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Dienstag, 7. Dezember 2010

Wetten Dass - Wikileaks - Neuroenhancer: unser weihnachtlicher Gabentisch

Nun fehlt es nicht an klugen Kommentaren, wie man es besser (sicherer) machen könnte mit dem ZDF und Wettendass, eine Sendung übrigens, die ich mir schon seit langem nicht mehr antue. Einer der
Schaufiguren, einem Stuntman (auch Schauspielschüler genannt), passierte es also; er liegt als Quotenopfer schwer verletzt im Krankenhaus.
Zwar wurde die Sendung unterbrochen (gut), alle machten betroffene Gesichter, aber das nächstliegende: diese verstiegene Sendung gänzlich in Frage oder (ab-) zu stellen, das fällt niemandem ein. Dabei schaut die Scheinheiligkeit und Heuchelei den ZDF-Größen aus Augen und Ohren,denn nein, sie schielten ja nie nach Quote, einer sprach sogar von einer guten "Sendungsidee",keine Rede von "Bildungsauftrag" oder "Verantwortung" gegenüber dem Zuschauer im gebührenbezahlten Fernsehen. Nun ist Reflexion über solche "letzten Dinge" wohl generell verloren gegangen, denn der Zuschauer will halt "zuschauen", auch dabei, wie Mitmenschen leiden. Gaffer, der er ist, er gibt es nur nicht zu.
Heute ist Voyeurismus eine allgemeine Lebenshaltung, war sie vielleicht schon immer, aber sie wird heute öffentlich und als Sinnziel der Medien vorgetragen.
Auch die Geschichte mit Wikileaks gehört übrigens in diese Kategorie, denn die wenigen in den Medien publizierten "Depeschen" - welch altertümliches Wort: man denkt z.B. an die "Emser Depesche", die den deutsch-französischen Krieg 1870 auslöste - lösen keine Kriege mehr aus (zum Glück), aber bedienen unsere Schadenfreude, Klatsch und Tratsch-Bedürfnisse über den Küchenkrempel der Prominenten. Völliger Kleinkram, wenn es mich auch freut, Niebel als "schräge Wahl" oder Westerwelle als inkompentent bezeichnet zu sehen, oder 's Angela als "wenig risikofreudig".
So werden wieder unsere Wünsche nach Oberflächlichkeit bedient, und was auch noch zunimmt, ist unsere klammheimliche Freude am Schaden des anderen, Gaffermentalität eben.

Vielleicht ist aber (weihnachtliche?) Hoffnung: wie ich im Ärzteblatt lese, werden in naher Zukunft die sog. Neuroenhancer (die irgendwas im hirnlichen Striatum, der Belohnungsinsel???
verstärken) eine "mentale" Umerziehung des so oberflächlichen Menschen ermöglichen, die uns alle zum sog. "guten Leben" führt, so wie "good clinical practice" oder "good government" ja auch schon anerkannte Güteziele sind. Nur: welches gute Leben nun gemeint ist, und von wem es definiert wird, das konnte der Autor nicht mitteilen. Was ist aber GUTES LEBEN???? Dummerweise denke ich wieder an Aldous Huxley.
Ich meine, ein gutes Leben führt wahrscheinlich der Fernsehzuschauer mit und ohne Neuroenhancer vor dem Bildschirm, wenn Wettendass läuft!!! Oder ist das ZDF bereits ein Neuroenhancer?
Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage.
Frohe Weihnachten.
/ghe

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