Die Deutsche Burschenschaft ist verbrannt. Ihr Geist ist kein Geist. Und: man schämt sich.
Es war im vergangenen Jahr, dass eine Pressemeldung schockierte, nach der das Mitglied einer Burschenschaft, ein Herr Weidner (FDP-Mitglied und NPD-Sympathisant), Dietrich Bonhoeffer als einen "Vaterlandsverräter" bezeichnete, der zu Recht zum Tode verurteilt worden sei. Der Autor dieses Blogs, selber Burschenschafter und SPD-Mitglied, war so wütend, dass er diese Aussage mit zum Anlass nahm, über die Rechtslastigkeit der Deutschen Burschenschaft und die diesbezüglichen Anwürfe der linken Szene vor der Burschenschaft Alemannia Freiburg, deren Mitglied der Blogger ist, ein Referat zu halten, das sowohl diese Fakten, ihre Bewertung als auch die Rolle eines SPD-Arbeitskreises - des Lassalle-Kreises - in diesem Umfeld zum Inhalt hatte, und darauf abzielte, die burschenschaftliche Idee vom Kopf des Rechtsradikalismus auf die Füße der Linksliberalität zu stellen.
Hier geht es um die anschließende Diskussion, in der es um zwei Schwerpunkte ging,einmal um die Art, wie man sich als Burschenschafter in das politische Hochschulleben einbringt und zum andern, ob die im Vortrag benutzten Quellen korrekt wiedergegeben wurden.
Es war interessant zu sehen, dass in Freiburg die jungen Alemannen vier Fachschaften als Vorsitzende besetzen konnten, was dem Dialog zwischen den Hochschulgruppen sicher nützen kann, wenn denn die grundsätzliche Geisteshaltung der jungen Burschen einer kritischen Grundhaltung und der nötigen Distanz zu allem, was dem rechten Dunstkreis angehört, entspricht. Hier gibt es viel zu tun, denn nicht allen war klar, dass man sich aktiv in den Diskurs einbringen muss, um überhaupt was zu ändern. Es wurde z.B. auch von Erlebnissen berichtet anlässlich eines Akademikerball-Besuches in Wien. Sicher hässliche und abscheuliche Ereignisse, doch in Österreich ist die Polarisierung viel deutlicher - also: hätte man denn dorthin unbedingt fahren müssen? Abgrenzung sieht anders aus.
Dann lief die Diskussion in eine falsche, aber bezeichnende Richtung. Kritik an der Quellennutzung im Vortrag wurde an zwei Punkten zum Hauptthema stilisiert, und das war entlarvend und auch enttäuschend.
1. Der Verunglimpfer Bonhoeffers sei (noch) nicht rechtskräftig verurteilt. Das werde im Vortrag (nicht korrekt) behauptet und damit wurde das ganze ungeheuerliche Faktum "entschuldigt"! Die Diskussion wurde auf diesen Sachverhalt beschränkt, und damit vom eigentlichen Fakt abgelenkt.
2. Der Antrag einer Burschenschaft auf dem letzten Burschentag, nur solche Studenten aufzunehmen, die der Abstammung nach deutsch seien (Arier-Antrag) wurde im Vortrag zitiert. Nicht aber wurde zitiert, dass dieser Antrag zurückgezogen wurde. Das wurde kritisiert, auch hier: Ablenkung vom eigentlichen Tatbestand. Es war, gelinde gesagt, schrecklich.
Man mag daraus erkennen, wie bei dieser Art Diskussion Sachthemen "erledigt" werden. Selbst wenn falsch zitiert wurde - an der Tatsache einer neonazistischen Grundhaltung ändert das natürlich nichts. Und nur darum geht es. An die Stelle des eigentlichen Sachverhalts und eine Sachdiskussion treten Formalien, und die Fakten werden verschleiert. Der Aufruf des Vortragenden, sich öffentlich eindeutig gegen rechts zu positionieren, verhallte ungehört. Genau dies Verhalten ist es aber, warum die Deutsche Burschenschaft sich nicht von der rechtsradikalen Geisteshaltung löst, also den Vorwürfen der Linken nichts entgegenzusetzen hat. Man steht politisch rechts und ist noch stolz darauf... Man kann sagen, die Deutsche Burschenschaft ist verbrannt. Der rechte Bursch steht nicht links. Ganz sicher (noch) nicht!! Aber wir arbeiten daran (im Lassallekreis).
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