten, ihre Bewertung als auch die Rolle eines SPD-Arbeitskreises - des Lassalle-Kreises - in diesem Umfeld zum Inhalt hatte, und darauf abzielte, die burschenschaftliche Idee vom Kopf des Rechtsradikalismus auf die Füße der Linksliberalität zu stellen.
Hier geht es um die anschließende Diskussion, in der es um zwei Schwerpunkte ging,einmal um die Art, wie man sich als Burschenschafter in das politische Hochschulleben einbringt und zum andern, ob die im Vortrag benutzten Quellen korrekt wiedergegeben wurden.
Es war interessant zu sehen, dass in Freiburg die jungen Alemannen vier Fachschaften als Vorsitzende besetzen konnten, was dem Dialog zwischen den Hochschulgruppen sicher nützen kann, wenn denn die grundsätzliche Geisteshaltung der jungen Burschen einer kritischen Grundhaltung und der nötigen Distanz zu allem, was dem rechten Dunstkreis angehört, entspricht. Hier gibt es viel zu tun, denn nicht allen war klar, dass man sich aktiv in den Diskurs einbringen muss, um überhaupt was zu ändern. Es wurde z.B. auch von Erlebnissen berichtet anlässlich eines Akademikerball-Besuches in Wien. Sicher hässliche und abscheuliche Ereignisse, doch in Österreich ist die Polarisierung viel deutlicher - also: hätte man denn dorthin unbedingt fahren müssen? Abgrenzung sieht anders aus.
Dann lief die Diskussion in eine falsche, aber bezeichnende Richtung. Kritik an der Quellennutzung im Vortrag wurde an zwei Punkten zum Hauptthema stilisiert, und das war entlarvend und auch enttäuschend.
1. Der Verunglimpfer Bonhoeffers sei (noch) nicht rechtskräftig verurteilt. Das werde im Vortrag (nicht korrekt) behauptet und damit wurde das ganze ungeheuerliche Faktum "entschuldigt"! Die Diskussion wurde auf diesen Sachverhalt beschränkt, und damit vom eigentlichen Fakt abgelenkt.
2. Der Antrag einer Burschenschaft auf dem letzten Burschentag, nur solche Studenten aufzunehmen, die der Abstammung nach deutsch seien (Arier-Antrag) wurde im Vortrag zitiert. Nicht aber wurde zitiert, dass dieser Antrag zurückgezogen wurde. Das wurde kritisiert, auch hier: Ablenkung vom eigentlichen Tatbestand. Es war, gelinde gesagt, schrecklich.
Man mag daraus erkennen, wie bei dieser Art Diskussion Sachthemen "erledigt" werden. Selbst wenn falsch zitiert wurde - an der Tatsache einer neonazistischen Grundhaltung ändert das natürlich nichts. Und nur darum geht es. An die Stelle des eigentlichen Sachverhalts und eine Sachdiskussion treten Formalien, und die Fakten werden verschleiert. Der Aufruf des Vortragenden, sich öffentlich eindeutig gegen rechts zu positionieren, verhallte ungehört. Genau dies Verhalten ist es aber, warum die Deutsche Burschenschaft sich nicht von der rechtsradikalen Geisteshaltung löst, also den Vorwürfen der Linken nichts entgegenzusetzen hat. Man steht politisch rechts und ist noch stolz darauf... Man kann sagen, die Deutsche Burschenschaft ist verbrannt. Der rechte Bursch steht nicht links. Ganz sicher (noch) nicht!! Aber wir arbeiten daran (im Lassallekreis).
Donnerstag, 14. Februar 2013
Das Buch
Über das "Buch" zu räsonieren, kann nur der, der was davon versteht. Also ich?? "Wovon eigentlich? Ich nehme an, vom Satzbau", sagt Gottfried Benn, Dichter unserer Jugendtage. Und ich finde, da hat er recht.
Das Buch ist heute aber weniger Gegenstand von Inhalt, als Gegenstand von Verkaufszahlen und Coveransichten, und die werden derzeit mit Hilfe neuartiger Lesetechniken gesteigert. Ich spreche vom elektronischen Buch, dem eBook und seinem Leseinstrument, dem eBook-Reader. Auf der Buchmesse in Frankfurt - wir haben sie vor Jahren auch mal besucht, trafen wir z.B. Makaris, den griechischen Krimi-Autor, und der war ziemlich langweilig - gabe es wieder den sogenannten Verkaufshit Ebook, aber der weist ja immer noch nur etwa 1-2% der Gesamtumsätze auf. Das beruhigt.
