Alle sagen, jetzt sei die Zeit des Innehaltens, des Verweilens und der Geduld, denn da wird ja etwas kommen, das wir - recht betrachtet - weder erwartet noch verdient haben. Das Geschenk unseres Gottes, sein Sohn, jüdischer Renegat und in eine Patchworkfamilie hineingeboren, soll uns Frieden und Aussöhnung bringen, seit nun 2010 Jahren. Dafür lohnt es sich, zu warten und innezuhalten, obwohl dieses Geschenk von uns Menschen bisher nicht gewürdigt wurde.
Überall noch Krieg, Unruhe, Auseinandersetzung, homo homini lupus etc. Und doch...
Das mit dem Innehalten - wir haben es verlernt, haben es nicht mehr drauf.
Wir sind ja eine mobile Gesellschaft, die sich jetzt wieder auf den geschlossenen Flughäfen, den überfüllten Bahnsteigen und auf den durch die LKW verstellten Autobahnen versammelt, um dem Fest zu entkommen. Und was geschieht? Der häufigste Spruch der Nachrichtensprecher: "Nichts geht mehr!"
Und das bedeutet, dass wir in unserem Drängen wegzukommen, aufgehalten werden. Ist das nicht ein Zeichen? Auf den Plattformen der Mobilität, den Flughäfen, den Bahnhöfen, auf den Inseln der Fortbewegung, den Autos: kein Wegkommen mit ihnen, sondern Anhalten. Es gab mal einen Film "Terminal" mit Tom Hanks, der auf einem Flughafen strandete, und wo einer seiner neuen Bekanntschaften, ein Jude, zu ihm sagt: "Jetzt ist die Zeit, nachzudenken, wohin man geht, also tue es!". Innehalten, wenn auch auf ungewöhnliche und unerwartete Art. Wenn es uns gelänge, in diesem Zeichen die höhere Kritik zu erkennen, dass unsere Mobilität auch nicht mehr ist, als es die Natur (oder wer?) zuläßt.
Ein Stopp verursacht durch nichts anderes als Naturgewalten, wird von uns nur als Ärgernis jener Institution wahrgenommen, die wir als überwunden ansahen, und mehr als Grund, unsere Rechte als Verbraucher,Bürger oder Konsumverursacher wahrzunehmen, als wahrzunehmen, was sonst noch da draußen passiert. Es gibt alle möglichen Berichte darüber, wie viele es traf, Tausende offenbar, aber ob es viele waren, die wirklich innehielten? Ich glaube nicht.
Man berichtet auch, dass in den Zeitungsmeldungen des vergangenen Jahres die "Kirchen" so häufig Berichts-Gegenstand waren wie nie zuvor. Ein gutes Zeichen sicher nicht, denn der Grund war ein Sündenfall der besonderen, der verwerflichen Art, vorwiegend der katholischen Kirche allerdings. Kein Innehalten, keine Reflexion, wohl aber oberflächlich-rasche Distanzierung, diese sehr weltliche Art der Ausgrenzung.
Innehalten auch in den Familien? In diesen, in vielen, wird entschleunigt, es wird wenigstens am 24sten versucht. Doch gelingt das wirklich, wenn der Alltag vieler Familien von dem genauen Gegenteil bestimmt ist: Citius, latius, altius? Dieser Alltag ist vor allem Berufsalltag, ich kenne diesen Alltag und kann es mir leicht machen, als Rentner kritisch davon zu sprechen. Doch verzehrt dieser Alltag immer mehr den Menschen, ja, er verschlingt ihn und es ist kaum anzunehmen, dass er ihn wieder ausspuckt wie Jonas.
Innehalten.
Der steht vor der Tür, der sich später für uns opferte. Von dem wir lernen könnten, lebenslang.
"...denn siehe, ich verkündige Euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird: denn Euch ist heute der Heiland geboren..." sagte der Engel.
/ghe
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