Mittwoch, 31. Dezember 2008

31.12.2008

Die Magie des Jahreswechsels.
Wenn man um Mitternacht eine Hagebutte isst, bleibt man in kommenden Jahr frei von Krankheiten..
Wernn nach Mitternacht der erste Jahresgruß und Glückwunsch von einer alten (?) Frau kommt, könne es sein, dass man in 2009 stirbt.
Waschen "zwischen den Jahren": verboten; andernfalls bleiben die bösen Geister des alten Jahres im Hause. (Na das tun sie auch wohl sowieso... Finanzkrise etc.)
Rote Papierstreifen im Haus verteilen: böse Geister werden vertrieben (chinesischer Brauch)...
Es knallen lassen: naja, das ist kein Brauch mehr, sondern eine lukrative Industrie, und der Umsatz an Böllern geht in die Millionen. Arbeitsplätzchen werden geschaffen...
Neujahrskarpfen: Fischschuppe muss unter den Teller gelegt werden, das sichert das Einkommen des ganzen Jahres...
"im alten Jahre guter Schmaus, im neuen Jahr in Saus und Braus..."

Und das fand ich noch im Internet:
Weihnachten und Jahreswechsel kommen immer so plötzlich, also rechtzeitig planen, und nicht wie wir vor Jahren als Studenten ins Blaue leben.

Karpfen polnisch nach Art der Renthof WG

Der Küchenofen bullert, wohlig streckt sich die Hauskatze auf der Lehne des Ecksofas, mit geschlossenen Augen leckt sie an den Erinnerungen an die vergangenen Festtage.
Auf dem Herd, dem Tisch und in der Spüle müffelt das Geschirr vor sich hin, von der Fettlebe der Weihnachtstage erschöpft, hat sich keiner ums Aufräumen gekümmert.
Die Bewohner des Hauses, eine gute Mischung der Geschlechter und Studienrichtungen, waren allesamt offen für neue kulinarische Erfahrungen. Jetzt aber brüten sie stumm vor sich hin und keiner möchte als erster die Frage des Tages aufwerfen.
Nein, es geht nicht um den Abwasch, das haben sie noch immer hinbekommen.
Nein, die Frage ist, was kochen wir heute? Hat doch zu Weihnachten so gut geklappt: Schweineschmalz mit Äpfeln und Zwiebeln, gespickter Hasenrücken, Gänsebraten mit Rotkohl und Klößen, alles war wunderbar. Und jetzt, warum hat keiner eine Idee?
„Leute, es ist Sylvester, um eins machen die Läden zu, wir müssen uns was einfallen lassen“ sagt Hellmut, unser Cheftheoretiker, und versinkt auch wieder ins Grübeln.
Die Haustreppe knarrt, die Katze stellt die Ohren auf, neugierig drehen sich die Köpfe zur Küchentür. Eintritt Volker, ein Freund des Hauses. „Ach, ihr seid schon fertig mit dem Frühstück“ lässt er sich enttäuscht vernehmen und macht der Katze den Platz auf der Sofalehne streitig, die sich beleidigt knurrend auf Fensterbrett verzieht.
Rasch hat Volker den Grund für die trübe Stimmung erfasst, man merkte, er wollte gerne mit essen und feiern und macht den Vorschlag: „Fisch, meine Oma hat Sylvester immer Fisch gemacht.“ Die Redensarten seiner polnischen Großmutter hat er oft genug zum Besten gegeben, und jetzt behauptet er, auch deren Rezept für den Sylvesterkarpfen genau im Kopf zu haben.
Stolz auf die eigene Risikobereitschaft und froh darüber, einen Verantwortlichen für das Festmahl gefunden zu haben, stimmt man Volkers Vorschlag zu, macht kleine Einkaufslisten und getrennt geht’s los in die Stadt, bevor die Läden schließen.
Wegen des Karpfens geht es zum Fischhaus Braun in der Oberstadt. „Tut uns leid, aber Karpfen hätten Sie bestellen müssen.“ Blöd, aber wer hat denn schon vor Weihnachten an einen Karpfen zu Sylvester gedacht. „Wir hätten noch Heringe, Rotbarsch oder Seelachs.“ Gut, Rollmöpse für morgen haben wir schon, also Seelachs, ist auch viel billiger.
Wieder im Hause, wurden die Zutaten auf dem inzwischen frei geräumten Küchentisch ausgebreitet. Nach und nach trudeln auich die anderen Einkaufsgruppen wieder ein. Ja, Sie vermuten richtig, auch die anderen Zutaten waren nicht ganz so, wie sie hätten sein sollen..
Volkers Erinnerungen an seine Großmutter müssen an dieser Stelle recht trübe gewesen sein, jedenfalls hat er alle Zutaten ohne Protest verwendet und so kamen denn statt des braunen Bieres Malzbier und statt der Leb- und Pfefferkuchen holländischer Frühstücks- (Honig-)kuchen ins Essen, das unter Volkers Anleitung abends zubereitet wurde.
Noch nie vorher, und auch nicht später, ist von einem Mahl im Hause mehr übrig geblieben als gegessen wurde. Diesem „Karpfen polnisch“ hat selbst die verfressene Hauskatze ihren Zuspruch verweigert.
Volker kam im neuen Jahr lange Zeit nicht mehr zu uns.

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