Bücher zu lesen, bedeutet unter anderem, wenn es denn ein "gutes" Buch ist, darin zu wohnen, sich häuslich einzurichten, die Personen und ihre Eigenschaften quasi in seine Freundeskreis zu übernehmen. Dazu bedarf es ruhiger Minuten, wenn nicht Stunden, und des bedarf der Konzentration. Es bedarf auch des Interesses am Anfassen, am Blättern und Aus-der-Hand-Legen. Es bedarf, nicht ganz unwichtig, realen Speicherplatzes, eines Bücherregals, oder einer ganzen Bücherwand. Bücher sind Freunde, manchmal auch Feinde und ganz selten auch Wegwerfkandidaten. Letzteres dann, wenn sie "unmöglich" sind, d.h. dass man den Inhalt nicht bei sich haben will. Selten, wie gesagt.
Und was ist es nicht für ein Erlebnis, ein schon älteres Buch, das in die Jahre kam, in die Hand zu nehmen und darin zu blättern, alte Anmerkungen zu betrachten oder den oft sütterlinschen Namen eines früheren Eigentümers zu lesen. Eselsohren eingeschlossen: da ist man mal stehen geblieben, hat das Buch aus der Hand gelegt... Ich besitze eine 1937er Ausgabe der Buddenbrooks, der Buchrücken ist mehrfach geklebt, es ist verschlissen und seine Schrift ist: Fraktur, was bedeutet, sie ist altmodisch, aber sie ist - dem Bande angemessen. Nun ist dieser Jahrhundertroman allerdings mein Lieblingsbuch überhaupt, man entschuldige also meine Aufregung.
Ja, ich bin ein Bücherfreund, entstamme dem "analogen" Zeitalter, obwohl ich das digitale von Anfang an erleben konnte - und es keineswegs ablehne. Doch diese neue Sache mit dem Ebook, und den dazugehörigen E-Readern, das ist schon ein ziemlicher Hammer. Doch sie kumulativ zu verdammen und zu verbannen, ist auch falsch. Z.B. bei wissenschaftlichen Publikationen kann das Ebook schon seine Dienste tun. Ich besitze da ein (in die Jahre gekommenes) 3500 Seiten starkes medizinisches Lehrbuch der Inneren Medizin. Das in die Hand zu nehmen, ist allein schon eine körperliche Leistung, ganz zu schweigen von der geistigen! Als Ebook ist es leicht (in die Hand zu nehmen). Vorteil also. Und die Aktualisierung solcher Bücher... auch einfacher als Ebook, denke ich im Sinne der Rapidität des Internet.
Aber die Buddenbrooks als Ebook - gibt es wirklich! - brrrr!
Das Buch ist heute aber weniger Gegenstand von Inhalt, als Gegenstand von Verkaufszahlen und Coveransichten, und die werden derzeit mit Hilfe neuartiger Lesetechniken gesteigert. Ich spreche vom elektronischen Buch, dem eBook und seinem Leseinstrument, dem eBook-Reader. Auf der Buchmesse in Frankfurt - wir haben sie vor Jahren auch mal besucht, trafen wir z.B. Makaris, den griechischen Krimi-Autor, und der war ziemlich langweilig - gabe es wieder den sogenannten Verkaufshit Ebook, aber der weist ja immer noch nur etwa 1-2% der Gesamtumsätze auf. Das beruhigt.
Bücher zu lesen, bedeutet unter anderem, wenn es denn ein "gutes" Buch ist, darin zu wohnen, sich häuslich einzurichten, die Personen und ihre Eigenschaften quasi in seine Freundeskreis zu übernehmen. Dazu bedarf es ruhiger Minuten, wenn nicht Stunden, und des bedarf der Konzentration. Es bedarf auch des Interesses am Anfassen, am Blättern und Aus-der-Hand-Legen. Es bedarf, nicht ganz unwichtig, realen Speicherplatzes, eines Bücherregals, oder einer ganzen Bücherwand. Bücher sind Freunde, manchmal auch Feinde und ganz selten auch Wegwerfkandidaten. Letzteres dann, wenn sie "unmöglich" sind, d.h. dass man den Inhalt nicht bei sich haben will. Selten, wie gesagt.
Und was ist es nicht für ein Erlebnis, ein schon älteres Buch, das in die Jahre kam, in die Hand zu nehmen und darin zu blättern, alte Anmerkungen zu betrachten oder den oft sütterlinschen Namen eines früheren Eigentümers zu lesen. Eselsohren eingeschlossen: da ist man mal stehen geblieben, hat das Buch aus der Hand gelegt... Ich besitze eine 1937er Ausgabe der Buddenbrooks, der Buchrücken ist mehrfach geklebt, es ist verschlissen und seine Schrift ist: Fraktur, was bedeutet, sie ist altmodisch, aber sie ist - dem Bande angemessen. Nun ist dieser Jahrhundertroman allerdings mein Lieblingsbuch überhaupt, man entschuldige also meine Aufregung.
