Freitag, 3. April 2009

Arztberuf und Pflegeberuf; gleicht sich das Berufsbild an?

Nach der gestrigen öffentlichen Verlautbarung der GM zusammen mit den Krankenkassen und den Kliniks-Ärzteverbänden (es traten alle drei auf, doch zu Wort kam nur die
Krankenkassenvertreterin!) kamen mir als altem KH-Arzt und Kardiologen Gedanken, was sich alles ändern könnte, wenn man vorurteilslos und spannungsfrei an die Problematik der Aufgabenverteilung Arzt/Schwester herantritt. Bisher war diese ja strikt getrennt, mit gewissen, von beiden Seiten geduldeten Überschneidungen, nach dem Motto: wers besser kann, solls machen. Das galt beim Arzt für Spritzen, Blutentnahmen (ich habe dabei als junger Arzt oft geschwitzt und war so stolz, es
der älteren erfahrenen Schwester gleich getan zu haben)genauso wie bei der Schwester, wenn sie sich am Diagnose-oder Therapieprozess beteiligte, dann aber schief beäugt vom Arzt, besonders wenn er Chefarzt war. Und es ergaben sich auch Rivalitäten, die oft in Mobbing-artige Situationen gegen beide Bereiche eskalierten, zum Schaden oft der Patienten!
Was kann sich, wird sich ändern?
Nun, das Krankenhaus ist mehr und mehr zum apparativen Akutversorgungsplatz an der Front der Eingriffe und Operationen geworden, in dem die ärztliche Kunst zur Darstellung (und Selbstdarstellung) von Fertigkeiten (Herzkatheter, Koronarintervention, TEE, ICU-Eingriffe und vieles mehr) und deren Eitelkeiten degeneriert ist. Dazu kommt die kurze Patienten-Verweildauer und die enorme Überlastung mit fachfremden bürokratischen Tätigkeiten, die den Arzt (aber auch die Schwester) schlicht überfordern. Eine neue Aufgabenbverteilung zwischen beiden Berufsgruppen erscheint mir unvermeidlich, wenn man die einzig wichtige Aufgabe der Patientenversorgung nicht in Frage stellen will.
Leider schweigen sich die Berufsgruppen zu diesem Thema öffentlich aus, demonstrieren aber einen vagen Konsens, der sich nicht festmachen läßt an konkreten Aussagen. Aber so ist Politik heute leider. Dabei kann man ohne weiteres bestimmte Fertigkeiten des Krankenhausarztes, ich nenne mal provokativ

- Herzkatheter
- Ultraschalluntersuchung
- die Basisversorgung auf der ICU

Letzere wird in Form der technischen Beherrschung der Geräte schon heute besser und sicherer vom Intensivpfleger übernommen (leider in einer gesetzlichen Grauzone) als von jedem Arzt, selbst wenn er Intensivarzt ist. Das habe ich immer wieder erlebt.

Das und viel mehr könnte zu einer Beruhigung der Situation im KH führen, es ist überfällig und muss natürlich mit einer Änderung der Ausbildungsordnung auf beiden Seiten parallel gehen. Ansätze eines gemeinsamen Studienganges beider Berufsgruppen in speziellen Bereichen (Anatomie, Physiologie, Sachkunde in Gerätelehre etc) werden ja derzeit diskutiert und sind der richtige Weg meiner Meinung nach, den Pflegeberuf attraktiver zu machen. Natürlich kostet das mehr Geld. Das muss man wissen.
Der Arzt ausserhalb der diversen Funktionsbereiche - auch der niedergelassene Arzt im Verbund der Integration - ist dann der eigentliche Patientenpartner, etwa durch Gesprächsführung, Beratung oder Überwachung der eingeschlagenen Therapiewege. Er kehrt sozusagen in essentielle Gefilde zurück. das wäre schön und für den Patienten beruhigend!
GHE

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