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Sonntag, 6. Mai 2012

business as usual

oder: wie die Mächtigen ihr Gesicht zu wahren verstehen!
John Kornblum, ehemaliger Botschafter der USA in Deutschland, erklärte ganz direkt, dass Frau Clinton der wirtschaftliche Erfolg ihrer Chinareise wichtiger gewesen sei als die Menschenrechte und das Schicksal des Dissidenten Chen. Das zunächst mal als Statement eines US-Bürgers. Und daraus kann man ersehen, wie skandalös der Umgang der USA, in der Person Clintons, mit einem vom chinesischen Regime Verfolgten ist. Die Umstände des gesamten Vorganges sind allerdings diplomatisch-mysteriös: Da war erst die Meldung, dass dieser Dissident aus der Gewalt "lokaler" Behörden entkommen sei, die ihn gehasst haben sollen, wegen seiner Unbotmäßigkeit und seines Eintretend für eine Mehrkinder-Familie im Gegensatz zur Einkind-Politik der chinesischen Regierung. Kann es sein, dass "lokale" Behörden was tun, ohne die Sanktion übergeordneter Parteiorgane? Nach meiner Kenntnis nicht, nie.
Dann die Flucht in die US-Botschaft. Inszenierung? Unglaubliches Schweigen dort vor dem Besuch der Frau Clinton, die über Wirtschaftsthemen (worüber sonst) reden wollte. Dann plötzlich, als es nicht mehr anders ging, öffentliche Info, das dieser Chen (übrigens blind) die Botschaft "freiwillig" verlassen und in China bleiben wolle. Was er dann auch tat, so dass die Botschaft ihr Gesicht wahren konnte, vorläufig. Die Chinesen haben dann erklärt, dass er in einem Krankenhaus (wegen eines auf der Flucht verletzten Fusses) behandelt werden könne und dann an "sicherem Ort" mit seiner Familie untergebracht werden solle, als Schutz vor den besagten "lokalen" Behörden. Gesicht wahren eben. Unter der Hand sickerte durch, dass seien Familie massiv bedroht wurde. Was glaubhaft ist, und den Skandal dessen, was sich in der Botschaft abspielte, nur größer macht. USA als Verfechter der Menschlichkeit?
Neuesten Nachrichten zufolge ist es dem Chen dann (Überraschung) möglich gewesen, sogar mit dem amerikanischen Kongress zu telefonieren. Unglaublich, und vollends undurchsichtig - denn der Übersetzer dort war der engste Freund dieses Chen und Vorsitzende reiner Menschenrechtsorganisation in den USA. Nunmehr will er doch ausreisen, ohne Familie, und in den USA studieren. Jura. Hat wohl mächtige Freunde dort.
Es ist eine Tragikomödie, die sich da vor unsern Augen abspielt. Traurig, lachhaft, wenn man nicht eher weinen sollte. Die Mächtigen dieser Welt verteidigen die Ökonomie und die Interessen der Profiteure, wie schon immer. Egal wer dieser Chen wirklich ist.

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