Ja, ich bin ein Bücherfreund, entstamme dem "analogen" Zeitalter, obwohl ich das digitale von Anfang an erleben konnte - und es keineswegs ablehne. Doch diese neue Sache mit dem Ebook, und den dazugehörigen E-Readern, das ist schon ein ziemlicher Hammer. Doch sie kumulativ zu verdammen und zu verbannen, ist auch falsch. Z.B. bei wissenschaftlichen Publikationen kann das Ebook schon seine Dienste tun. Ich besitze da ein (in die Jahre gekommenes) 3500 Seiten starkes medizinisches Lehrbuch der Inneren Medizin. Das in die Hand zu nehmen, ist allein schon eine körperliche Leistung, ganz zu schweigen von der geistigen! Als Ebook ist es leicht (in die Hand zu nehmen). Vorteil also. Und die Aktualisierung solcher Bücher... auch einfacher als Ebook, denke ich im Sinne der Rapidität des Internet.
Aber die Buddenbrooks als Ebook - gibt es wirklich! - brrrr!
Montag, 4. Februar 2013
Kriegsverbrecher Röchling und das Saarland
Das ist ja eine merkwürdige Überschrift dieses Blogs, wird der Leser meinen. Denn der Name Röchling ist auch im "Reich" durchaus positiv besetzt, als Industrieller, der Kohle und Stahl an der Saar groß machte, als Initiator von Sozialleistungen für "seine Arbeiter", und nicht zuletzt als Namensgeber für einen in den 60ern nicht unbekannten Fussballverein ("Röchling-Völklingen") und für die "Hermann-Röchling-Höhe", eine 1300-Seelen-Siedlung auf einer Anhöhe, ca. 500 m üNN. Vielleicht weht da oben ja jene Art sauberer Gipfelluft, die die Abgehobenheit und "heitere Gelassenheit" der dortigen Bürger im derzeitigen Namensstreit in Völklingen mit begründet.
Was ist bisher denn eigentlich geschehen?
2000 entdeckte der Spiegel die Zusammenhänge, dass ein Großindustrieller und Kriegshetzer namens Röchling neben Hitler immer noch Ehrenbürger der Stadt Völklingen und Namensgeber der "Bouser Höhe" sei. Er habe die Misshandlung von Zwangsarbeitern in einem werkseigenen KZ zugelassen und diese im Stahlwerk ausgebeutet.
Eine Bürgergruppe fand aber erst 2011, dass die Namensgebung der "Hermann-Röchling-Höhe" ein großer geschichtlicher Fehler sei. Man ehre damit nicht einen Wohltäter der Stadt, sondern einen ausgewachsenen Kriegsverbrecher, sogar abgeurteilt und verwahrt, denn das sei dieser Hermann Röchling. Dann gab es natürlich eine Gegeninitiative der Bürger und Bewohner dieser Höhe, die sich mit 95% natürlich gegen jede Änderung aussprach. Der Stadtrat sah das anders - im Juni 2012 - und beschloss eine Bürgerbefragung, die jedoch nie stattfand; warum, konnte der Bürger aus den Presseverlautbarungen leider nicht entnehmen. Stattdessen beschloss der gleiche Stadtrat im Januar 2013 mit den Stimmen der SPD, die sich vorher lautstark dagegen ausgesprochen hatte, eine Umbenennung in "Röchlinghöhe", um den "Hermann" wegzubekommen und dafür der Familie mit ihren "unstrittigen Verdiensten um die Stadt" zu gedenken. Die SPD hatte nämlich im Juni 2012 noch dafür votiert, den Stadtteil in "Bouser Höhe" - so hieß er vorher - wieder zurückzubenennen. Insoweit fiel die SPD da richtig um. O Genossen. Immerhin stand der Stadtrat richtig unter Druck, weil sowohl seriöse Historiker wie auch der Vorsitzende des Zentralrats der Juden im Saarland sich gegen den gegenwärtigen Zustand ausgesprochen hatten. Und Demos vor der Rats-Sitzung sowie auf der Höhe fanden ebenso statt. Da war also Druck im System.
Das ist etwa der gegenwärtige Sachstand.
Was soll man sagen? Der Name muss weg!!
Die Entscheidung, die nun getroffen wurde, ist mehr als halbherzig, denn sachlich gesehen ist die Familie im Nazireich auch als Ganzes dem Unrechtsstaat verfallen gewesen, und zudem kann jeder, der will, auch weiter den "Hermann" hinzufügen, oder sich das wenigstens denken.
