Wenn ich lese, und ich lese viel, dass ein noch unbekannter CDU-Politiker aus dem Kanzleramt zu Daimler auf eine Chefposten wechselt, dass sich dessen Vorgänger bei Daimler einen Botschafterposten in Afghanistan ausgesucht hat (komisch, diese Wahl), dann kann ich nicht verhehlen, dass sich sehr aufgebracht bin über diesen neuen Beweis einer Verwicklung und Verquickung von Politik und Wirtschaft. Bin eben Sozi.
Koch-Bilfinger, Schröder-Pipelinefirma (Russland) und viele viele andere aus allen Parteien, die ich hier gar nicht aufzählen kann, alle im gleichen Verlangen und Ziel, Insiderwissen und Rückwirkungen in und aus Politik zu verfestigen. Natürlich gegen Kohle. Denn diese Herren (und Frauen) verdienen nicht schlecht, besser sicher als im Kanzleramt.
Der zuträglichen und auskömmlichen Verbindung zwischen Politik und Wirtschaft, die unzerstörbar ist in unserer politischen Klasse, ist es auch zugute zu halten, dass jetzt ein medial hochwirksamer Aufwand zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit in Europe betrieben wird.
Kommt ja auch gut an, bei einer z.B. 60%igen Quote in Spanien. Die Technik: Abwerben der zumeist hochqualifizierten Jugendlichen um offiziell diesen eine Aus- und Weiterbildung hierzulande anzubieten, inoffiziell, um dem "drohenden Facharbeitermangel" der Wirtschaft (aktuelle Worthülse in den Medien) entgegenzuwirken. Duales Modell, wird gesagt.
Die Folge jedoch: Absaugen von ebendiesen Hoffnungsträgern der jeweiligen Länder, von denen sicher viele nicht nach Hause zurückkehren dürften, Brain Drain nennt man das, und es war vor Jahren mal das Hauptargument der Entwicklungshilfe-Politik, die Gutausgebildeten aus Afrika eben nicht abzuziehen. An dessen Stelle trat dann das "capacity building", und das gelang eigentlich besser (habe es ja selber mit gestaltet, damals in Tanzania): wie wäre es denn, wenn man das Modell auf die Europäischen Mangelländer übertragen würde?
Wird aber nicht gehen. Siehe oben.
Skandal, das alles.