Abgesehen von der Geschichtlosigkeit und Borniertheit einer solchen politischen Entscheidung, auch der meiner Genossen, kann man ablesen, wie heute noch, 80 Jahre nach der "Machtübernahme" 1933, mit Nazigeschichte umgegangen wird. In den Köpfen vieler ist immer noch Verdrängen und Schweigen die Hauptreaktion. Zwar sind die Bürger da oben in einer Altersgruppe, die noch Reste alten Denkens vermuten läßt ("Nicht alles war schlecht damals"), doch wird ja dieses Denken auch an die Jugend weitergegeben, die zwar nicht mehr direkt Schuld auf sich geladen hat, die aber eben auch nicht vergessen darf, was damals an horrendem Unrecht geschah. So gesehen, ist der Vorgang hier in Völklingen, in der tiefen Provinz, ein schlimmes Beispiel für die immer noch ewig Gestrigen, immer immer noch wirksam Tätigen in unserer Gesellschaft. Sollte man mit Brecht sagen: "der Schooß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch"?
Was ist bisher denn eigentlich geschehen?
2000 entdeckte der Spiegel die Zusammenhänge, dass ein Großindustrieller und Kriegshetzer namens Röchling neben Hitler immer noch Ehrenbürger der Stadt Völklingen und Namensgeber der "Bouser Höhe" sei. Er habe die Misshandlung von Zwangsarbeitern in einem werkseigenen KZ zugelassen und diese im Stahlwerk ausgebeutet.
Eine Bürgergruppe fand aber erst 2011, dass die Namensgebung der "Hermann-Röchling-Höhe" ein großer geschichtlicher Fehler sei. Man ehre damit nicht einen Wohltäter der Stadt, sondern einen ausgewachsenen Kriegsverbrecher, sogar abgeurteilt und verwahrt, denn das sei dieser Hermann Röchling. Dann gab es natürlich eine Gegeninitiative der Bürger und Bewohner dieser Höhe, die sich mit 95% natürlich gegen jede Änderung aussprach. Der Stadtrat sah das anders - im Juni 2012 - und beschloss eine Bürgerbefragung, die jedoch nie stattfand; warum, konnte der Bürger aus den Presseverlautbarungen leider nicht entnehmen. Stattdessen beschloss der gleiche Stadtrat im Januar 2013 mit den Stimmen der SPD, die sich vorher lautstark dagegen ausgesprochen hatte, eine Umbenennung in "Röchlinghöhe", um den "Hermann" wegzubekommen und dafür der Familie mit ihren "unstrittigen Verdiensten um die Stadt" zu gedenken. Die SPD hatte nämlich im Juni 2012 noch dafür votiert, den Stadtteil in "Bouser Höhe" - so hieß er vorher - wieder zurückzubenennen. Insoweit fiel die SPD da richtig um. O Genossen. Immerhin stand der Stadtrat richtig unter Druck, weil sowohl seriöse Historiker wie auch der Vorsitzende des Zentralrats der Juden im Saarland sich gegen den gegenwärtigen Zustand ausgesprochen hatten. Und Demos vor der Rats-Sitzung sowie auf der Höhe fanden ebenso statt. Da war also Druck im System.
Das ist etwa der gegenwärtige Sachstand.
Was soll man sagen? Der Name muss weg!!
Die Entscheidung, die nun getroffen wurde, ist mehr als halbherzig, denn sachlich gesehen ist die Familie im Nazireich auch als Ganzes dem Unrechtsstaat verfallen gewesen, und zudem kann jeder, der will, auch weiter den "Hermann" hinzufügen, oder sich das wenigstens denken.
Abgesehen von der Geschichtlosigkeit und Borniertheit einer solchen politischen Entscheidung, auch der meiner Genossen, kann man ablesen, wie heute noch, 80 Jahre nach der "Machtübernahme" 1933, mit Nazigeschichte umgegangen wird. In den Köpfen vieler ist immer noch Verdrängen und Schweigen die Hauptreaktion. Zwar sind die Bürger da oben in einer Altersgruppe, die noch Reste alten Denkens vermuten läßt ("Nicht alles war schlecht damals"), doch wird ja dieses Denken auch an die Jugend weitergegeben, die zwar nicht mehr direkt Schuld auf sich geladen hat, die aber eben auch nicht vergessen darf, was damals an horrendem Unrecht geschah. So gesehen, ist der Vorgang hier in Völklingen, in der tiefen Provinz, ein schlimmes Beispiel für die immer noch ewig Gestrigen, immer immer noch wirksam Tätigen in unserer Gesellschaft. Sollte man mit Brecht sagen: "der Schooß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch"?
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